Rückenwind für Europäische Luftfahrtunternehmen
Nach dem Krisenjahr 2020 wächst der Optimismus in der Flugbranche. Denn mit dem Rückgang der Inzidenzen und den Lockerungen der Einschränkungen steigt auch wieder die Nachfrage nach Flügen.
Positive Aussichten für die Reisebranche
Aufgrund des steigenden Impffortschritts und der Lockerungen der Beschränkungen blicken die deutschen Fluggesellschaften wieder optimistischer auf das Sommergeschäft. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft meldete, dass ab Juli wieder 217 Orte in 38 Ländern von Deutschland aus angeflogen werden. Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, sagte am Dienstag bei der Vorstellung der mittelfristigen Ziele der Kranich-Airline: „Jetzt ist es Zeit, mit Zuversicht nach vorne zu schauen“. Bis 2024 prognostiziert er ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von mindestens acht Prozent, sowie ein Ergebnis auf das eingesetzte Kapital von mindestens zehn Prozent für die größte deutsche Fluggesellschaft.
Lufthansa plant zusätzliche Milliarden Einsparungen
Entgegen der besseren Buchungszahlen und der positiven Prognose gab der Kurs der Deutschen Lufthansa AG am Dienstag erst einmal wieder nach. Während die Aktie am Dienstag bei Eröffnung auf Xetra noch bei EUR 10,76 lag, notierte das Papier zum Schluss schon über drei Prozent tiefer bei EUR 10,33. Die Zurückhaltung unter den Anlegern resultiert vor allem aus der näher rückenden Kapitalerhöhung, welche auf der Hauptversammlung des Unternehmens Anfang Mai bereits von den Aktionären genehmigt wurde. Aktionäre befürchten offenbar eine Verwässerung ihrer Anteile. Zur Vorbereitung wurden bereits vier Banken mandatiert. Mit den bis zu EUR 5,5 Mrd. an frischem Kapital will man vor allem die unbeliebten Gelder aus dem staatlichen Rettungspaket zurückzahlen und somit die Einflussmöglichkeiten der Deutschen Bundesregierung verringern. Von den auf Deutschland entfallenden EUR 6,8 Mrd. an Hilfsgeldern hat die Airline-Gruppe bisher nur knapp EUR 2 Mrd. genutzt. Die Hälfte hiervon wurde mit Geld aus neuen Anleihen bereits wieder getilgt, womit der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit der Lufthansa bald umgesetzt werden könnte.
Der Konzern befindet sich aktuell im Umbau und plant, gestärkt aus der Krise zurückzukommen. Profitabilität will man vor allem durch massive Kosteneinsparungen erreichen. Etwa die Hälfte der geplanten Einsparungen in Höhe von EUR 3,5 Mrd. soll durch niedrigere Personalkosten erfolgen. Auch der Abbau von knapp 26.000 Mitarbeitern fällt hierunter. Die Lufthansa Group verspricht sich durch die Kombination aus neuem Kapital und neuen Kostenstrukturen, in Zukunft wieder wettbewerbsfähiger zu werden.
Airbus begrüßt Beendigung der Strafzölle
Noch in der Hochphase der Pandemie musste der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus massive Einschnitte hinnehmen. Denn aufgrund ausbleibender Flüge wurde die Produktion neuer Maschinen zeitweise um bis zu 40 Prozent gekürzt. Viele Airlines konnten entweder aus finanziellen Gründen bereits bestellte Maschinen nicht mehr übernehmen oder aufgrund des Lockdowns war es ihnen nicht möglich, die Jets an den Airbus Produktionsstandorten in Toulouse oder Hamburg abzuholen. Mit Rückkehr des Flugverkehrs macht sich bei Airbus wieder vermehrt Optimismus breit und so setzt man sich sehr optimistische Ziele für die Zukunft. Denn schon in zwei Jahren will der Konzern 64 Kurz- und Mittelstreckenmaschinen pro Monat produzieren und bis 2025 soll die Produktion sogar auf bis zu 75 Maschinen ausgeweitet werden. Ebenso soll die Auslieferungen des kleineren A220 nahezu verdreifacht werden. Der Chefökonom der International Air Transport Association (Iata) Brian Pearce erwartet eine rasche Erholung, denn bereits im zweiten Halbjahr 2021 soll die Nachfrage nach Flügen wieder deutlich anziehen. Ab 2023 sollen wieder mehr Menschen fliegen als vor dem Ausbruch der Pandemie.
Auch die politischen Rahmenbedingungen scheinen sich zu bessern, denn, wie kürzlich bekannt wurde, haben die EU und die USA einen Kompromiss im Streit über Strafzölle gefunden. Der Streit über die staatlichen Hilfen für den US-Flugzeugbauer Boeing und seinen europäischen Rivalen Airbus konnte somit gelöst werden. Bislang hatten beide Seiten über viele Jahre die jeweils eigenen Flugzeugbauer subventioniert und sich dann gegenseitig wegen Wettbewerbsverzerrung vor der Welthandelsorganisation WTO verklagt. WTO-Schiedsgerichte hatten die Subventionen für illegal erklärt und milliardenschwere Strafzölle erlaubt. Unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump eskalierte dieser Streit mit der Einführung von Strafzöllen auf Importe aus der EU. Die EU wiederum reagierte mit Sonderabgaben für Einfuhren aus den USA. Am Rande des EU-USA-Gipfels in Brüssel gaben die Parteien bekannt, dass die gegenseitig verhängten Strafzölle für fünf Jahre ausgesetzt werden. "Dieses Treffen begann mit einem Durchbruch bei Flugzeug-Herstellern", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Flugzeughersteller Airbus und Boeing begrüßten die Einigung. Die beiden Konzerne dürfte die Einigung stark entlasten.
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