MATANA: besser als FANG?
Besonders aussichtsreiche US-Technologieunternehmen wurden in den vergangenen Jahren häufig mit dem Akronym FANG in Verbindung gebracht. Nun könnte die Zeit für MATANA gekommen sein.
Das Spiel mit den Akronymen
Börsianer spielen gerne mit Akronymen. Bestimmte Anlageideen können auf diese Weise Anlegern auf einfache und anschauliche Art und Weise nähergebracht werden. Wenn es um einzelne Aktien von Unternehmen geht, spielte sich Vieles in den vergangenen Jahren im US-Technologiebereich ab. Das Akronym FANG wurde daher zeitweise zu einem Synonym für Börsenerfolge, Kurssteigerungen und hohe Renditen. Die vier Buchstaben stehen für Facebook (jetzt: Meta Platforms), Amazon, Netflix und Google (jetzt: Alphabet).
Diesen Konzernen spielte beispielsweise die Digitalisierung von immer mehr Aspekten unseres Alltags in die Karten. Ausserdem kommen niedrige Zinsen eher Wachstumsunternehmen zugute. Zudem sorgte Covid-19 im digitalen Bereich für eine Art Sonderkonjunktur. Die Menschen mussten im Zuge der Lockdowns längere Zeit zu Hause bleiben und sich ablenken. Als die Notenbanken damit begannen, die Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation anzuheben, drehte sich der Wind. Plötzlich waren es die Technologiewerte, die besonders stark unter Druck gerieten. Entsprechend werden nun auch Rufe nach einer Neuordnung unter den Börsenstars aus dem Technologiesektor laut. Es ist jedoch nicht so, dass die entsprechenden Einordnungen in der Vergangenheit absolut starr waren.
MATANA tritt auf den Plan
Man konnte in der Vergangenheit Argumente anführen, warum beispielsweise Netflix nicht wirklich in einen Kreis mit Meta Platforms, Alphabet oder Amazon gehörte. Das Geschäft mit dem Online-Streaming von Filmen, Serien und Dokumentation dürfte vielen lange Zeit zu nischenhaft und zu wenig profitabel vorgekommen sein. Andererseits war Apple anfangs kein Teil von FANG. Und dies ausgerechnet in einer Zeit, als sich der iPhone-Konzern zu dem mit Abstand wertvollsten Unternehmen an der Börse aufschwang und beispielsweise die Marke von 2 Billionen US-Dollar beim Börsenwert übersprang. Entsprechend wurde FANG häufiger zu FAANG, also inklusive Apple, erweitert. Doch dies bedeutete immer noch, dass Netflix Teil der Gruppe war.
Bei Triple A, also Alphabet, Amazon und Apple, waren wiederum Meta und Netflix aussen vor. Doch dann konnte man sich fragen, wo denn Microsoft bleibt. Da die Technologiewelt von sich aus sehr schnelllebig ist und Innovationen schnell veraltet sein können, waren auch die Akronyme zu den entsprechenden Tech-Stars an der Börse ständigen Veränderungen unterworfen. MATANA könnte nun der letzte Schrei sein. Ray Wang Chefanalyst und Gründer von Constellation Research, einem auf den Tech-Bereich spezialisierten Forschungs- und Beratungsunternehmen mit Sitz im Silicon Valley, hat Anfang September gegenüber Yahoo Finance Live erklärt, was es mit dem Akronym auf sich hat.
«One trick ponys?»
MATANA steht für die sechs Unternehmen Microsoft, Alphabet, Tesla, Amazon, NVIDIA und Apple. Wang führt verschiedene Gründe für die Veränderungen an der FANG-Liste an. Zunächst werden Netflix und Meta Platforms gestrichen. Als Begründung verweist er darauf, dass es sich bei diesen Unternehmen um sogenannte «one trick ponys» handeln würde. Gemeint ist, dass sie ihr Geld weitgehend auf nur eine einzige Weise verdienen würden. Im Fall der Facebook-Muttergesellschaft Meta sei dies der Social-Media-Bereich, über den Werbeeinnahmen generiert würden. Netflix sei bisher als werbefreier Video-on-Demand-Anbieter von seinen Abo Beiträgen abhängig gewesen. Laut Wang müssten Unternehmen gerade im digitalen Bereich jedoch mehrere verschiedene Business-Modelle vorweisen können.
Seiner Ansicht nach müsste Netflix verstärkt in das Werbegeschäft einsteigen. Offenbar hat das Management dies beherzigt. Schliesslich wird es Netflix in Zukunft auch als günstigere werbefinanzierte Variante geben. Dies sei auch deshalb notwendig, weil dem Wachstum durch immer mehr Abonnenten Grenzen gesetzt seien. Zudem sollte sich Netflix laut Wang, ähnlich wie Walt Disney, den Bereichen Product Placement und dem Lizenzgeschäft (Vermarktung von eigenen Rechten) widmen. Im Fall von Netflix wären dies dann etwa Themenparks mit Mottos rund um Erfolgsserien wie «Stranger Things». Facebook/Meta müsse etwas abseits der Werbung machen. «Datenbrillen, Metaverse? Noch wissen wir es nicht», sagt Wang. Die MATANA-Unternehmen würden dagegen schon heute deutlich breiter aufgestellt daherkommen.
Die Neulinge
Im Fall von Apple verweist Wang auf die vielen sehr erfolgreich betriebenen Geschäftsbereiche beim iPhone-Konzern. So habe dieser die «Werbung, Hardware, Services oder Abonnements.» Selbst wenn die iPhone-User ihre iPhones lediglich alle zwei oder drei Jahre erneuern würden, würde dies einem «Super-Refreshing-Cycle» entsprechen. Zudem würden die Services immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dabei befindet sich Apple in der hervorragenden Position, immer mehr Dienstleistungen an die Nutzer seiner Hardware-Geräte zu verkaufen. Laut Wang sollte der Umsatzanteil des Services-Bereichs von jetzt etwa 21 Prozent in etwa 24 Monaten auf rund 25 Prozent steigen.
Neu dabei sind Microsoft, Tesla und NVIDIA. Laut Wang braucht sich Microsoft nicht nur auf die Bereiche Business-to-Business oder das Geschäft mit Konsumenten zu verlassen. Der Softwarekonzern sei auch gut für das Metaverse und die Cloud positioniert. Ausserdem habe Microsoft sein Gaming-Geschäft. NVIDIA sei zudem weit mehr als die Chips, die wir sehen können. Der Spezialist für Grafikprozessoren sitzt laut Wang genau zwischen der Künstlichen Intelligenz, dem Metaverse und der Zukunft der Computertechnologie. Auch im Fall von Tesla ist es längst nicht mehr nur ein Bereich, wie der Verkauf von Elektrofahrzeugen, der Analysten wie Wang überzeugt.
Fazit
Genauso wie im Fall von FANG oder FAANG handelt es sich auch bei MATANA um eine relativ wenig homogene Gruppe von US-Technologieunternehmen. Diese bringen verschiedene Vor- und Nachteile mit. Sie sind daher auch nicht für jeden Investor gleich gut geeignet, um seine Anlageziele zu verfolgen. Daher könnte es sich auch anbieten, in die bevorzugten Einzelwerte aus dieser Gruppe zu investieren, um auf diese Weise das Risiko im eigenen Depot zu streuen.