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Depotabsicherung mit Hebelprodukten

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Vontobel Markets
3. Juni 2024 | 4 Minuten
Sparschwein mit Regenschirm

Hebelprodukte sind Finanzderivate, die eine überproportionale Partizipation an der Wertentwicklung eines Basiswerts (z.B. Aktien, Indizes, Rohstoffe, Devisen) ermöglichen. Hebelprodukte werden oftmals mit spekulativen Motiven in Verbindung gebracht. Der Einsatz von Put- und Short-Produkten kann jedoch auch für die Portfolioabsicherung zum Schutz vor Marktkorrekturen eingesetzt werden.

Der Fachbegriff zur Portfolioabsicherung nennt sich «hedging». Absicherungsgeschäfte können durch verschiedene Produkte getätigt werden, um mögliche Verluste einzugrenzen. Deshalb kann Hedging als eine Art Versicherung gesehen werden. Für Anleger, die ein Depot vor negativen Schwankungen schützen möchten, könnte es sich lohnen, die geeigneten Instrumente und entsprechenden Funktionsweisen zu verstehen.

Put-Warrants oder Short Mini-Futures

Für die Portfolioabsicherung können Instrumente wie Put-Warrants und Short Mini-Futures herangezogen werden. Hieraus ergeben sich für Anleger verschiedene Fragen. Zunächst sind die Unterschiede zwischen den beiden Produktarten zu klären. Daraus geht hervor in welcher Situation der Einsatz eines Put-Warrants oder eines Short Mini-Futures geeigneter sein könnte. Eine weitere zentrale Frage ist, über welche Zeitperiode eine Absicherung angestrebt wird.

Hinsichtlich des Zeithorizonts besteht ein wichtiger Unterschied darin, dass Put-Warrants eine «temporäre» Absicherung ermöglichen, während sich mit Short Mini-Futures eine «permanente» Absicherung erzielen lässt. Put-Warrants haben eine beschränkte Laufzeit. Ihr Absicherungsmechanismus greift hinsichtlich des spezifischen Verfallsdatums. Wurde dieses Verfallsdatum erreicht, muss für eine weitere Absicherung erneut ein Put-Warrant erworben werden. Short Mini-Futures verfügen über eine unbeschränkte Laufzeit, auch als «open-end» bezeichnet. Allerdings verfällt ein Short Mini-Future wenn die Knock-Out Schwelle erreicht wird. Entsprechend müsste auch der verfallene Short Mini-Future Produkt durch ein neues Produkt ersetzt werden.

Die nachfolgende Darstellung fasst die wichtigsten Charakteristiken der beiden Produkttypen zusammen.

Depotabsicherung mit Hebelprodukten Put-Warrants vs. Mini-Futures

Einfluss der Volatilität

Zu Zeiten, in denen eine tiefe Volatilität herrscht, erscheint eine Absicherung mittels Put-Warrants interessant. Die Volatilität ist einer der Faktoren, die in die Kalkulation der Optionsprämie einfliesst. Als Optionsprämien werden die Preise von Optionen bezeichnet. Eine hohe Volatilität führt zu höheren Optionsprämien, entsprechend führt eine tiefe Volatilität zu tieferen Optionsprämien. Eine Put-Option ist «im Geld» wenn der Kurs des zugrundeliegenden Basiswerts unter dem Ausübungspreis liegt. Mit tiefer Volatilität sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Option «im Geld» verfällt.

Für eine Absicherung mittels Put-Warrants kann es dementsprechend sinnvoll sein, bei tiefer Volatilität auf diese Produkte zuzugreifen, da sie die günstigere Absicherungsmethode darstellen.

Anders sieht dies bei Mini-Futures aus. Diese Produktart wird von der Volatilität nicht beeinflusst. Somit ändert sich der Wert des Produkts nicht mit einer Veränderung der Volatilität.

Konkrete Überlegungen zur Absicherung

Eine grundlegende Überlegung ist der Umfang der Absicherung. Möchte ein(e) Anleger:in ein gesamtes Portfolio oder bestimmte Einzelpositionen absichern? Ist diese Überlegung gemacht, kann als nächster Schritt der geeignete Basiswert zur Absicherung ausgewählt werden. Bei Einzeltitel kann direkt derselbe Basiswert gewählt werden. Die Absicherung eines gesamten Portfolios muss jedoch auf die Zusammensetzung abgestimmt werden. Besteht beispielsweise ein Portfolio mehrheitlich aus Schweizer Blue Chip Aktien, könnte es mit Put-Warrants oder Short Mini-Futures auf den SMI® näherungsweise abgesichert werden. Hinsichtlich des Absicherungsuniversums kann eine breite Auswahl an Anlagen wie Aktien, Devisen, Indizes und Rohstoffe bedient werden.

Ausgehend von der individuellen Risikotoleranz muss sich ein(e) Anleger:in entscheiden, ab welcher Schwelle die Absicherung greifen sollte. Die Wahl der geeigneten Schwelle ist ein wichtiger Faktor bei der Wahl von Put-Warrants.

Hingegen greift der Absicherungsmechanismus bei Short Mini-Futures sofort. Es entfällt somit die Suche nach einer geeigneten Aktivierungsschwelle. Stattdessen muss die mögliche Wertsteigerung des Basiswerts, was bei der Wahl der Knock-Out Schwelle ein wichtiges Kriterium darstellt, berücksichtigt werden.

Kosten optimieren

Die verbleibende Laufzeit eines Produkts bis zum Verfall beeinflusst den Preis eines Put-Warrants. Je länger die Absicherung dauert, desto teurer ist sie. Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist der Ausübungspreis. Je tiefer dieser liegt, desto günstiger ist der Preis des Put-Warrants. Wie schon beschrieben, führt eine hohe Volatilität zu höheren Preisen. Steht der Basiswert bei Verfall über dem Strike, verfällt der Put-Warrant wertlos.

Für Short Mini-Futures ist der Abstand zwischen Basiswert und Finanzierungslevel, auch als Risikopuffer bezeichnet, relevant. Je grösser dieser Puffer ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Produkt «ausgeknockt» wird. Entsprechend teurer ist der Preis des Produkts. Mit der Wahl des Finanzierungslevels lässt sich der Risikopuffer entsprechend steuern. Wenn der Basiswert steigt und die Stop-Loss Schwelle berührt wird, verfällt das Produkt und es wird ein Rückzahlungsbetrag festgelegt.

Statische vs. dynamische Absicherung bei Put-Warrants

Bei der Absicherung mit Put-Warrants gilt es zwischen dem statischen und dynamischen Hedge zu unterscheiden. Bei der statischen Absicherung wird die Anzahl der benötigten Put-Warrants einmalig zu Beginn festgelegt. Hingegen erfordert die dynamische Absicherung eine kontinuierliche Anpassung der Anzahl Put-Warrants. Da bei einer dynamischen Absicherung laufend Put-Warrants gekauft und verkauft werden, führt diese Variante zu höheren Kosten. Aus diesem Grund ist die dynamische Absicherung weniger für Privatanleger:innen und eher für professionelle Marktteilnehmer geeignet.

Beispiel zur Absicherung mit Put-Warrants

Wie solch eine statische Absicherung im Detail aussehen könnte, lässt sich anhand eines Beispiels erläutern.

Angenommen ein Anleger besitzt ein Portfolio mit vorwiegend Schweizer Aktien im Wert von CHF 100 000. Der Schweizer Aktienindex SMI® liegt ungefähr bei 12 000 Punkten. Angenommen, der Anleger hat eine Risikotoleranz von 10 Prozent und möchte das Portfolio darüber hinaus gegen weitere Verluste durch den Kauf von Put-Warrants absichern. Somit liegt der Strike des Warrants bei 10 800 Punkten.

Um die genaue Anzahl der benötigten Put-Warrants zu berechnen, braucht es die Ratio respektive das Bezugsverhältnis. Diese Kennzahl wird auf der Produktedetailseite angezeigt.

Formel: (Portfoliowert / aktueller Indexstand) x Bezugsverhältnis = Anzahl Put-Warrants

Für unser Beispiel:

(100 000 / 12 000) * 500 = 4 167 Put-Warrants

Um eine Absicherung unter einem Indexstand von 10 800 Punkten zu gewährleisten, müssten demnach 4 167 Put-Warrants gekauft werden. Die Anzahl Put-Warrants multipliziert mit dem Briefkurs des Warrants ergibt dann die Kosten für die Absicherung. 

Depotabsicherung mit Put-Warrants

Beispiel zur Absicherung mit Short Mini-Futures

Bezugnehmend auf das Beispiel oben könnte die Absicherung anhand von Short Mini-Futures wie folgt aussehen. 

Formel: Portfoliowert / Hebel = Wert der benötigten Mini-Futures

Für unser Beispiel:

(100'000 / 10) = CHF 10 000 

Um das betreffende Portfolio durch Short Mini-Futures zu erreichen, bräuchte es einen Kapitaleinsatz von 10 000 Franken bei einem Mini-Future mit einem Hebel von 10. Im Unterschied zu Put-Warrants würde die Absicherung aber sofort greifen, falls der Indexstand unter 12 000 Punkte fällt. Angenommen dieser Short Mini-Future hätte ein Finanzierungslevel von 13 200, ein Stop-Loss bei 13 000 und ein Bezugsverhältnis von 500. Somit würde der Wert des Short Mini-Futures bei 2.40 Franken liegen [(13 200 – 12 000) / 500]. Aus der obigen Formel können wir den benötigten Kapitaleinsatz von 10 000 Franken durch den Wert des Mini-Futures (2.40 Franken) dividieren. Es müssten daher 4 167 Short Mini-Futures gekauft werden, um das Portfolio abzusichern. Fällt der SMI® um 10 Punkte legt der Mini-Future um CHF 0.02 (10 Punkte / 500 Bezugsverhältnis) oder (13.200 – 11.990) / 500 somit auf CHF 2.42 zu.

Zu beachten ist jedoch, dass bei der Berührung der Stop-Loss Barriere der Short Mini-Future verfällt und ein alffälliger Rückzahlungsbetrag an Anleger erstattet wird. Dementsprechend müsste für eine erneute Absicherung ein neuer Short Mini-Future gekauft werden.

Fazit

Zusammenfassend, ist eine Absicherung des Portfolios entweder durch Put-Warrants oder Short Mini-Futures möglich. In Zeiten tiefer Volatilität sind Put-Warrants interessant, da die Prämie tiefer liegt. Bei Short Mini-Futures setzt der Absicherungsmechanismus vor negativen Kursschwankungen sofort ein. Hingegen kann bei Put-Warrants die Schwelle, ab welcher die Absicherung greifen sollte, selbst bestimmt werden.

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