Die Energiewende hat ihren Preis
Im Jahre 2004 sagte der „grüne“ Umweltminister Jürgen Trittin, die Energiewende werde den Durchschnittshaushalt nicht mehr als eine Kugel Eis pro Monat kosten. Zur damaligen Zeit belief sich der Preis für eine Kugel Eis auf etwa 50 Cent. Die Energiepreise sind im turbulenten Jahr 2021 jedoch so stark gestiegen wie nie zuvor. So stieg der durchschnittliche Strompreis im Jahresverlauf um rund 18,4 Prozent.
Ein bundesdeutscher Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (KWh) musste anfangs 2021 noch mit jährlichen Stromkosten in Höhe von 1.171 Euro kalkulieren. Im Dezember waren es hingegen bereits 1.386 Euro. Damit haben sich allein die Stromkosten innerhalb eines Jahres für diesen Haushalt um 215 Euro verteuert, was ungefähr 36 Kugeln Eis pro Monat im Jahre 2004 entspricht. Allein auf dem Terminmarkt für 2022 ist der Preis für eine Megawattstunde (MWh) Strom im vergangenen Jahr von 51 Euro auf 252 Euro angestiegen. Diese „Energiepreisexplosion ist ein Schock für viele Haushalte“ betont Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die Gründe für diesen rasanten Anstieg der Kosten sind vielseitig. So sind laut dem Handelsblatt der kalte Winter im vergangenen Jahr, die aktuell schlechten Erträge bei der Windenergie sowie steigende Preise für Kohle, Öl und Gas durch die anziehende Wirtschaft enorme Preistreiber. Jedoch auch das zurückfahren der konventionellen Stromproduktion und der Ausbau von erneuerbaren Energien sorgt vorübergehend für einen Anstieg der Strompreise. Obwohl in den letzten Tagen die Preise wieder etwas nachgegeben haben, glaubt Markus Krebber, CEO von RWE, nicht an eine schnelle Verbesserung der Situation: „Wir müssen damit rechnen, dass es länger dauert, bis sich die Preise wieder normalisieren.“.
RWE plant schneller Umstieg
Um die Strompreise langfristig wieder zu senken, plant der Essener Energieversorgungskonzern bis Ende des Jahrzehnts die Kapazität von rund 50 Gigawatt an erneuerbarer Energie zu erschließen. Pro Jahr sollen im Schnitt 2,5 Gigawatt neu hinzukommen, um dieses Ziel zu erreichen. Gerade im Bereich Offshore-Windparks soll sich die Kapazität von 2,4 auf 8 Gigawatt mehr als verdreifachen. Um dieses Ziel zu erreichen, plant RWE unter anderem eine Zusammenarbeit mit dem kanadischen Elektrizitätsversorger, Northland Power, um drei neue Windparks in der Nordsee zu errichten, wie der Konzern am 05.01.2022 bekannt gab.
Diese Windparks sollen zwischen 2026 und 2028 den Betrieb aufnehmen. Hierfür wurde der Standort für den kleinsten der drei Windparks bereits im vergangenen Jahr gesichert. Auf dieser Fläche sollen künftig Windräder mit einer Leistung von 433 Megawatt stehen. Die beiden anderen Flächen sollen 2023 im Rahmen einer Auktion vergeben werden und eine Gesamtkapazität von 900 Megawatt aufweisen.
Mit dem Stromüberschuss aus den Offshore-Windparks soll zusätzlich grüner Wasserstoff produziert werden. So gab das Unternehmen vergangenen Dezember bekannt, in Zusammenarbeit mit Linde PLC vorerst eine 200 Megawatt-Elektrolyseanlage in Lingen entwickeln zu wollen. Bis zum Jahre 2030 wolle man die Kapazität auf bis zu 2 Gigawatt erhöhen.
E.ON baut das Geschäft aus
Der Energiekonzern E.ON plant laut Aussagen von CEO Leonhard Birnbaum, rund 27 Milliarden Euro bis 2026 zu investieren, wovon der Großteil nach Deutschland fließen soll. Zusätzlich gab der Konzern bekannt, sein Geschäft mit sauberer Energie und Dekarbonisierung ausbauen zu wollen. Für dies beteiligt sich E.ON am norwegischen Anbieter Horisont Energi mit rund 25 Prozent. Gemeinsam wollen sie bei der Entwicklung eines europaweiten Dienstleistungsangebots für die Abscheidung, den Transport und die Speicherung von Kohlendioxid (CCS)“ kooperieren, wie E.ON am 12.01.2022 bekannt gab. Zusätzlich gibt es Pläne bei der gemeinsamen Produktion von grünem Wasserstoff und nachhaltigem Ammoniak.
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