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Robuste Öl-Nachfrage trifft auf reduziertes Angebot

Vontobel Markets
13. Okt. 2023 | 4 Minuten

Höhere Energiepreise waren ein bedeutender Treiber der Inflation. Der Ölpreis durchbrach im letzten Jahr die 100 Dollar Marke. Danach kam der Ölpreis zurück, bis Mitte dieses Jahres ein erneuter Anstieg beobachtet werden konnte. Prognosen gehen in diesem Jahr von einer Rekordnachfrage aus, bei gleichzeitig reduziertem Angebot.

Energiepreise spielen eine wichtige Rolle. Im Alltag können die Auswirkungen relativ einfach mit einem Blick auf die Zapfsäule beobachtet werden. Hier ist der Erdölpreis massgebend, aus dem Benzin und Diesel gewonnen wird. Natürlich ist die Entwicklung auch für die Konjunktur relevant. In der Industrie sind vor allem die Transport- und Logistikbranche, sowie die Chemie- und Pharmabranche von höheren Energiepreisen betroffen, da die Aktivitäten energieintensiv sind.

Auf der Nachfrageseite beeinflussen höhere Energiepreise das verfügbare Einkommen von Konsumenten. Höhere Energiepreise waren u.a. für den rasanten Inflationsanstieg verantwortlich.

Öl-Nachfrage visiert Rekord an

Die Energiewende schreitet voran und es wird massiv in erneuerbare Energiequellen investiert. Trotzdem bleibt die Nachfrage nach Öl bestehen. Gemäss dem aktuellen Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die globale Nachfrage nach Öl für 2023 auf 101.9 Millionen Barrel pro Tag ansteigen (IEA, Oktober 2023). Dies würde einen neuen Rekord aufstellen und die Relevanz des Energieträgers unterstreichen.

Nach der Pandemie ist der Ölpreis kräftig angestiegen, bis er im Frühling 2022 über 100 US-Dollar notierte. Danach ist der Preis für die zwei wichtigsten Rohölsorten West Texas Intermediate (WTI) und Brent zurückgekommen. Allerdings sind beide Sorten seit Sommer wieder angestiegen. Es können mehrere sind Gründe für diesem Anstieg identifiziert werden.

Robuste Nachfrage

Zur antizipierten Rekordnachfrage haben u.a. die besser als erwartete Wirtschaftslage in grossen Volkswirtschaften wie den USA beigetragen. Auch in den Emerging Markets bleibt die Nachfrage hoch, besonders in China, Indien und Brasilien. China ist der weltweit grösste Öl-Importeur und hat im ersten Halbjahr für sich bereits einen neuen Importrekord aufgestellt. Im Vergleich zum Vorjahr soll die globale Öl-Nachfrage um ungefähr 2.2 Prozent steigen, wobei China mehr als drei Viertel des Wachstums verantworten soll (IEA, Oktober 2023).

Reduziertes Angebot

Neben einzelnen Staaten wie den USA, Russland, Kanada oder Norwegen ist die Organisationen von erdölexportierenden Ländern (OPEC) ein wichtiger Markteilnehmer, wenn es um das Erdölangebot geht. Dem OPEC sind aktuell 13 Staaten angeschlossen, die rund 30 Prozent der Erdölproduktion verantworten und über drei Viertel der Reserven verfügen. Das Ziel der Organisation ist die Interessensvertretung der Mitgliedsstaaten, was hauptsächlich die Förder- und Preispolitik betrifft.

Im letzten Jahr hatte ein erweiterter OPEC-Kreis (OPEC+, 23 Mitglieder) begonnen, die Fördermenge um ungefähr zwei Million Barrel pro Tag zu reduzieren, mit dem Ziel den Preis zu stützen. Im Frühling wurde eine weitere Minderung von eineinhalb Millionen Barrel beschlossen. Länder, die nicht Teil dieser Organisation sind, konnten die Einbussen bis in den Sommer hinein durch eine Förderausweitung abfedern.

Im Juli gab Saudi-Arabien bekannt, die Fördermenge um zusätzlich eine Million Barrel pro Tag zu senken. Diese Einschränkung wurde mehrmals verlängert und soll bis Jahresende gelten. Das Zusammenspiel von hoher Nachfrage und eingeschränkter Fördermenge führt zu höheren Preisen, was sich auch an der jüngsten Entwicklung des Erdölpreises ablesen lässt.

Die OPEC+ Einschränkungen von ungefähr 3.5 Million Barrel pro Tag sollen bis Ende 2024 gelten. Marktteilnehmer beobachten allfällige Änderungen und die Pläne Saudi-Arabiens.

Eine Möglichkeit, der geringeren Fördermenge zu entgegnen, ist die Entnahme von Reserven. Die USA besitzt seit 1975 eine strategische Erdölreserve, um mögliche Engpässe zu vermeiden. Die maximale Kapazität der Reserve beträgt 700 Millionen Barrel. Aufgrund des Ukraine-Konflikts und den Verwerfungen an den Energiemärkten hat US-Präsident Biden die Reserven angezapft. Seitdem ist der Bestand um ungefähr 300 Millionen Barrel geschrumpft, der tiefste Stand seit 40 Jahren. Die Reserve ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft, aber bietet nicht mehr denselben Spielraum wie vor anderthalb Jahren. Zudem muss der Erdölbestand irgendwann aufgefüllt werden, idealerweise zu tieferen Preisen.

Inflation genau beobachten

Mit Blick auf die Konjunktur und Geldpolitik, waren Inflation und Zinserhöhungen die dominierenden Themen. Die Inflation konnte zwar eingegrenzt werden, allerdings liegen die Werte noch immer über den langfristigen Zielwerten der Zentralbanken.

Eine Sorge der Währungshüter war das rasante Tempo der Zinserhöhungen, da man eine zu starke Abkühlung der Wirtschaft vermeiden wollte. Steigen nun die Energiepreise, so könnte die Inflation wieder ansteigen. Das käme für die Zentralbanken ungünstig gelegen, da sie die Inflation langsam unter Kontrolle bekommen.

Vontobel Oil-Strategy Index

Für Anlagen in Erdöl gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Einerseits kann in Öl-Konzerne investiert werden. Andererseits kann der Energieträger direkt durch Öl-Futures-Kontrakte abgebildet werden. Der Vontobel Oil-Strategy Index kombiniert beide Möglichkeiten. Abhängig von der Form der Kurve des Öl-Futures bildet der Vontobel Oil-Strategy Index entweder eine Investition in Aktien oder Öl-Futures ab.

Die Kurve des Öl-Futures kann zwei Formen einnehmen: Backwardation oder Contango. In einer Backwardation-Situation liegt der Preis der Öl-Futures mit zunehmender Laufzeit tiefer als der Kurs der Futures mit kürzerer Laufzeit. In dieser Situation ist der Index in den entsprechenden Öl-Future investiert, um mögliche «Rollgewinne» zu realisieren. In einem Contango-Szenario investiert der Index in Erdölaktien, um den Nachteil möglicher «Rollverluste» zu vermeiden. Rollverluste können in einer Contango-Situation entstehen, wenn auslaufende Kontrakte gegen solche mit längerer Laufzeit und höheren Preisen ausgetauscht werden. Der Vontobel Oil-Strategy Index passt sich sowohl in Phasen von Contango als auch Backwardation den jeweiligen Marktverhältnissen an. Aufgrund der verschiedenen Marktfaktoren und daraus resultierenden möglichen Konstellationen im Ölmarkt besteht keine Garantie, dass sich der Index besser entwickelt als eine Anlage, die sich nur auf Erdölaktien oder Öl-Futures bezieht.

Fazit

Die Energiewende schreitet voran aber geschieht nicht von heute auf Morgen. Die Nachfrage nach Erdöl soll dieses Jahr ein neues Rekordhoch erreichen. Robuste Nachfrage aus den USA und zusätzlicher Bedarf aus China stützen. Auf der Angebotsseite haben die OPEC+ Mitglieder die Fördermenge reduziert, wobei Saudi-Arabien zusätzliche Produktion zurückhält.

Die USA kann zwar auf eine grössere Reserve zurückgreifen, allerdings kann das bisherige Entnahmetempo und -menge wohl nicht beibehalten werden. Sollten die Ölpreise weiter steigen, könnte dies die Inflation wieder befeuern.

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