Zurich Insurance sieht sich auf Kurs
Der Schweizer Versicherungsriese gibt ein 9-Monats-Update und zieht zusätzlich zur Dividende ein Aktienrückkaufprogramm in Erwägung. Im Lebensversicherungssegment zeigt sich erfreuliches Neukundengeschäft. In den USA kauft das Unternehmen strategisch zu, um sein Wachstum weiter zu erhöhen.
Komplexität hat zugenommen
Die Welt im Jahr 2023 ist eine komplexere geworden. Kommend aus einer Pandemie haben sich geopolitische Risiken erhöht, Inflationsraten zeigen sich noch immer über dem Zielband und auch die Wachstumsaussichten haben sich verringert, was wiederrum die Gefahr einer Rezession mit sich bringen könnte. Der jährlich vom World Economic Forum (WEF) herausgegebene Global Risk Report analysiert die grössten Risiken der bevorstehenden Dekade. Im Rahmen dessen werden die globalen Risiken, mit denen sich die Weltbevölkerung konfrontiert sieht, hinsichtlich ihrer Tragweite und Schwere über die kurze (2 Jahre) beziehungsweise lange Frist (10 Jahre) eingestuft. Diese Ergebnisse sind auch für Erst- und Rückversicherer relevant, da diese fortlaufend Risiken bewirtschaften und versichern müssen. Gemäss dem Global Risk Report 2023 belegten Naturkatastrophen aufgrund von Extremwetterereignissen den 2. Platz des Rankings.
Auch der Versicherungskonzern Zurich Insurance hat dies im letzten Jahr mit dem Hurrikan «Ian» in den USA zu spüren bekommen. Zurich bezifferte zum damaligen Zeitpunkt die Belastung auf 550 Millionen US-Dollar. Insgesamt hielt der Versicherer fest, hätten die extremeren Wetterereignisse im letzten Jahr zugenommen. Entsprechend hat das Unternehmen Massnahmen ergriffen zur Begrenzung von solchen Risiken. Da diese schwer zu prognostizieren sind und starken Einfluss auf die Ergebnisse haben können, werde das Risikomanagement den Versicherer in Zukunft nach Aussage des CEO Mario Greco vermehrt beschäftigen.
Ambitionierte Ziele für den Zeitraum bis 2025
Ende des Jahres 2022 hatte sich Zurich Insurance neue Finanzziele verpasst, die bis und mit in das Jahr 2025 gelten sollen. So wird unter anderem eine Eigenkapitalrendite von über 20 Prozent angepeilt. Der bisherige Zielbereich lag bei 14 Prozent. Um dies zu erreichen, will der Versicherer die Margen in der Schaden- und Unfallversicherung verbessern sowie die Gewinne im Lebensversicherungsbereich weiter erhöhen.
Zusätzlich weist der Versicherer neu seine Zahlen gemäss des Rechnungslegungsstandards IFRS 17 aus, was eine Reihe von buchhalterischen Anpassungen mit sich brachte. Eine davon resultierte in einer verbesserten Eigenkapitalrendite, da unrealisierte Buchverluste weniger schwer bei der Berechnung des Eigenkapitals ins Gewicht fielen.
Robustes erstes Halbjahr 2023
Insgesamt rapportierte der Versicherer Zahlen, die in etwa den Erwartungen entsprachen, auch wenn nicht alle Geschäftsbereiche gleichermassen überzeugten. In der Schadenversicherung profitierte der Konzern von höheren Tarifen im US-Kundengeschäft. Im Lebensgeschäft trug das Wachstum in Lateinamerika und ein höherer Betriebsgewinn in Europa und Afrika zum Ergebnis bei. Der Umsatz aus dem kombinierten Versicherungsgeschäft konnte auf 27 Milliarden US-Dollar gesteigert werden (nach 24.5 Milliarden US-Dollar im 2. Halbjahr des Vorjahres). Auch den Reingewinn konnte die Gruppe auf 2.5 Milliarden US-Dollar steigern (nach 2.3 Milliarden US-Dollar im Vorjahreszeitraum).
9-Monats-Update: Erhöhte Bruttoprämien und potenzielles Aktienrückkaufprogramm
Per September 2023 weisst der Versicherer eine starke Kapitalisierung aus. Mit einer SST-Solvenzquote von 265 Prozent kann Zurich Insurance mit einer hohen Kapitalisierung aufwarten, die deutlich über dem vom Regulator gesetzlich vorgeschriebenem Minimum liegt.
Von Januar bis September 2023 konnten die Bruttoprämien in der Schaden- und Unfallversicherung auf 34.59 Milliarden US-Dollar gesteigert werden, was einem Anstieg von 8 Prozent entspricht. Die Ergebnisse aus dem Schadengeschäft blieben allerdings hinter den Erwartungen zurück, obwohl sich der Konzern bei den Schadenversicherungen auf Tariferhöhungen stützen konnte.
Durch die Übernahme von Maklergesellschaften und einem Dienstleistungsgeschäft durch die Zurich US-Tochter Farmers Group, erhofft sich das Unternehmen die weitere Akquisition von Neugeschäft und möchte sich damit auf eine Verbesserung des Ergebnisses im US-Geschäft konzentrieren. Der Übernahmepreis dafür betrug 760 Millionen US-Dollar.
Am kommenden Investorentag in London möchte das Unternehmen ein Update zum Kapitalmanagement geben.
Fazit
Zurich Versicherung zeigt sich fokussiert auf seine Kernkompetenzen. Im Versicherungsgeschäft konnte der Konzern in den ersten neun Monaten des aktuellen Jahres 2023 die Bruttoprämieneinnahmen steigern. Insgesamt präsentiert sich der Konzern stark kapitalisiert und stellt Anlegern zusätzlich zur attraktiven Dividende ein Aktienrückkaufprogramm in Aussicht. Beim Risikomanagement werden Extremwettereignisse das Unternehmen vermehrt fordern. Laut dem Management sieht sich das Unternehmen auf Kurs für die Erreichung der neuen gesteckten Finanzziele.