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Optionsscheine mit Pfiff: Was kurze Laufzeiten bewirken können

Vontobel Markets
3. Juni 2024 | 6 Minuten zu lesen

Optionsscheine sind verbriefte Optionen, die Anlegern die Möglichkeit bieten, gehebelt an der Entwicklung eines Basiswerts zu partizipieren. Die Basiswerte erstrecken sich von Aktien über Währungen bis zu Rohstoffen und auch die Laufzeiten variieren. Im folgenden Artikel widmen wir uns genauer den Besonderheiten von kurzläufigen Optionsscheinen. Diese können insbesondere für die Umsetzung kurzfristiger Handelsstrategien für Anleger von Bedeutung sein, da sie vergleichsweise hohe Hebel aufweisen können. Die sich dadurch eröffnenden Chancen gehen jedoch – wie so oft in der Finanzwelt – mit einem höheren Risiko einher. Doch wieso kann die Hebelwirkung bei kurzläufigen Optionsscheinen deutlich stärker ausfallen?

Das 1x1 der Optionsscheine

Bevor wir einen Blick auf die Dynamiken von Kurzläufern werfen, ist es wichtig zu verstehen, wie ein Optionsschein im Allgemeinen funktioniert. Ein Optionsschein fällt unter die Kategorie der Hebelprodukte und gibt damit Anlegern die Möglichkeit überproportional an den Kursbewegungen des Basiswerts zu partizipieren. Da ein Optionsschein eine verbriefte Option ist, sind die Dynamiken der Preisbildung grundsätzlich mit denen einer „normalen“ (europäischen) Option vergleichbar. Eine europäische Option gibt dem Inhaber das Recht einen Basiswert zu einem bestimmten Kurs (Basispreis) zu einem bestimmten Zeitpunkt zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option). Eine Option kann je nach Stand des Basiswerts einen inneren Wert aufweisen oder nicht. Grundsätzlich hat eine Call-Option dann einen inneren Wert, wenn der Kurs des Basiswerts über dem Basispreis liegt, eine Put-Option hingegen weist einen inneren Wert auf, wenn der Kurs des Basiswerts unter dem Basispreis liegt. Der innere Wert für beide Arten von Optionen ist in der untenstehenden Abbildung 1 grafisch dargestellt.

Neben dem inneren Wert hat eine Option vor Laufzeitende auch einen Zeitwert, der, einfach gesagt, die Wahrscheinlichkeit widerspiegelt, dass die Option bis zum Bewertungstag noch einen inneren Wert aufweisen wird. Dieser Zeitwert ergibt zusammen mit dem inneren Wert den Preis der Option. Wie wir bereits wissen, hängt der innere Wert einer Option unmittelbar vom Kurs des Basiswerts ab. Der Zeitwert hingegen hängt von weiteren Faktoren wie der impliziten Volatilität des Basiswerts, der Restlaufzeit, dem Zinsniveau und ggf. Dividenden ab. Um die Entwicklung des Zeitwerts einer Call-Option genauer zu betrachten, ziehen wir folgendes Beispiel heran:

 

Basiswert: Muster AG Restlaufzeit: 1 Jahr
Basispreis: EUR 100,00 Zinssatz: 5,00% p.a.
Implizite Volatilität: 20,00% p.a. Dividenden: Keine

 

Der Zeitwert einer Call-Option sinkt tendenziell über die Laufzeit. Abbildung 2 zeigt exemplarisch die Veränderung des Zeitwerts einer Call-Option auf die Muster AG, wenn sich die Restlaufzeit von einem Jahr auf drei Monate reduziert unter der Voraussetzung, dass alle anderen oben genannten Variablen gleichbleiben. Es ist deutlich zu erkennen, dass der Zeitwert „über“ dem inneren Wert deutlich abnimmt, denn die blaue Line (Optionspreis) nähert sich der schwarzen Linie (innerer Wert) deutlich an. Somit ist in diesem Beispiel bei einer Restlaufzeit von drei Monaten ein Zeitwert nur noch in einer Kursspanne von ca. EUR 20 um den Basispreis von EUR 100 zu erkennen. Falls der Kurs des Basiswerts stark unter oder über dem Basispreis steht, also die Option weit „aus“ bzw. „im Geld“ ist, ist kaum noch Zeitwert vorhanden. Mit abnehmender Restlaufzeit sinkt der Zeitwert ceteris paribus weiter, bis am Bewertungstag bzw. bei Feststellung des Referenzkurses nur noch der innere Wert der Option übrigbleibt.

Die Griechen einer Option

Um zu verstehen, warum kurzläufige Optionsscheine für Anleger interessant sein können, lohnt es sich, einen Blick auf die preisbildenden Faktoren zu werfen. Wie bereits erwähnt, können Veränderungen im Kurs des Basiswerts, der Volatilität, der Restlaufzeit und des Zinsniveaus den Preis einer Option beeinflussen. Im Finanzwesen wird jedem dieser Einflussfaktoren ein griechischer Buchstabe zugeordnet, weshalb man auch häufig von „den Griechen“ (engl. Greeks) einer Option spricht. Die bekanntesten Griechen sind dabei Delta, Gamma, Vega, Theta und Rho.

1. Das Delta

Der wohl geläufigste Grieche ist das Delta. Das Delta gibt Auskunft über die Änderung des Optionspreises, wenn sich der Kurs des Basiswerts um eine Einheit bewegt. Mathematisch gesehen handelt es sich bezüglich der Preisformel nach Black-Scholes um die erste Ableitung des Optionspreises nach dem Kurs des Basiswerts. Wenn also eine Call-Option mit einem Bezugsverhältnis von Eins auf eine Aktie der Muster AG ein Delta von 0,5 aufweist, bedeutet dies, dass eine positive Kursbewegung der Aktie um einen Euro einen Anstieg des Optionspreises um 0,50 Euro zur Folge hat. Natürlich greift dieser Mechanismus auch in die Gegenrichtung. Fällt der Kurs der Muster AG um einen Euro, sinkt der Optionspreis um 0,50 Euro. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass das Delta eine dynamische Kennzahl ist, die sich bei Kursbewegungen des Basiswerts fortlaufend ändert. Dabei liegt das Delta bei Call-Optionen immer zwischen Null und Eins. Wenn der Kurs des Basiswerts weit unter den Basispreis fällt, bewegt sich das Delta der Call-Option gegen Null. Dies bedeutet, dass Veränderungen des Basiswerts kaum mehr Einfluss auf den Optionspreis haben. Ein starker Anstieg des Basiswerts weit über den Basispreis treibt das Delta gegen Eins. Somit bewegt sich der Optionspreis ab einem gewissen Punkt nahezu 1:1 zur Kursveränderung des Basiswerts.

Wenn der Bewertungstag der Option näher rückt, verändert sich die Dynamik des Deltas, in der unterstehenden Abbildung 3 ist dies deutlich erkennbar. Während das Delta bei einer Restlauzeit von einem Jahr einen vergleichsweise “flachen“ Verlauf aufweist, ist es kurz vor dem Bewertungstag um den Basispreis herum deutlich steiler. Falls in dieser Situation, also bei kurzer Restlaufzeit, der Kurs der Muster AG ein Stück unter dem Basispreis liegt (siehe rote Linie links der 90er-Marke), reagiert der Optionspreis kaum noch auf Veränderungen der Aktie. Bei einem Anstieg des Kurses über den Basispreis steigt das Delta bei einer kurzläufigen Option jedoch deutlich schneller an. Daher reagiert der Optionspreis deutlich stärker auf Kursänderungen. Dieses Verhalten des Deltas wird durch einen anderen Griechen, dem Gamma, beschrieben, der im folgenden Abschnitt genauer betrachtet wird.

2. Das Gamma

Das Gamma gibt Auskunft über die Dynamik des Deltas, welches im vorherigen Abschnitt genauer beleuchtet wurde. Es zeigt, wie stark sich das Delta einer Option verändert, wenn sich der Kurs des Basiswerts verändert. Ein niedriges Gamma impliziert, dass sich das Delta nur leicht ändert, wenn sich der Kurs der Basiswert bewegt. Ein hohes Gamma zeugt hingegen von einer starken Veränderung des Deltas bei Kursbewegungen des Basiswerts. Mathematisch betrachtet ist das Gamma die Ableitung des Deltas nach dem Kurs des Basiswertes und repräsentiert somit die Steigung der Deltakurve. Da die Deltakurve einer Option im Zeitverlauf steiler wird und somit eine höhere Steigung aufweist, erhöht sich auch das Gamma über die Zeit um den Basispreis herum zunehmend. Dies ist auch in der untenstehenden Abbildung 4 klar erkennbar (siehe rote Linie um die 100er Marke herum). Doch was genau nützt dem Anleger ein hohes Gamma in seiner Optionsposition?

Ein hohes Gamma zeugt von einer hohen Sensitivität des Deltas bezüglich Kursveränderungen des Basiswerts. Unter der Voraussetzung, dass der Basiswert in der Nähe des Basispreis notiert, erreicht die kurzläufige Call-Option verglichen mit einer langlaufenden Call-Option bei steigenden Kursen deutlich schneller ein hohes Delta. Kurzläufige Call-Optionen können folglich die Möglichkeit bieten, um den Basispreis herum vergleichsweise stark an Bewegungen des Basiswerts zu partizipieren, der Hebel ist also vergleichsweise groß. Man bezeichnet den Handel mit Optionen, die nahe am Basispreis notieren und eine geringe Restlaufzeit haben auch als „Gamma-Trading“, womit die besondere Bedeutung dieses Griechen deutlich wird.

3. Weitere Griechen

Neben dem Delta und dem Gamma gibt es, wie bereits erwähnt, weitere Griechen, die einen Einfluss auf den Preis einer Option haben können. Das Vega beschreibt die Änderung des Optionspreises, wenn sich die implizite Volatilität des Basiswerts um einen Prozentpunkt verändert. Bei einer Call-Option ist das Vega immer positiv, d.h. eine Erhöhung der Volatilität erhöht den Preis der Option. Mit einer Verringerung der Restlaufzeit sinkt das Vega einer Option jedoch ab, weshalb die Volatilität bei kurzläufigen Optionen einen vergleichsweise geringeren Einfluss auf den Optionspreis hat. Ein Grieche, der kurz vor Laufzeitende jedoch stark ins Gewicht fällt, ist das Theta. Das Theta gibt den Einfluss des Zeitverlaufs auf den Optionspreis an. Grundsätzlich ist das Theta einer Call-Option negativ. Dies bedeutet, dass eine Option im Zeitverlauf, wenn alle anderen Parameter unverändert bleiben, an Zeitwert verliert. Der „innere Wert“, den eine Call-Option dann hat, wenn der Kurs des Basiswerts über dem Basispreis steht, reduziert sich dadurch nicht. Mit dem Näherrücken des Bewertungstags wird das Theta um den Basispreis herum immer negativer und kann somit einen deutlich negativen Einfluss auf den Preis einer Option haben. Der letzte der fünf geläufigen Griechen ist das Rho. Das Rho beschreibt die Änderung des Optionspreises, wenn sich das Zinsniveau um einen Prozentpunkt verändert. Bei einer kurzen Restlaufzeit fällt es jedoch kaum ins Gewicht.

Zwar beziehen sich die vorherigen Aussagen und Mechanismen beispielhaft auf Call-Optionen, sie gelten grundsätzlich jedoch auch für Put-Optionen. Denn obwohl sich das Delta einer Put-Option von dem einer Call-Option unterscheidet, verhalten sich Gamma, Vega und Theta ähnlich, weshalb das beschriebene „Gamma-Trading“ auch auf der Put-Seite möglich ist. Allgemein ist anzumerken, dass sich Optionsscheine (verbriefte Optionen) von „normalen“ Optionen unter anderem hinsichtlich des Bezugsverhältnisses, der Möglichkeit der Ausübung und des Emittentenrisikos unterscheiden können. Die Preisbildung basiert grundsätzlich auf den gleichen Theorien, weshalb die betrachteten Dynamiken für beide Arten relevant sind.

Fazit

Bei Optionsscheinen mit kurzer Laufzeit greifen die oben aufgeführten Mechanismen, Delta und Gamma spielen, insbesondere in der Nähe des Basispreises, eine wichtige Rolle. Diese Art von Optionsscheinen haben einen vergleichsweise hohen Hebel, reagieren stark auf Kursveränderungen des Basiswerts und können grundsätzlich für die Umsetzung von kurzfristigen Strategien genutzt werden. Nichtsdestotrotz kann das hohe Theta zu einem raschen Abbau des Zeitwerts führen und sich somit erheblich negativ auf die Preisentwicklung auswirken. Im Allgemeinen birgt der Handel mit Optionsscheinen kurz vor dem Bewertungstag ein erhöhtes (Preisänderungs-) Risiko für Anleger.

Risiken

Anleger sind dem Risiko ausgesetzt, dass Emittent und Garant ihre Verpflichtungen aus dem Produkt und der Garantie - beispielsweise im Falle einer Insolvenz (Zahlungsunfähigkeit / Überschuldung) oder einer behördlichen Anordnung von Abwicklungsmaßnahmen - nicht erfüllen können. Eine solche Anordnung durch eine Abwicklungsbehörde kann im Falle einer Krise des Garanten auch im Vorfeld eines Insolvenzverfahrens ergehen. Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich. Das Produkt unterliegt als Schuldverschreibung keiner Einlagensicherung.

Wegen der Hebelwirkung besteht bei Hebelprodukten, wie z.B. bei den hierin genannten Turbo-Optionsscheinen und Mini Futures, ein erhöhtes Verlustrisiko (Totalverlustrisiko).

Der Wert des Zertifikats kann während der Laufzeit durch die marktpreisbestimmenden Faktoren auch deutlich unter den Erwerbspreis fallen, wenn der Wert des Basiswerts fällt.

Die Entwicklung der Aktienkurse der jeweiligen Unternehmen ist von vielen unternehmerischen, konjunkturellen und ökonomischen Einflussfaktoren abhängig, die der Anleger bei der Bildung seiner Marktmeinung zu berücksichtigen hat. Der Aktienkurs kann sich auch anders entwickeln als erwartet, wodurch Verluste entstehen können.

Diese Information ist weder eine Anlageberatung noch eine Anlagestrategie- oder Anlageempfehlung, sondern Werbung. Die vollständigen Angaben zu den Wertpapieren, insbesondere zur Struktur und zu den mit einer Investition verbundenen Risiken, sind in dem Basisprospekt, nebst etwaiger Nachträge, sowie den jeweiligen Endgültigen Bedingungen beschrieben. Der Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen stellen das allein verbindliche Verkaufsdokument der Wertpapiere dar. Es wird empfohlen, dass potenzielle Anleger diese Dokumente lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollständig zu verstehen. Die Dokumente sowie das Basisinformationsblatt sind auf der Internetseite des Emittenten, Vontobel Financial Products GmbH, Bockenheimer Landstraße 24, 60323 Frankfurt am Main, Deutschland, unter prospectus.vontobel.com veröffentlicht und werden beim Emittenten zur kostenlosen Ausgabe bereitgehalten. Die Billigung des Prospekts ist nicht als Befürwortung der angebotenen oder zum Handel an einem geregelten Markt zugelassenen Wertpapiere zu verstehen. Bei den Wertpapieren handelt es sich um Produkte, die nicht einfach sind und schwer zu verstehen sein können. In dieser Information sind Angaben enthalten, die sich auf die Vergangenheit beziehen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.