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Jagd auf den blauen Vogel – Metas «Threads» startet durch!

18. Juli 2023 | 3 Minuten

Metas neue Social-Media-Plattform «Threads», die vor rund zwei Wochen in über 100 Ländern an den Start ging, wächst rekordverdächtig. In den ersten fünf Tagen nach der Einführung knackte Threads bereits die magische Marke von 100 Millionen Nutzern. Dafür benötigten alle anderen namhaften Plattformen mehrere Monate, wenn nicht Jahre. Die hohe Ähnlichkeit zwischen Threads und dem Kurznachrichtendienst Twitter lässt vermuten, dass Meta nun vermehrt Nutzer seines amerikanischen Rivalen abwerben will.

Die nächste grosse Plattform?

Auf den ersten Blick scheint Threads keine besonderen Vorzüge zu enthalten. Nutzer können in der App auf 500 Zeichen begrenzte Texte verfassen und ihre Beiträge mit bis zu fünf Minuten langen Videos und Bilden ausgestalten. Andere Nutzer können diese Beiträge dann liken, teilen und kommentieren. Damit unterscheidet sich Metas neue Plattform kaum von Twitter, das seinen Nutzern bereits seit weit über zehn Jahren einen derartigen Service bietet. Aus welchem Grund sind dennoch so viele Menschen an dem neuen Kurznachrichtendienst interessiert?

Ein Grund für den rasanten Anstieg der Nutzerzahlen ist vermutlich, dass Threads eng mit der bereits erfolgreichen Plattform Instagram verknüpft ist. Im Jahr 2012 kaufte Meta – damals noch Facebook – den Fotodienst Instagram für eine Milliarde US-Dollar, was rückblickend betrachtet wohl eine der klügsten Entscheidungen von Mark Zuckerberg war. Denn mittlerweile ist Instagram Schätzungen zufolge ca. 100 Milliarden Dollar wert.

Das ist kaum verwunderlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die Plattform monatlich von rund 2 Milliarden Menschen genutzt wird. Vor diesem Hintergrund reicht es aus, wenn ein Bruchteil der Instagram-Nutzer auf die neue Plattform wechseln, um die besagten 100 Millionen Nutzer zu erreichen. Ausserdem verdeutlicht dies, welches Potential die App in Zukunft entfalten könnte. Wenn Threads das Wachstum der letzten Woche weiter fortsetzt, könnte es den Kurznachrichtendienst Twitter mit seinen rund 300 Millionen Nutzern bald in den Schatten stellen. Ein weiterer Wachstumsschub für Threads könnte insbesondere mit der Freischaltung der Plattform in den EU-Staaten einhergehen. Da seitens der EU gewisse regulatorische Fragen noch nicht geklärt sind, steht Threads dort bisher noch nicht zum Download zur Verfügung.

Dass Twitter seinen neuen direkten Konkurrenten fürchtet, steht ausser Frage. Denn nicht ohne Grund gedenkt das Unternehmen, nun rechtlich gegen Threads vorzugehen. Ein Anwalt Twitters warf Meta-CEO Mark Zuckerberg in einem Brief vor, Geschäftsgeheimnisse und geistiges Eigentum zu stehlen. Dies soll insbesondere durch die Einstellung von ehemaligen Twitter-Mitarbeitern gelungen sein. Meta bestreitet hingegen, dass ehemalige Twitter-Mitarbeiter an der Entwicklung von Threads beteiligt waren. Auch Elon Musk, der Twitter im Oktober für 44 Milliarden Dollar gekauft hatte, äusserte sich zu der Thematik mit der Aussage «Competion is fine, cheating is not» (dt. «Wettbewerb ist in Ordnung, Betrug ist es nicht»).

Twitter in Schieflage, Meta im Aufwind

Die Einführung von Threads kommt für Twitter zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen kämpft mit einer Vielzahl an Problemen seit der Übernahme durch Elon Musk. Dieser entliess rund die Hälfte aller Mitarbeitenden, als er im Oktober in das Unternehmen kam. Unter anderem wurden in diesem Zusammenhang Stellen in der Abteilung abgebaut, die für die Moderation der Inhalte zuständig ist. Laut Medienwissenschaftlern führte das, in Kombination mit der Aufhebung von gewissen Nutzer-Richtlinien, zu einem Anstieg in Hasskommentaren und Rassismus auf der Plattform. Folglich rückten viele Unternehmen von Twitter als Werbepartner ab oder reduzierten zumindest ihre Ausgaben für Anzeigen auf der Plattform. Insider berichteten, dass dies bereits im Dezember letzten Jahres zu signifikanten Umsatzrückgängen geführt haben soll. Die Einführung von Threads könnte Twitter nun einen weiteren Teil seiner Werbeeinnahmen streitig machen.

Ein etwas besseres Bild zeichnet sich hingegen bei dem Rivalen Meta ab. Im ersten Quartal 2023 übertraf das Unternehmen die Umsatz- und Gewinnerwartungen der Analysten. Dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal um 24 Prozent niedriger ausfiel. Dies ist insbesondere auf geringere Werbeausgaben der Kunden sowie Umstrukturierungsmassnahmen im Unternehmen zurückzuführen. Ausserdem belasten hohe Kosten, die mit der Einführung des Metaversums (Metas Virtual-Reality-Plattform) einhergingen, das Geschäft. Threads könnte angesichts des rasanten Wachstums Meta neuen Schwung verleihen. Es bleibt jedoch vorerst offen, ob die neue Plattform ihre Nutzer auch langfristig an sich binden kann. Denn nur wenn dies gelingt, wird Threads für Unternehmen als Werbepartner interessant.

 

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