Come fly with me – Comeback der Reisebranche
Viele Menschen haben zu ihrer Reisefreude zurückgefunden. Die aufgehobenen Reisebeschränkungen hat viele dazu bewegt, aufgeschobenen Reisepläne nachzuholen. Reisezahlen haben sich weitestgehend wieder auf das Vor-Pandemie-Niveau erholt. Airlines sowie die Flughafenbetreiber könnten aktuell einen Blick wert sein.
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Viel los bei den Airlines
Der Sommer neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Die Airlines hatten auf jeden Fall einen Hochsommer. Im Vorfeld waren die Erwartungen hoch an die Reiselust der Menschen. Im Juli 2023 erreichte der Passierverkehr weltweit bereits knapp 94,2 % dessen, was er im Vor-Pandemie Jahr 2019 ausgemacht hatte (Quelle FuW). Während Nordamerika im ersten Halbjahr bereits das Vor-Corona-Niveau leicht übertroffen hat, zeigte Asien das stärkste Wachstum aufgrund des hohen Nachholbedarfs nach dem Ende der Lockdowns in China. Europa bewegt sich im Mittelfeld. Europas grösste Billig-Airline Ryanair meldete im Juli Rekordzahlen zum Passagieraufkommen. Ähnliches berichten Traditionsairlines.
Mit der zunehmenden Normalisierung des Passagieraufkommens richten die Airlines ihren Fokus wieder vermehrt auf die Zukunft. In wirtschaftlich schwachen Phasen geben die Menschen tendenziell weniger Geld fürs Reisen aus – aus dem Grund könnte eine schwächelnde konjunkturelle Entwicklung entsprechend einen Einfluss haben. Dabei sind teurere Fluggesellschaften, die ihre Passiere über die grossen europäischen Drehkreuze befördern, weniger preissensitiv als die Kunden von günstigeren Airlines.
Aber auch die Entwicklung auf den Ölmarkten mittel- bis langfristig wird genau verfolgt. Grund dafür ist die direkte Abhängigkeit des Kerosinpreises von der Entwicklung des Ölpreises. Der kurzfristige Anstieg des Ölpreises hat nur einen geringen Einfluss, da die Airlines ihren Bedarf im Voraus an den Terminmärkten entsprechend absichern (sogenanntes Fuel-Hedging). Dies erlaubt den Airlines mehr Planungssicherheit auf der Kostenseite.
Bisherige Performance der Airline-Aktien
Seit Jahresbeginn 2023 haben die günstigeren Anbieter wie Ryanair und Easyjet die Nase vorn. Mit +32,51 % bei Ryanair und +29,64 % beim Konkurrenten Easyjet ist die Performance in diesem Jahr eindrücklich. Wenn auch die Wertentwicklung von einer schwachen Vergleichsbasis aus herkommt. Die Traditionsairline Air France-KLM konnte dieses Jahr nur 11,25 % zulegen. Schlusslicht bildet der Titel der Lufthansa mit +4,33 % (Stand 05.09.23). Auf 3-Jahres-Sicht hat Lufthansa allerdings gegenüber der KLM die Nase vorn. Wie immer gilt, dass historische Daten kein zuverlässiger Indikator für die Entwicklung in der Zukunft sind.
Ausblick
Insgesamt macht die Lufthansa Fortschritte mit dem Schuldenabbau und konnte die Märkte zudem mit dem kürzlich geschlossenen Abkommen mit der Pilotengewerkschaft etwas beruhigen. Bei den veröffentlichen Quartalszahlen für das zweite Quartal enttäuschte die ausgewiesene Profitabilität allerdings die Marktteilnehmer. Air France-KLM zeigte sich hingegen auf Kurs bei der Wende, wenn auch höher als erwartet ausgefallene Kosten etwas beunruhigten.
Die günstige Konkurrenz profitiert dabei hauptsächlich von den hohen Ticketverkäufen preisbewusster Feriengänger. Easyjet sieht sich mit einigen Herausforderungen wie Streiks, langen Wartezeiten und dicht gefülltem Luftraum konfrontiert. Konkurrentin Ryanair sieht sich aufgrund des Kapazitätsausbaus (Ausbau der Flotte für dieses Jahr geplant) und seiner Dominanz auf den beliebtesten Reiserouten aktuell gut aufgestellt. Auch der Kostenvorteil im Vergleich zur Konkurrenz ist immer noch gegeben – dies, obwohl die Ticketpreise dieses Jahr bereits spürbar gestiegen sind.
Auch der Flughaften Zürich ist wieder auf gutem Kurs
Noch nicht lange ist es her, da feierte der Flughafen sein 75-Jähriges-Jubiläum. An dem dreitägigen Flughafenfest (Anfang September 2023) feierte der Flughafen seine Historie und den Aufstieg zur wichtigsten internationalen Verkehrsdrehscheibe der Schweiz. Aber auch operativ kann der Flughafen Zürich mit positiven Neuigkeiten aufwarten – die ambitionierten Mittelfristziele konnten jüngst bestätigt werden. So möchte die Flughafenbetreiberin bis 2025 auf das Vorkrisenniveau von 2019 zurückkehren. Anleger sollen sich dann aber über einen – verglichen mit dem damaligen Niveau – höheren operativen Gewinn freuen dürfen. Dieser soll auf Stufe des EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization) rund 100 Millionen Franken höher ausfallen als 2019.
Die Zahlen sprechen für sich. Im August 2023 hat der Flughafen nach Datenauswertung der Nachrichtenagentur AWP 22'760 Flugbewegungen verzeichnet, was verglichen mit dem Vorjahresmonat Juli einer Steigerung von + 8,4 % entspricht. Die Erholung nimmt damit weiter an Fahrt auf. Die Anzahl Starts und Landungen liegen lediglich noch 7,1 % unter dem Niveau von 2019, während es Anfang des Jahres 2023 noch mehr als 10 % waren. Die langfristig ausgerichtete Strategie des Flughafen Zürich scheint sich zu bewähren.
Einen wesentlichen Beitrag soll auch das neue Bauprojekt am Flughafen Noida in Delhi (Indien) leisten. Die Arbeiten soll bereits Ende 2024 abgeschlossen sein und der ehrgeizige Plan des Managements sieht bereits im ersten Betriebsjahr einen positiven EBITDA-Beitrag in zweistelliger Millionenhöhe und in weniger als fünf Jahren bereits einen Beitrag im dreistelligen Millionenbereich.
Erholung im Reisesektor trotz Herausforderungen
In der Aviatik ist aktuell einiges los. Die Airlines scheinen im Hochbetrieb zu sein. Wenn auch zum Vor-Pandemie-Niveau noch ein Stück fehlt, zeigt sich der Trend ganz klar hinsichtlich einer Erholung der Reiseaktivitäten. Dennoch stehen die Airlines (ob günstig oder Premium) vor Herausforderungen, die teilweise ähnlich Natur sind, teilweise aber auch sehr unternehmensspezifisch daherkommen. Insgesamt stehen die Zeichen aber auf Erholung am Himmel, wenngleich Airline-Aktien auch weiterhin von erhöhter Volatilität begleitet werden könnten. Entsprechend attraktiv können Renditeoptimierungsprodukte mit begrenzter Laufzeit und hohem Risikopuffer vom Risiko-Rendite-Verhältnis her sein. Wie immer tragen Anleger bei diesen Produkten ein Emittentenrisiko.