GameStop: David versus Goliath – Die Rückkehr der Meme-Aktie
Innerhalb weniger Handelstage war es wieder so weit: Die GameStop-Aktie schoss raketenartig in die Höhe und verzeichnete einen Anstieg von etwa 180 Prozent in der Marktkapitalisierung. Kommt es nun zum Comeback der Aktie?
Ursprung und Expansion
GameStop entstand aus einer Tochtergesellschaft der Buchdruckerei "Barnes & Noble" und trennte sich 2004 von der seit 1873 bestehenden Muttergesellschaft. Dies markierte den Beginn einer expansiven Phase für das Unternehmen. Durch die Übernahmen des Computer- und Videospielehändlers Electronics Boutique und Rhino Video Games konnte GameStop seine Marktpräsenz erheblich erweitern. Die Akquisitionen des irischen Gaming-Unternehmens Jolt, des Videospielproduzenten Kongregate und des Streaming-Dienstes Spawn Labs kennzeichneten den Einstieg in das Online-Gaming-Geschäft und verdeutlichten die Ambitionen des Unternehmens, über den traditionellen Einzelhandel hinauszuwachsen. Mit Sitz in Texas ist GameStop heute ein international tätiger Videospiel-Einzelhändler, der weltweit mehr als 6.500 Filialen betreibt. Neben dem Einzelhandelsgeschäft bietet GameStop auch Online-Games an, veröffentlicht ein Videospiel-Magazin und betreibt einen Streaming-Dienst. Im Jahr 2002 ging GameStop an die Börse und ist seitdem an der New York Stock Exchange notiert, wo das Unternehmen auch im S&P 500® vertreten ist.
Der scheiternde Angriff auf die Aktie: David vs. Goliath
Das Geschäftsmodell von GameStop steht unter Druck. Immer mehr Computer-Spiele werden über Online-Stores nachgefragt. Laut einer Umfrage von GameStar Tech kaufen 39 Prozent der Befragten ihre Spiele online, während 31 Prozent sie nur in Ausnahmefällen bei Sondereditionen physisch erwerben. Dieser Trend belastet traditionelle Einzelhändler und macht sich in den Umsätzen der Firmen stark erkennbar. Zusätzlich sind einige Konsolen mittlerweile nicht mehr mit einem Laufwerk ausgestattet. Die neueste Spielkonsole von Microsoft bietet eine Alternative zur Xbox Series X ohne CD-Laufwerk an.
Im Jahr 2021 erlange die Gamestop-Aktie (GME) weltweite Aufmerksamkeit und wurde zum Symbol einer neuen Ära des Aktienhandels, geprägt von sozialen Medien und Retail-Anlegern. Im Januar 2021 versuchten Hedgefonds, von negativen Entwicklungen zu profitieren, indem sie die GameStop-Aktie leerverkauften und auf fallende Kurse setzten. Gleichzeitig schlossen sich Privatanleger in Reddit zusammen, um einen Short Squeeze auszulösen. Ein Short Squeeze tritt auf, wenn der Kurs einer Aktie, die stark leerverkauft wurde, plötzlich stark ansteigt. Dies zwingt Leerverkäufer (Shortseller), ihre Positionen schnell zurückzukaufen, um ihre Verluste zu begrenzen. Dieser Rückkauf erhöht die Nachfrage nach der Aktie weiter und treibt den Kurs mit einhergehender starker Volatilität noch höher, was den Squeeze-Effekt verstärkt. Diese Aktion wurde von Keith Gill (alias Roaring Kitty) im Reddit-Forum „WallStreetBets“ angeführt, der sein Vertrauen in die Aktie bekundete. Durch ihre Kauforders trieben die Privatanleger den Aktienkurs in die Höhe, was dazu führte, dass Short Seller gezwungen waren, ihre Positionen zu schließen und die geliehenen Aktien zurückzukaufen.
Im Januar 2021 spielte Elon Musk ebenfalls eine bemerkenswerte Rolle bei der Gamestop-Aktie, als er am 26. Januar einen Post auf X (ehemals Twitter) mit dem Inhalt „Gamestonk!!!“ veröffentlichte. Dieser Tweet führte zu einem signifikanten Anstieg des Aktienkurses von Gamestop. Musks Einfluss und die große Anhängerschaft auf sozialen Medien verstärkten die Dynamik um die Aktie und trugen zur massiven Volatilität und öffentlichen Aufmerksamkeit bei, die Gamestop während dieser Zeit erlebte. Wegen der anhaltenden Marktvolatilität und der Beliebtheit der Aktie wurde der Handel auf der Handelsplattform Robinhood vorübergehend eingeschränkt.
Dieser verstärkende Effekt führte zu erheblichen Verlusten für die Hedgefonds. Laut Bloomberg mussten die betroffenen Hedgefonds insgesamt Verluste von über sechs Milliarden US-Dollar hinnehmen. Der Hedgefonds Melvin Capital, der 2021 ein Volumen von 7,8 Milliarden US-Dollar hatte, verlor im Zuge seiner Attacke auf GameStop 39 Prozent seines Kapitals. Weitere Fonds wie Point 72 und Citadel waren von der Pleite des Leerverkaufs betroffen, indem sie in den Hedgefond von Melvin Capital investierten. Keith Gill musste sich zwar vor dem US-Kongress verantworten, jedoch hatte dies keine Konsequenzen für ihn.
Die Rückkehr der Meme-Aktie
Roaring Kitty zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und trat erst am 12. Mai 2024 wieder in Erscheinung. Auf X (ehemals Twitter) postete er eine Zeichnung eines sitzenden Mannes mit einem Spielcontroller in der Hand, der sich nach vorne beugt – ein bekanntes Meme unter Gamern. Seine Follower interpretierten dies als Signal für einen erneuten Angriff auf die Aktie, was eine massive Kaufwelle auslöste, welche den Kurs der Aktie rasant anstiegen lies. Diese drastische Kurssteigerung erinnert stark an das Ereignis aus dem Jahr 2021, als die GameStop-Aktie nach einem Post von Keith Gill auf Reddit massiv an Wert gewann.