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Sandoz – ein weiterer Spin-off der Novartis

4. Sep. 2023 | 4 Minuten

Die Fokussierung von Novartis auf innovative Arzneimittel nimmt weiter Form an. Noch in diesem Jahr soll die Generikasparte Sandoz abgespalten und an die Schweizer Börse gebracht werden. Auch wenn Sandoz vor Herausforderungen im wichtigen US-Geschäft steht, könnte die Abspaltung Potenzial mit sich bringen.

Die Kursperformance von Novartis in den vergangenen 6 Monaten (Zeitraum 28.02.23-28.08.23) kann sich sehen lassen. In diesem Zeitraum legten die Aktien des Schweizer Pharmagiganten rund 14 Prozent zu. Noch nicht vor allzu langer Zeit gab es eine Phase, in der diese Performance nicht zu erwarten war. Seit dem Verkauf der Beteiligung an Roche und der streckenweise als zu dünn empfundenen Produktpipeline glaubten einige Markteilnehmer, dass es zu einer längeren Durststrecke bei den Novartis-Valoren kommen könnte.

Doch die Firmenlenker belehrten den Markt eines Besseren. Ende 2021 verkaufte Novartis etwa 33 Prozent der Roche-Inhaberaktien für einen Gesamtbetrag von 20.7 Milliarden US-Dollar. Damit endete Novartis seine Zeit als Aktionärin bei Roche nach etwas mehr als zwanzig Jahren. Durch den Verkauf der Beteiligung an Roche verfügt das Unternehmen über riesige Cash-Reserven, die es gezielt für Forschung & Entwicklung sowie die weiter geplante, strategische Fokussierung verwenden kann.

Strategische Fokussierung von Novartis ist auf Kurs

Als eines der global führenden Pharmaunternehmen ist Novartis in den letzten Jahren seinem Ziel nähergekommen, ein auf fünf zentrale Therapiebereiche konzentriertes innovatives Arzneimittelunternehmen zu werden. Zu diesen Therapiebereichen zählen Herz-Kreislauf, Immunologie, Neurowissenschaften, solide Tumore und Hämatologie. In jedem dieser Bereiche verfügt das Unternehmen über bereits im Markt befindliche Produkte sowie eine umfangreiche Pipeline. Strategisch spaltet der Konzern gezielt Geschäftsbereiche ab, die nicht zum neu gesetzten strategischen Fokus passen. Zuletzt 2019 hat der Novartis Konzern das Geschäft mit der Augenchirurgie und Kontaktlinsen unter den Namen Alcon abgespalten. Eine weitere Abspaltung steht dieses Jahr noch mit Sandoz bevor. 

Wie hat sich die abgespaltene Alcon allein entwickelt

Mit einer ersten Börsenbewertung von rund 27 Milliarden US-Dollar zählte Alcon zum grössten Neuzugang im SMI® seit 9 Jahren. Aufgrund der Grösse wurde in der Folge die Privatbank Julius Baer im SMI® durch Alcon ersetzt.

Die Entwicklung von Alcon kurz nach der Neulistung im Schweizer Aktienindex überraschte viele Marktteilnehmer positiv. Seit dem IPO vom 12. April 2019 mit einem Startkurs von CHF 54.00 konnten die Valoren des Augenspezialisten auf aktuell CHF 74.16 (Schlusskurs am 28.08.2023) zulegen, was einem Kursgewinn von etwa +38 Prozent entspricht. Zuletzt hat Alcon jährlich im Mai auch eine Dividende ausgeschüttet und diese das 2. Jahr in Folge erhöht (CHF 0.21 im Jahr 2023 und CHF 0.20 im Jahr 2022). 

Auch wenn die Dividendenrendite gering erscheint, ist Alcon mit einem Marktanteil von mehr als 40 Prozent führend in der Augenchirurgie. Zuletzt konnte das Unternehmen bei der Präsentation der Quartalszahlen für das zweite Quartal 2023 die Erwartungen übertreffen. So ist nicht nur der Umsatz +12 Prozent in Lokalwährung gewachsen, sondern auch die Betriebsmarge konnte aufgrund von Effizienzsteigerungen in der Produktion zulegen.

Countdown für die Abspaltung der Generikasparte

Das Geschäft mit Generika und Biosimilars soll noch im Verlauf des vierten Quartals, voraussichtlich im Oktober dieses Jahres, unter dem Namen Sandoz von Novartis abgespalten werden. Durch den Spin-off wird Sandoz zu einem unabhängigen, an der SIX Swiss Exchange kotierten Unternehmen, welches global führend im Bereich patentfreier Arzneimittel und Biosimilars ist. Unter Biosimilars versteht man Nachahmerprodukte von Produkten, deren Patentschutz abgelaufen ist. Darüber stimmen die Aktionäre an der eigens dafür angesetzten ausserordentlichen Generalversammlung am 15. September 2023 ab.

Ausserdem beantragt Novartis an derselben Generalversammlung die Zustimmung der Aktionäre zur Herabsetzung des Aktienkapitals. Kommt die Abspaltung zustande, werden bestehende Novartis-Aktionäre im Zuge des Spin-offs Sandoz-Aktien angedient. Sofern die Generalversammlung die Spin-off-Ausschüttung genehmigt, erhalten Novartis-Aktionäre 1 Sandoz-Aktie für je 5 Novartis-Aktien (Quelle: Novartis). Das Umtauschverhältnis steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht fest und wird von der Ausschüttungsquote erfolgen. Neues Kapital wird dabei nicht aufgenommen, sondern das Aktienkapital der Novartis entsprechend dem Vorschlag herabgesetzt. Strukturierte Produkte mit dem Basiswert Novartis werden nach der Ausführung des Spin-off so angepasst, dass Anlegern dadurch kein Nachteil entsteht. Die genauen Details der Anpassung werden dann unter Produktgeschichte auf der jeweiligen Produktseite im derinet veröffentlicht.  

Im Rahmen der bisher stattgefundenen Kapitalmarkttage erhielten Aktionäre grundlegenden Einblick und Informationen zum Angebot, Dividendenpolitik, Kapitalstruktur sowie zu möglichen Risikofaktoren des potenziell eigenständigen Unternehmens. Bis 2028 will Sandoz den Umsatz im Durchschnitt jährlich im mittleren einstelligen Prozentbereich steigern, die operative Kerngewinnmarge soll bis dann von 18 bis 19 Prozent im laufenden Jahr auf 24 bis 26 Prozent angehoben werden. Nach Einschätzung einiger Marktteilnehmer werden diese Ziele als sehr ambitioniert eingestuft. Der Grund für diese Einschätzung liegt im Wesentlichen an zwei Faktoren: 1) die zuletzt unterdurchschnittliche Geschäftsentwicklung im wichtigen US-Markt sowie 2) die vergleichsweise schwächere Stellung im Bereich der Biosimilars (Nachahmerprodukte). Im bedeutendsten Pharmamarkt der Welt, den USA, musste Sandoz schon einige schwächere Jahre verzeichnen. Diese Entwicklung war im Wesentlichen geprägt vom heftigen Preisdruck sowie dem ungünstigen Produktmix, welche in Kombination zu rückläufigen US-Umsätzen führte. Demgegenüber kann das Geschäft mit den Biosimilars lukrativer eingestuft werden, aufgrund geringerer Preisabschläge. Bisher hat Sandoz allerdings nur 8 Biosimilars lanciert und 24 weitere Kandidaten in der Pipeline.

Fazit

Mit der Abspaltung von Sandoz kommt Novartis seinem Ziel näher, ein auf innovative Arzneimittel fokussiertes Pharmaunternehmen zu werden. Mit der Abspaltung von Alcon hat Novartis bereits bewiesen, dass die Strategie, für die neu auf sich selbst gestellten Unternehmen aufgehen kann. Zuletzt wurden die Prognosen bei Novartis angehoben. Wie gut sich Sandoz als eigenständiges Unternehmen am Schweizer Aktienmarkt entwickeln wird, werden die nächsten Jahre zeigen. Die Chance als eigenständiges Unternehmen das volle Potenzial auszuschöpfen sind auf jeden Fall gegeben, auch wenn die Entwicklungen am US-Markt die Prognosen für Sandoz belasten dürften.

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