Rückversicherer – Die Versicherer von Versicherungen
Heutzutage kann man sich als Privatperson gegen so ziemlich jedes Risiko absichern, von der Haftplicht, über die Hausrat- bis zur Vollkaskoversicherung. Doch wie können sich die Versicherer gegen grosse Risiken absichern und was ist hierbei die Funktion der Rückversicherer?
Was machen Rückversicherer eigentlich?
Kurz gesagt: Rückversicherer versichern Versicherer. Zu den bekanntesten Rückversicherern gehören die Munich RE, die Hannover Rück oder auch die Swiss RE. Die Erstversicherer, bei denen sich auch Privatkunden versichern, geben ihr Risiko weiter und versichern sich dann wiederum bei den Rückversicherern. Dabei werden jährlich neue Verträge ausgehandelt, zu welchem Preis sich die Erstversicherer bei den Rückversicherern absichern können. In den letzten Jahren ist der Preis, den die Versicherer zahlen müssen, immer teurer geworden. Aufgrund ihres globalen Geschäftsmodells können Rückversicherer Risiken breiter streuen als Erstversicherer und somit auch die Kosten mindern. Sie können unter Umständen auch neben den Prämien zusätzliche Gewinne aus dem Underwriting erzielen, wenn die tatsächlichen Schäden geringer ausfallen als erwartet.
Wie entstanden die Rückversicherungen und was sind zukünftige Risiken?
Die Rückversicherungen haben ihren Ursprung in den grossen Katastrophen der Geschichte. Der grosse Brand von Hamburg 1842 war der Auslöser für die Gründung der ältesten Rückversicherungsgesellschaft, der Kölnischen Rück, die seit 2003 unter dem Namen Gen Re firmiert. Auch die börsennotierte Swiss Re geht auf einen Grossbrand zurück und wurde bereits 1863 gegründet. Auch heute noch versichern Rückversicherer Risiken, bei denen die Erstversicherer keinen grossen Risikoappetit verspüren. Aber auch bei manchen Top-Risiken ist für Rückversicherer Schluss. Unter Top-Risiken versteht man immense ökonomische und immaterielle Schäden für Wirtschaft und Gesellschaft, die das Versicherungsprinzip aushebeln könnten. Die Versicherungswirtschaft ist deshalb bestrebt, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass diese Risiken finanziell tragbar bleiben. Bei solchen Risiken kann es aber auch zu einer eingeschränkten Versicherbarkeit kommen. Ein Beispiel ist das Hurrikan-Risiko an der Ostküste der USA, welches ein enormes Schadenpotenzial und erhebliches Klumpenrisiko mit sich bringt. Auch Emerging Risks sind für Rückversicherer aufgrund der schlechten Datenlage schwer kalkulierbar. Dabei handelt es sich um neuartige und zukünftige Risiken, zu denen beispielsweise KI, Cybercrime oder ähnliche disruptive Technologien zählen. Bei diesen Risiken wird kontinuierlich versucht, die Risiken zu verstehen und richtig einzuschätzen.
Die Hannover Rück
Der drittgrösste Rückversicherer erzielte im Jahr 2023 einen Rekordgewinn von 1,8 Milliarden Euro. Grund dafür waren höhere Preise für den Rückversicherungsschutz und die geringere Katastrophenschäden. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Vorstandsvorsitzende Jean-Jacques Henchoz mit einer weiteren Steigerung auf rund 2,1 Milliarden Euro. Dies soll vor allem durch eine Steigerung des Umsatzes erreicht werden.
Im Geschäft zwischen den Rückversicherern und Erstversicherern gab es in den vergangenen Jahren nur Preiserhöhungen. Dabei handelt es sich um die Kosten, für die die Rückversicherer den Erstversicherern die Risiken abnehmen. Auch bei den neuen Vertragsverhandlungen Anfang April konnte die Hannover Rück ihre Preise inflations- und risikobereinigt um 1,5 Prozent erhöhen. Die Münchener Rück hatte kurz zuvor von leicht sinkenden Preisen bei den Vertragsverhandlungen gesprochen. Dies führte zu Diskussionen, ob der Zenit überschritten und die Zeit des harten Marktes vorbei sei. Von einem harten Markt spricht man, wenn eine hohe Nachfrage nach Versicherungsschutz auf ein geringeres Angebot trifft. In einer solchen Phase kommt es in der Regel zu Prämienerhöhungen. Ob die Rückversicherer weiter steigende Preise durchsetzen können, hängt vor allem auch von der weiteren Entwicklung der Grossschäden ab.
Ein Grossschaden schwebt allerdings derzeit wie ein Damoklesschwert über der Hannover Rück. Hierbei handelt es sich um die Kosten für das Schiffsunglück, welches sich im März ereignete und welche derzeit noch nicht absehbar sind. Nach dem Einsturz der Brücke in Baltimore ist die Hannover Rück nach vorläufigen Erkenntnissen sowohl an der Haftpflichtversicherung des Tankers als auch an der Versicherung der Brücke beteiligt. Nach ersten Einschätzungen von Experten könnte das Unglück zum teuersten Schaden der Schifffahrts-Geschichte werden.