Faktor-Optionsscheine
Mit Faktor-Optionsscheinen können Anleger überproportional an der Wertentwicklung eines Referenzwerts partizipieren – und zwar mit einem konstanten Hebel – was die Besonderheit des Produkttyps darstellt. Mit Long Faktor-Optionsscheinen können Anleger auf steigende Kurse setzen, mit Short Produkten auf fallende. Geeignet sind die Produkte für einen kurzfristigen Anlagehorizont, nicht für eine Buy-and-hold-Strategie. Zudem ermöglichen Faktor-Optionsscheine Anlegern den Zugang zu vielen Anlageklassen, denn es steht eine breite Auswahl an Referenzwerten zur Verfügung: Aktien, Indizes, Edelmetalle, Rohstoffe, Währungen, Zinsen und Volatilität.
Funktionsweise
Kurzfristig orientierte Anleger können mit Faktor-Optionsscheinen überproportional an der täglichen Wertentwicklung eines Referenzwerts partizipieren. Im Vergleich zu einer Direktinvestition benötigt ein Faktor-Optionsschein einen geringeren Kapitaleinsatz, was zu der Hebelwirkung führt.
Eine zentrale Eigenschaft dieser Produktkategorie ist der konstante Hebel. Während sich der Hebel bei anderen Produkten wie Optionsscheinen, Turbo-Optionsscheine und Mini-Futures ändern kann, bleibt der Hebelfaktor bei einem Faktor-Optionsschein unverändert. Wie stark ein Anleger von der Wertentwicklung partizipiert, hängt somit vom Hebel (engl. Leverage) ab.
Der Hebel beschreibt, wie stark ein Produkt auf die Wertveränderungen des Referenzwerts reagiert. Dies ermöglicht eine überproportionale Partizipation. Je höher der Hebel, desto tiefer ist der Kapitaleinsatz des Anlegers gemessen am Gesamtwert des Referenzwerts.
Für das Produktverständnis ist es wichtig zu erwähnen, dass der handelbare Faktor-Optionsschein nicht direkt auf den Referenzwert lautet, sondern ein Zwischenschritt erfolgt, um den konstanten Hebel gewährleisten zu können. Jedem Faktor-Optionsschein liegt ein Faktor-Index zugrunde. Faktor-Indizes bilden eine theoretische Anlage in einen Referenzwert nach, wobei Kursbewegungen des Referenzwerts durch den Faktor (Hebel) vervielfacht werden. Das Faktor-Optionsschein bildet die Wertentwicklung des Faktor-Index ab, unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses und der Handelswährung. Auf den zugehörigen Faktor-Index wird auf der Produktseite verwiesen.
Der Zusammenhang der drei Komponenten eines Faktor-Optionsscheins ist in der nachfolgenden Grafik abgebildet.
Für die Berechnung des Indexstandes ist die Veränderung des aktuellen Referenzwertkurses gegenüber dem letzten Bewertungskurs relevant. Der Bewertungskurs wird börsentäglich ermittelt und wird je nach Anlageklasse oder Referenzwertkategorie zu unterschiedlichen Zeiten festgelegt. Für Aktien und Aktienindizes findet die Bewertung normalerweise zu Börsenschluss statt.
Besonderheiten von Faktor-Optionsscheinen
Die Produkte bieten eine überproportionale Partizipation an der Wertentwicklung eines Referenzwerts, indem die tägliche prozentuale Kursbewegung mit dem konstanten Faktor multipliziert wird. Mit «Long» Produkten kann auf steigende Kurse gesetzt werden, mit «Short» Produkten auf fallende.
Die Volatilität (Schwankungsbreite) hat keinen direkten Einfluss auf die Preisbildung. Zudem besitzen Faktor-Optionsscheine keine feste Laufzeit (Open-End).
Es ist wichtig zu erwähnen, dass der Hebel in beide Richtungen wirkt, sodass sowohl überproportionale Gewinne als auch entsprechende Verluste bis hin zum Totalverlust aus der Anlage resultieren können. Ein besonderes Merkmal eines Faktor-Optionsscheins ist die Schwelle für die untertägige Indexanpassung. Diese Schwelle bezieht sich auf den Referenzwert. Sie gibt an, bei welcher Wertentwicklung des Referenzwerts seit der letzten Bewertung eine untertägige Indexanpassung stattfindet. Die Schwelle wird in Prozent angegeben, ihr absoluter Wert wird nach jeder Bewertung festgelegt. Für Long Produkte beschreibt die Schwelle die maximal zulässige negative Wertveränderung des Referenzwerts seit der letzten Bewertung, bevor eine untertägige Indexanpassung erfolgt. Für Short Produkte beschreibt die Schwelle die maximal zulässige positive Wertveränderung des Referenzwerts seit der letzten Bewertung, bevor eine untertägige Indexanpassung erfolgt. Wenn die Schwelle erreicht wird, findet eine untertägige Indexanpassung statt und ein neuer Bewertungskurs sowie eine neue (absolute) Schwelle werden festgelegt. Der absolute Wert der Schwelle wird nach einer regulären, täglichen Indexbewertung und nach einer möglichen untertägigen Indexanpassung neu festgelegt. Die Schwelle existiert, um einen sofortigen Totalverlust zu vermeiden.
Ein Faktor-Optionsschein hebelt tägliche Renditen. Deshalb kann die längere Wertentwicklung des Referenzwerts nicht mit einem Faktor multipliziert werden, um die Wertentwicklung des Faktor-Optionsscheins zu ermitteln. Die korrekte Berechnung beinhaltet die Ermittlung jeder einzelnen, täglichen Wertentwicklung des Referenzwerts bezogen auf den letzten Bewertungskurs. Die Verkettung von Tagesrenditen führt zu einer Pfadabhängigkeit.
Die Bedeutung eines klaren, stetigen Kurstrends oder einer Seitwärtsbewegung auf die Wertentwicklung werden in den folgenden zwei Beispielen dargestellt. Ebenfalls zeigen die beiden Beispiele die Eigenschaft der Pfadabhängigkeit.
Hinweis: Einfachheitshalber wird nur die Hebelkomponente aufgezeigt, ohne die Finanzierungskomponente in die Berechnung aufzunehmen.
Kosten von Faktor-Optionsscheinen
Die Strategie eines Faktor-Index (Long) bildet eine mehrfache Investition in den Referenzwert entsprechend dem Hebel (Faktors) nach. Die Kosten eines Faktor-Optionsscheins setzen sich aus zwei Komponenten zusammen.
Die Finanzierungskosten für einen Long Faktor-Index Long setzen sich aus dem aktuellen Tageszinssatz plus einem Finanzierungsspread zusammen. Aus diesem Grund hat die Faktorfinanzierung einen wertmindernden Einfluss.
Bei einem Short-Produkt wird der Referenzwert entsprechend seinem Hebel (Faktor) leerverkauft. Kombiniert mit dem Finanzierungsspread wird dieser Betrag zum aktuellen Tageszinssatz angelegt und wirft so einen Ertrag ab.
Die zweite Finanzierungskomponente, die Indexgebühr, wird sowohl für Long und Short Indizes fällig.
Breite Auswahl an Anlageklassen
Faktor-Optionsscheine gibt es auf eine Vielzahl von Referenzwerten aus verschiedenen Anlageklassen. Die abgebildeten Anlageklassen reichen von Aktien, Aktienindizes, Rohstoffe, Edelmetalle, Zinsinstrumenten, Währungspaaren bis hin zu Volatilitätsindizes.
Vor- und Nachteile von Faktor-Optionsscheinen
Vorteile eines Faktor-Optionsscheins
- Partizipation mit konstantem Faktor (Hebel)
- Volatilität fließt nicht in Preisbildung mit ein
- Keine Laufzeitbegrenzung (Open-End), aber Kündigungsrecht des Emittenten
- Vereinfachte Produktauswahl, Faktor als Differenzierung
Risiken eines Faktor-Optionsscheins
- Marktrisiko des Basiswerts
- Hebel wirkt in beide Richtungen
- Überproportionaler Verlust bis hin zum Totalverlust ist möglich
- Ungeeignet für Seitwärtsmärkte bzw. Marktphasen ohne stetigen Kurstrend
- Untertägige Indexpassung bei stark nachteiligen Bewegungen des Referenzwerts ist vergleichbar mit einer sofortigen Realisierung des Verlustes. Eine mögliche Erholung im weiteren Verlauf wird dadurch erschwert.
- Kündigungsrecht des Emittenten: Der Emittent kann die Produkte mit einer bestimmten Frist kündigen und dadurch die Laufzeit beenden. Das führt zur Rückzahlung des aktuellen Werts zu dem bestimmten Termin.
- Währungsrisiko, falls die Währung des Referenzwerts von der Produktwährung abweichtEmittentenrisiko (Emittent bzw. Garant kann seine Verpflichtungen aus dem Produkt nicht erfüllen)
FAQs
Für welche Marktphase sind Faktor-Optionsscheine geeignet?
Faktor-Optionsscheine entfalten ihre Wirkung, wenn der Referenzwert einem klaren, stetigen Trend folgt. Zudem eignet sich eine Anlage für einen kurzen Anlagehorizont (untertägig oder wenige Tage).
Sind die Zeitpunkte zur Ermittlung des Bewertungskurses unterschiedlich?
Der Bewertungszeitpunkt hängt von der Anlageklasse und dem Referenzwert ab. Dementsprechend gibt es verschiedene Bewertungszeitpunkte.
Was passiert, wenn die Schwelle erreicht wird?
Für den Fall, dass der Referenzwert die für den Faktor-Index relevante Schwelle erreicht, findet eine untertägige Indexanpassung statt. Dabei werden ein neuer Bewertungskurs sowie eine neue Schwelle festgelegt. Dieser neue Bewertungskurs dient als Basis für die Ermittlung der nachfolgenden Wertentwicklung.
In einem solchen Fall findet die untertägige Indexanpassung zusätzlich zur regulären, täglichen Ermittlung des Bewertungskurses statt.
Wieso ist die Pfadabhängigkeit ein wichtiges Merkmal eines Faktor-Optionsscheins?
Ein Faktor-Optionsschein bzw. ein Faktor-Index hebelt die täglichen Renditen eines Referenzwerts. Für die Berechnung des Faktor-Index ist die Veränderung des Referenzwertkurses gegenüber dem letzten Bewertungskurs relevant. Grundsätzlich wird an jedem Handelstag ein neuer Bewertungskurs festgestellt, welcher die Basis für die Ermittlung der Wertveränderung für den Folgetag ist.
Eine Pfadabhängigkeit entsteht, weil die täglichen Wertveränderungen miteinander verknüpft werden. Die Wertentwicklung eines Faktor-Optionsscheins wird nicht nur durch die Wertentwicklung des Referenzwerts zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmt, sondern es ist auch entscheidend, wie diese Wertentwicklung auf dem „Pfad“ dorthin in den verschiedenen Perioden zustande kommt.
Diese Information ist weder eine Anlageberatung noch eine Anlagestrategie- oder Anlageempfehlung, sondern Werbung. Die vollständigen Angaben zu den Wertpapieren, insbesondere zur Struktur und zu den mit einer Investition verbundenen Risiken, sind in dem Basisprospekt, nebst etwaiger Nachträge, sowie den jeweiligen Endgültigen Bedingungen beschrieben. Der Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen stellen das allein verbindliche Verkaufsdokument der Wertpapiere dar. Es wird empfohlen, dass potenzielle Anleger diese Dokumente lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollständig zu verstehen. Die Dokumente sowie das Basisinformationsblatt sind auf der Internetseite des Emittenten, Vontobel Financial Products GmbH, Bockenheimer Landstraße 24, 60323 Frankfurt am Main, Deutschland, unter prospectus.vontobel.com veröffentlicht und werden beim Emittenten zur kostenlosen Ausgabe bereitgehalten. Die Billigung des Prospekts ist nicht als Befürwortung der angebotenen oder zum Handel an einem geregelten Markt zugelassenen Wertpapiere zu verstehen. Bei den Wertpapieren handelt es sich um Produkte, die nicht einfach sind und schwer zu verstehen sein können. In dieser Information sind Angaben enthalten, die sich auf die Vergangenheit beziehen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.