Seefrachttransporte: die Hauptschlagader der Weltwirtschaft
Entwicklungen im globalen Seefrachtverkehr können wertvolle Informationen zur Verfassung des internationalen Handels und somit zu konjunkturellen Entwicklungen der Weltwirtschaft enthalten. Immerhin entfallen gemäss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mehr als 80 Prozent des globalen Güterhandels auf Transporte über See. Unmittelbar seit Beginn dieses Jahres sind beispielsweise die Preise für Containertransporte entlang wichtiger Handelsrouten aufgrund geopolitischer und wirtschaftlicher Ereignisse stark angestiegen. Ein solches Umfeld kann Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit globaler Transportunternehmen haben und bei deren Kunden den Bedarf nach zuverlässigen und qualitativ hochwertigen Logistiklösungen wecken. Wie ist die aktuelle Lage auf den Weltmeeren und vor welchen Herausforderungen steht die globale Logistik?
Schwierige Situation im Roten Meer
Aktuell beeinträchtigen Drohnen- und Raketenangriffe der Huthi-Rebellen aus dem Jemen den Frachtverkehr durch den Suezkanal und das Rote Meer. Infolgedessen müssen Frachtschiffe auf suboptimale Routen wie beispielsweise die Südspitze Afrikas ausweichen, wodurch Ineffizienzen im globalen Frachtverkehr entstehen. Immerhin verlaufen über 10 Prozent des weltweiten Seehandels über das Rote Meer. Durch diesen Umweg verzögert sich der Transport an die gewünschten Destinationen bis zu zwei Wochen. Solche Umstände können die Preise für Containertransporte auf dem Seeweg in die Höhe treiben, was sich anhand verschiedener Indizes beobachten lässt.
Der Cointainerized Freight Index (CFI) gibt Auskunft über die durchschnittlichen Kosten zum Transportieren eines ISO-Zertifizierten Containers über See ab den wichtigsten Häfen in China. Transportkosten für Container setzen sich üblicherweise aus einer Pauschale und einer variablen Komponente zusammen, wobei letztere Faktoren wie beispielsweise Treibstoffpreise, Verwaltungskosten und Risikoaufschläge enthält.
Seit Anfang 2024 befindet sich der CFI in einem Aufwärtstrend und hat sich in den letzten sechs Monaten mehr als verdoppelt. Auch der Drewry World Container Index (WCI), ein weiterer wichtiger Indikator zur Messung der weltweiten Containerfrachtpreise, zeigt seit Jahresbeginn einen starken Anstieg für aus Asien ausgehende Transporte nach Europa und in die USA.
Entwicklungen im globalen Güterverkehr
Als im März 2021 das Containerschiff «EverGiven» für knapp eine Woche den Suezkanal blockierte, führte dies zu kurzfristig höheren Transportkosten und Engpässen. Der starke Anstieg der Containerpreise im Jahr 2021 kann jedoch nur bedingt diesem Ereignis zugerechnet werden. Vielmehr finden sich die Gründe in durch die Corona-Pandemie entstandenen Beeinträchtigungen, die globale Lieferketten nachhaltig beeinflussten.
Beispielsweise hat die Pandemie den Trend zur Diversifikation der globalen Lieferketten verstärkt. Die Strategie, die in Logistikkreisen als «China + 1» bekannt ist, setzt auf konkurrierende Produktionsstandorte wie beispielsweise Vietnam, Bangladesch oder Mexiko. Damit wird das Ziel verfolgt, die Abhängigkeit von China als Hauptlieferant von Industriegütern zu verringern und die Anfälligkeit für unvorhergesehene Ereignisse zu reduzieren.
Sollte sich diese Entwicklung durch Ereignisse wie die aktuellen Angriffe im Roten Meer weiter beschleunigen, könnte dies dazu führen, dass weitere westliche Importeure auf alternative Produktionsstätten mit neuen, weniger riskanten Handelsrouten ausweichen. Welche Folgen dies für ausschliesslich auf Seefrachttransporte ausgerichtete Logistiker haben könnte, ist schwer vorherzusehen.
In der aktuellen Situation wird viel davon abhängen, wie sich der Konflikt in Israel entwickelt und ob die Transporte durch das Rote Meer künftig einem geringeren Risiko durch Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen ausgesetzt sein werden. Sollte sich die Lage bald wieder normalisieren, könnte der Preis auf dem Containermarkt wieder auf ein stabiles Niveau fallen.
Auswirkungen auf globale Transportunternehmen
Die Aktienkurse globaler Transportunternehmen konnten in diesem Jahr bisher nicht mit der Kursentwicklung des Gesamtmarktes mithalten. Steigende Transportpreise allerdings und ein komplexeres operatives Umfeld könnte Bewegung in den Sektor bringen.
Die dänische Reederei A. P. Møller-Mærsk, einer der bedeutendsten Akteure auf dem globalen Frachtmarkt, hat ihre Gewinnprognose für das Jahr 2024 angehoben, unter anderem aufgrund der steigenden Nachfrage nach Containertransporten und Hafenüberlastungen aufgrund der aktuellen Situation im Roten Meer. Beide Faktoren könnten laut dem Unternehmen zu einer weiteren Erhöhung der Containerfrachtraten und somit zu einem voraussichtlich stärkeren Betriebsergebnis beitragen.
Auch Deutschlands grösste Reederei Hapag-Lloyd beobachtet ebenfalls eine in den letzten Wochen gestiegene Nachfrage nach Containertransporten. Begründet wird dies zum einen mit einer möglicherweise unterschätzten Verbrauchernachfrage, zum anderen aber auch mit provisorischen Absicherungsmassnahmen für saisonale Spitzen, wie die anstehende Weihnachtszeit.
Das Logistikunternehmen Kühne + Nagel mit Sitz in Schindellegi (Schweiz) hat nach einem schwierigen Start ins Jahr 2024 wieder Schritt gefasst und profitiert von den komplexen Entwicklungen im globalen Logistikmarkt. Die Ergebnisse für das zweite Jahresquartal, die im Juli 2024 erwartet werden, könnten weiteren Aufschluss über den Trend der letzten Monate geben.
Sorgen bereiten auch die im Mai dieses Jahres von den USA erhöhten Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge und weitere Exportgüter, die insgesamt zu einem potenziellen Rückgang des Handelsvolumens führen könnten. Auch die EU-Kommission entschied kürzlich im Juni 2024, Einfuhrzölle auf chinesische E-Autos zu erhöhen. Zölle auf Importe aus China können zwar die heimische Fertigungsindustrie entlasten, bergen aber mittelfristig das Potenzial, das globale Handelsvolumen negativ zu beeinflussen und damit auch die Nachfrage nach Dienstleistungen von global ausgerichteten Logistikern senken, wodurch ein kompetitiverer Markt entstehen könnte.
Möglichkeiten zur Renditeoptimierung
Für Anleger, die mit in der kurzen bis mittleren Frist mit seitwärtstendierenden oder leicht fallenden Kursen bei den Logistikunternehmen rechnen, könnten Multi Callable Barrier Reverse Convertibles auf die beteiligten Unternehmen interessant sein. Durch eine eingebaute Barriere bieten diese einen Risikopuffer, der vor Kursrückschlägen schützen kann. Andererseits sind die Renditemöglichkeiten bei stark steigenden Kursen auf die Höhe des fixen Coupons begrenzt.
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