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Glencore bleibt im Kohlegeschäft

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20. Aug. 2024 | 4 Minuten

Die in Baar (Schweiz) ansässige Glencore Holding zählt zu den grössten im globalen Rohstoffsektor tätigen Akteuren und ist das umsatzstärkste Unternehmen der Schweiz. Das Hauptgeschäft umfasst den Abbau, die Verarbeitung und den Handel mit Rohstoffen der Klassen Metalle und Energieträger. Soeben sorgte ein von Glencore-Aktionären getroffener Entscheid, weiterhin im Geschäft mit dem Energieträger Kohle investiert zu verbleiben, für Aufsehen. Das Unternehmen plante ursprünglich, die ertragreiche, aber mit Klimazielen nur schwer vereinbare Sparte per Spin-Off als eigenes Unternehmen abzustossen. Dieser Plan fiel nun ins Wasser. Wie geht es weiter?

Der Rohstoffkoloss vom Zugersee

Das Kerngeschäft des 1974 vom berüchtigten Rohstoffhändler Marc Rich gegründeten Unternehmens umfasste zu Beginn der Unternehmensgeschichte im Wesentlichen den Handel mit Metallen, Mineralrohstoffen und Rohöl. Früh etablierte sich das Unternehmen, damals bekannt als Marc Rich + Co AG als erfolgreicher Rohstoffhändler und entwickelte sich durch gezielte Zukäufe und einer erfolgreichen Geschäftstätigkeit zu einer Branchengrösse. Im Jahr 1993 wurde das Unternehmen von der Geschäftsführung per «Management Buy-Out» von Marc Rich übernommen und tritt seither unter dem heute bekannten Namen Glencore auf. Mittlerweile ist der Konzern neben seinem Kerngeschäft des Rohstoffhandels auch direkt im Bergbau involviert. Die zum Konzern gehörenden Tochterunternehmen sind in über 35 Ländern verteilt auf sechs Kontinenten aktiv und beschäftigen über 150'000 Angestellte weltweit.

Glencore beliefert eine Vielzahl von industriellen Abnehmern. Darunter gehören beispielsweise Betriebe aus der Automobilindustrie, stahlverarbeitende Unternehmungen, Energiebetriebe oder Ölunternehmen. Das Unternehmen ist seit dem Jahr 2021 an der Londoner Börse gelistet.

Da die Unternehmung eine starke operative Präsenz in politisch und wirtschaftlich labilen Standorten hat, sah sich Glencore in der Vergangenheit immer wieder sowohl Korruptionsvorwürfen als auch Vorwürfen der Missachtung von Umweltstandards und Menschenrechten ausgesetzt. So wurden beispielsweise zuletzt im August 2024 fünf ehemalige Glencore-Mitarbeiter von der britischen Strafverfolgungsbehörde SFO (Serious Fraud Office) angeklagt. Diese sollen laut dem Vorwurf des SFO in mehreren westafrikanischen Nationen im Zusammenhang mit Glencore’s Erdölförderungsprogrammen lokalen Beamten Bestechungszahlungen ausgezahlt haben.

Aktienkursentwicklung des Glencore-Konzerns der letzten fünf Jahre

Glencores Rohstoffpalette

Glencore verfügt über eine Rohstoffdiversifikation, die in der Branche seinesgleichen sucht. Somit haben für das Unternehmen unvorteilhafte Preisentwicklungen von einzelnen Rohstoffklassen weniger starke Auswirkungen auf den Geschäftserfolg als bei spezialisierteren Konkurrenten. Auch das ursprüngliche Kerngeschäft des Unternehmens, der Rohstoffhandel, hilft dabei, Preisfluktuationen abzufedern, oder sogar davon zu profitieren.

Die zum Konzern gehörenden Bergbauunternehmen produzieren ein breites Spektrum an Metallen wie Kupfer, Kobalt, Nickel und Zink. Auch Energieträger wie Kohle und Rohöl gehören zur Palette des Konzerns. Abgebaut werden die Rohmaterialien in über 60 Bergwerken weltweit. Der im August 2024 erschienene Halbjahresbericht wies eine Eigenproduktion von über 52 Megatonnen Rohstoff aus, wovon allein 47 Megatonnen auf die Rohstoffklasse der energieproduzierenden Kohle entfielen. Der Grossteil der Kohle wird dabei in australischen Minen abgebaut und von dort nach Asien exportiert.

Ein weiteres wichtiges Standbein des Konzerns ist das Kupfergeschäft. Glencores Geschäftsführer Gary Nagle rechnet mit einer steigenden Kupfernachfrage und begründet dies mit der globalen Dekarbonisierung, die laut ihm das Potential besitzt, den Bedarf nach Kupfer signifikant zu erhöhen. So hat Glencore sein Kupfergeschäft im Jahr 2023 mit der Übernahme einer Kupfer- und Goldmine in Argentinien weiter ausgebaut. Kupfer wird in einer Vielzahl von Industriezweigen verwendet. Insbesondere seine allgemein bekannte Eigenschaft der elektrischen Leitfähigkeit macht das Metall zu einem unverzichtbar wichtigen Rohstoff. Kupfer wird in Wirtschaftskreisen oftmals als «Dr. Copper» bezeichnet. Dies ist darauf zurückzuführen, dass aufgrund des umfangreichen Einsatzes in verschiedensten Industrien Entwicklungen auf dem Kupfermarkt teilweise Informationen zu breiteren globalen Trends wie beispielsweise der Entwicklung der produzierenden Industrie enthalten können. So kann beispielsweise die Konstruktion eines E-Autos bis zu viermal mehr Kupfer benötigen als der Bau eines Autos mit Verbrennungsmotor.

Anzahl aktiver Minen des Glencore-Konzerns nach Kontinenten

Wieso kein Kohleausstieg von Glencore?

Obwohl ein Grossteil der westlichen Industrienationen auf einen Ausstieg aus Kohle als Energieträger drängt und Glencore in seinem Halbjahresbericht im August 2024 einen Rückgang der Nachfrage aus Europa verzeichnete, stieg die Nachfrage aus asiatischen Ländern wie China, Indien und Vietnam. Aber auch in westlichen Ländern wird Kohle als Energieträger nach wie vor verwendet, da trotz grossen Fortschritten noch nicht viele alternative Energiequellen die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit wie Kohle aufweisen können. Kohle ist trotz aller Bemühungen zum Ersatz durch erneuerbare und umweltverträglichere Energieträger nach wie vor für viele Nationen ein unverzichtbar wichtiger Energieträger. So war Kohle in Deutschland im Jahr 2023 nach der Windkraft an zweiter Stelle der wichtigsten Stromquellen.

Glencore erwirtschaftet einen erheblichen Teil seines Umsatzes mit elektrizitätsgenerierender und zur Stahlverarbeitung benötigter Kohle. Im ersten Halbjahr des Jahres 2024 wurden mit dem Kohlegeschäft über 2 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Dabei plante das Unternehmen ursprünglich, das lukrative Geschäft per Spin-Off abzustossen und zu verselbstständigen, um den ersten Stein des selbstgesetzten Netto-Null-Klimaziels bis 2050 zu legen. Zu diesem Zweck plante Glencore ursprünglich auch, das Kohlegeschäft seiner kanadischen Konkurrentin «Teck» zu erwerben. Somit hätte sich die Glencore-Gruppe fortan auf die Förderung und Vermarktung von umweltverträglicheren Metallen ausrichten können. Diese Strategie hätte unter anderem auch Neuinvestitionen von Institutionen mit strikten Nachhaltigkeitsrichtlinien anlocken können. Diesem Plan wurde nun jedoch vonseiten des Aktionariats mit einer überwältigenden Mehrheit von über 90 Prozent ein Strich durch die Rechnung gemacht. Das Hauptargument: Das Kohlegeschäft sei zu profitabel, um abgestossen zu werden. Gary Nagle, der Geschäftsführer von Glencore, nahm die Entscheidung der Aktionäre mit Verständnis auf und signalisierte, dass die Geschäftsführung die von den Aktionären angestossene Kehrtwende nachvollziehe. Auch der Verwaltungsrat des Unternehmens stimmte in den Tenor der Aktionäre ein und sprach sich für einen Verbleib im Kohlegeschäft aus.

Kuchendiagramm der Umsatzverteilung von Glencore nach Rohstofffklassen

Wie positioniert sich Glencore für die Zukunft

Die Energiewende hat das Potential, den globalen Bedarf an Industriemetallen weiter zu erhöhen. Bei der Herstellung und Speicherung von sauberer Energie kommen Metallen wie Lithium, Kupfer und Nickel eine Schlüsselrolle zu. Glencores Vorhaben, sich gemäss dieser Entwicklung als ein den Energiewandel antreibendes Unternehmen zu positionieren, ist nun zumindest vorerst auf Eis gelegt worden. Nichtsdestotrotz bedeutet dieser Schritt wohl nicht, dass Glencore sein Engagement im soeben erwähnten Bereich zurückfahren wird. Kürzlich getätigte Akquisitionen von Bergbauminen unterstreichen die Absicht des Unternehmens, im Metallgeschäft zu verbleiben und dieses potenziell sogar hochzufahren. Ob und wie jedoch das Unternehmen das selbstgesetzte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen wird, bleibt offen. Eine ungünstige Entwicklung der Bedingungen zur Kohleförderung oder ein Einbruch der Nachfrage nach Kohle im asiatischen Raum könnte Glencores Aktionäre eventuell dazu bewegen, den Entscheid des Verbleibs im Kohlegeschäft neu zu evaluieren. Glencore argumentiert ausserdem, dass der Bau der zum erfolgreichen Gelingen der Energiewende benötigten Infrastruktur wiederum den Bedarf der anderen Kohleklasse – der Kohle zum Stahlbau – erhöht. Ob diese These sich so bewahrheitet, ist unklar. Potenzielle Durchbrüche in Methoden zur Erzeugung nachhaltiger Energie könnten weitere Unsicherheit bezüglich der Zukunft des Kohlegeschäfts mit sich bringen. Auch könnte der soziale Druck auf das ohnehin schon häufig angeprangerte Unternehmen weiter zunehmen.

Copper Miners Basket

Vontobel bietet Anlegern mit dem "Copper Miners Basket" eine Möglichkeit, auf die Trendwende beim Industriemetall Kupfer zu setzen und an der Wertentwicklung der enthaltenen kupferfördernden Unternehmen teilzunehmen. Der Aktienkorb enthält 13 Bergbauunternehmen, darunter Branchenriesen wie Rio Tinto und Glencore, die Kupfer in ihrer Produktpalette haben. Auch Freeport-McMoRan, mit dem weltweit zweitgrößten Kupfervorkommen und der Beteilung an der Grasberg-Mine oder die in Hongkong gelistete Zijin Mining sind in dem Basket enthalten. Somit können Anleger breit diversifiziert in Unternehmen investieren, die in der Kupferproduktion tätig sind. Mehr zum Thema Kupfer und dem Copper Miners Basket finden Sie ausserdem in diesem Beitrag.

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