Ein grosser Schritt in die virtuelle Welt
Der Cloud- und Softwarekonzern Microsoft möchte das Gaming-Geschäft vorantreiben. Mitte Januar gab Microsoft bekannt, den Videospiel-Entwickler Activision Blizzard übernehmen zu wollen. Mit dieser Übernahme erhält Microsoft Zugang zu einem erfolgreichen Portfolio an Videospielen sowie die Möglichkeit, das Angebot über verschiedene Plattformen zu erweitern. Ausserdem soll die Übernahme eine Basis für den Einstieg ins Metaverse liefern.
Am 18. Januar dieses Jahres gab Microsoft bekannt, den Videospiel-Entwickler Activision Blizzard für 75 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen. Demnach ist Microsoft bereit, eine Prämie von 45% für die Aktien des Videospiel-Entwicklers zu bezahlen. Dabei handelt es sich um die grösste Übernahme in Microsofts Konzerngeschichte. Nicht nur die Erweiterung der Gaming-Sparte, sondern auch die Weiterentwicklung des Metaverse dürfte wohl ein Hintergrundgedanke gewesen sein. Microsoft CEO Satya Nadella sagte anlässlich der Pressemitteilung: «Gaming wird eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Metaverse-Plattformen spielen». Die Transaktion unterliegt der behördlichen Prüfung sowie der Zustimmung der Aktionäre von Activision Blizzard. Erfolgt die Zustimmung, wird der Abschluss für das Geschäftsjahr 2023 erwartet.
Interessanterweise ist diese Transaktion nicht die erste grosse Übernahme in der Spielebranche seit Beginn des Jahres. Eine Woche zuvor gab der Spieleentwickler Take Two Interactive bekannt, den auf Browser und Mobile Gaming spezialisierten Anbieter Zynga für fast 13 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen. Bei beiden Akquisitionen steht die Erweiterung des Gaming Angebots im Vordergrund, sowohl die Auswahl an Spielen als auch die Ausweitung auf andere Plattformen.
Gaming-Markt mit interessanten Wachstumschancen?
Microsoft ist der breiten Öffentlichkeit durch ihre Software bekannt. Windows ist das weltweit am weitesten verbreitete Computer-Betriebssystem mit einem geschätzten Marktanteil von ungefähr 70 % (Statista, 2021). Zudem wird die Office Software-Palette sowohl im privaten als auch im professionellen Bereich oftmals als Standard angesehen. Für Firmenkunden stellt die Geschäftseinheit Intelligent Cloud Anwendungen für die Cloud und die Serverinfrastruktur zur Verfügung.
Vor knapp 20 Jahren ist Microsoft in den Gaming Markt eingestiegen. Aufgrund des Erfolges von Unternehmen wie Nintendo, Sega und Sony in den 90er Jahren, wurde im Jahr 2001 die Spielekonsole mit dem Namen «Xbox» lanciert. Mittlerweile ist die vierte Generation der Konsole erhältlich. Neben der Hardware führt Microsoft auch eigene Entwickler Studios. Diese Studios entwickeln Spiele für verschiedene Genres, meist auf exklusiver Basis für die eigenen Konsolen und PC. Als Beispiel für bekannte Spiele können «Microsoft Flight Simulator» und «Minecraft» aufgeführt werden.
Mobile ist das grösste Gaming Segment mit einem geschätzten Umsatz von ungefähr 93 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 (Newzoo, 2021). Das auf Gaming und E-Sports spezialisierte Marktforschungsunternehmen Newzoo schätzt den Umsatz von Mobile Games für das Jahr 2024 auf ungefähr 116 Milliarden US-Dollar. Aufgrund dieser Hintergedanken will Microsoft die Präsenz von Activision Blizzard mit beliebten Mobile Spielen wie «Candy Crush» nutzen, um das Spieleangebot auf dieser Plattform zu erweitern.
Microsoft schätzt den Gaming Bereich weiterhin als Wachstumsmarkt ein und hat mit der angekündigten Übernahme von Activision Blizzard die Ambitionen unterstrichen. Gemäss Microsoft soll die Übernahme das Wachstum der Plattformen Cloud, Konsole, Mobile und PC beschleunigen. Zudem verbessert Microsoft die Marktstellung, indem es nach Umsatz zum drittgrössten Gaming Unternehmen der Welt aufsteigt, hinter Tencent und Sony.
Microsoft erweitert Spieleangebot auf einen Schlag
Microsoft erhofft sich durch das Portfolio von Activision Blizzard, das Angebot mit beliebten Titeln zu ergänzen. Die Spielreihe «Call of Duty» sowie «Overwatch» sind beides erfolgreiche Spiele, wovon Activision Blizzard noch einige mehr aufführen kann. Mit der Integration von Activision Blizzard wird Microsoft über 30 interne Spiel-Entwicklerstudios verfügen.
Der japanische Konkurrent Sony ist nach der Ankündigung von Microsofts Übernahme unter Druck geraten. Sony ist im Gaming Bereich auch als Spielentwickler und Konsolenhersteller tätig. Für Microsoft stellt die Übernahme ein grosser Schritt im Konkurrenzkampf mit Playstation dar. Zu Beginn wurde von den Medien die naheliegende Befürchtung aufgegriffen, dass Activision Blizzard Spiele in der Zukunft nicht mehr für die PlayStation verfügbar wären. Sony äusserte sich dazu, dass die erwähnten Spiele auch in Zukunft weiterhin verfügbar blieben in der Erwartung, dass Microsoft sich an die vertraglichen Vereinbarungen halten würde.
Microsoft verspricht sich auch für bereits existierende Angebote Chancen, wie dem Xbox Game Pass. Hierbei handelt es sich um ein Abonnement für Videospiele, welches für Konsole und PC erhältlich ist. Dieser Dienst gewährt Nutzern Zugang zu einem Katalog von Spielen für einen monatliche festgelegten Abonnementspreis. Stand Januar 2022 wies dieser Dienst über 25 Millionen Nutzer vor.
Auch in dieser Hinsicht bietet die Marktstellung von Activision Blizzard interessante Chancen. Fast 400 Millionen aktive Spieler zählen die verschiedenen Spielreihen. Es ist vorgesehen, diese Spiele in den Xbox Game Pass zu integrieren und somit den Spielekatalog zu erweitern. Darüber hinaus erhält Microsoft vereinfachten Zugang zu den fast 400 Millionen Spielern und sieht diese als potenzielle Kunden des Game Pass Angebots.
Fazit
Microsoft hat mit der angekündigten Übernahme von Activision Blizzard ihre Ambitionen im Gaming Markt unterstrichen. Mit der grössten Akquisition in der Konzerngeschichte übernimmt es ein erfolgreiches Spieleportfolio und Zugang zu fast 400 Millionen aktiven Nutzern. Diese Nutzer präsentieren sich als potenzielle Kunden für den Abonnement-Dienst Xbox Game Pass. Zudem soll das Wachstum auf allen Plattformen vorangetrieben werden, wobei der Mobile Gaming Bereich ein interessanter Wachstumsbereich ist.