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Rohstoffmärkte im Wirbelwind der Weltpolitik

30. Okt. 2025 | 3 Minuten
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Bild eines Traktors aus der Vogelperspektive

Der Oktober sorgte an den Rohstoffmärkten für interessante Entwicklungen. Anhaltende Handelsspannungen zwischen den USA und China hielten den Puls hoch. China verschärfte die Exportkontrollen für seltene Erden, worauf Washington mit neuen Strafzöllen von bis zu 100 Prozent auf chinesische Importe reagierte. Dies beflügelte den Goldpreis und brachte die Aktienmärkte kurzzeitig zum Zittern. Die Frage bleibt, wie lange sich die Supermächte den Schlagabtausch leisten und ob sich die Rohstoffmärkte aus dem Bann des Handelskonflikts befreien können

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Geht der Gold-Hausse die Luft aus?

Selten zuvor unterlag die Entwicklung des Goldkurses einem so heterogenen Gebilde von treibenden Kräften wie aktuell. Wo der Goldpreis in vergangenen Zeiten einst primär von der Entwicklung der Zinsen und Inflation abhing, wird er mittlerweile durch ein komplexes Zusammenspiel aus geopolitischer Unsicherheit, Notenbankpolitik und Kapitalflucht geprägt. Noch bis vor Kurzem stützten Zentralbanken, vor allem aus Schwellenländern, den Preis durch rekordhohe Käufe mit dem Ziel der «Entdollarisierung» ihrer Reserven. Diese Art der Nachfrage hat mittlerweile eine Pause eingelegt.

Doch wo die Notenbanken zurücktreten, übernehmen institutionelle Anleger die Rolle der Preistreiber. Nach einer längeren Phase von Abflüssen verzeichnen Gold-ETFs seit Mai 2024 wieder deutliche Zuflüsse (Reuters, 08.07.2025). Dahinter steht kein kurzfristiger Spekulationstrend, sondern eine strukturelle Bewegung: Fonds und Vermögensverwalter nutzen physisch gedeckte Produkte zunehmend als liquides Mittel, um Portfolios gegen Inflationsrisiken, geopolitische Unsicherheiten und Währungsvolatilität abzusichern. Diese Entwicklung zeigt, dass Gold erneut als strategischer Stabilitätsanker wahrgenommen wird, wobei in absehbarer Zeit mit erhöhten Schwankungen und Korrekturen gerechnet werden sollte. 

Kurzfristig scheint der Goldmarkt allerdings in eine Phase der Überhitzung eingetreten zu sein. Die Schmucknachfrage in Indien und China, die rund die Hälfte des physischen Goldkonsums ausmachen, zeigt Anzeichen von Nachfrageschwäche. Dennoch spricht nach wie vor einiges für anhaltende Unterstützung: Jede politische Eskalation, jede geldpolitische Unsicherheit wirkt wie ein Funke im Pulverfass der Goldnachfrage.

Industriemetalle trotzen der Konjunkturflaute

Kupfer, bekannt als Konjunkturbarometer, konnte seit dem Sommer eine markante Erholung verzeichnen. Diese Entwicklung war weniger von Nachfragetrends getrieben, sondern primär von zunehmenden Angebotsstörungen. Produktionsausfälle in Chile, Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo haben das Angebot für 2026 bereits um rund 300 000 Tonnen geschmälert (Reuters, 08.10.2025). Die Ausfälle entsprechen etwa einem Viertel der jährlichen Produktion der größssten Kupfermine der Welt, Escondida in Chile. Hinzu kommen sinkende Erzgehalte und wachsende Sicherheitsrisiken im Bergbau.

Gleichzeitig bleiben die Lagerbestände an der London Metal Exchange auf historischen Tiefständen. Diese Knappheit zeigt sich auch in der Preisstruktur: Der Markt befindet sich in einer «Backwardation». So bezeichnet man eine Situation, in welcher der aktuelle Spotpreis über den Terminkontraktpreisen liegt. Ein solcher Zustand signalisiert akute Angebotsengpässe.

Auf der Nachfrageseite bleibt die Dynamik überraschend robust. Der Trend zur Elektrifizierung, getrieben durch Elektromobilität, Netzmodernisierung und den Ausbau von Rechenzentren, sorgt für strukturellen Bedarf. Anleger beginnen, den Sektor wieder genauer zu betrachten – allen voran Kupfer, das als Schlüsselrohstoff der Energiewende gilt.

Ölmarkt vor Belastungsprobe

Der Ölmarkt befindet sich aktuell in einem Balanceakt. Einerseits drücken steigende Fördermengen und wachsende Lagerbestände auf die Preise, andererseits halten geopolitische Spannungen den Aufwärtsdruck weiter aufrecht. In Russland haben jüngste Drohnenangriffe auf Raffinerien über eine Million Barrel tägliche Kapazität ausser Betrieb gesetzt. Das verteuert kurzfristig Diesel und Benzin, während mehr unverarbeitetes Rohöl exportiert wird. Dies führt letztlich zu einem Abwärtsdruck auf den Rohölpreis.

China spielt dabei eine Schlüsselrolle. Das Land importiert rund drei Viertel seines Ölbedarfs und hat zuletzt grosse Mengen gekauft, um strategische Reserven zu füllen. Diese Käufe dienen weniger einer kurzfristigen Spekulation als einer langfristigen Absicherung gegen Währungs- und Versorgungsrisiken. Sollte Peking seinen Kaufrausch drosseln, könnte der Markt rasch ins Überangebot kippen.

Auch innerhalb der OPEC+ bleibt die Unsicherheit bestehen: Die tatsächlichen Exporte liegen deutlich unter den vereinbarten Quoten. Ob dies an fehlender Kapazität liegt oder ein Kalkül dahintersteckt, bleibt offen. Insgesamt überwiegen kurzfristig die Abwärtsrisiken, mitunter eine nachlassende Nachfrage, saisonale Faktoren und zusätzliche Produktion aus den USA. So bleibt Öl ein Gut, dessen Preis stärker von geopolitischen Faktoren als von Marktkräften bestimmt wird.

Gutes Erntejahr drückt Agrarpreise

Im Agrarsektor verschärfen Rekordernten und günstige Wetterbedingungen den Abwärtsdruck auf die Preise. Die US-Landwirtschaft meldete zuletzt hohe erwartete Ernten bei Mais, Weizen und Sojabohnen, doch die Nachfrage blieb verhalten. China, traditionell wichtigster Abnehmer für US-Sojabohnen, tätigt vermehrt Einkäufe im südamerikanischen Raum und bezieht derzeit den Grossteil seiner Importe aus Brasilien und Argentinien. Für amerikanische Exporteure bedeutet das sinkende Absätze und wachsende Lagerbestände. Gleichzeitig halten viele Farmer in Erwartung staatlicher Hilfszahlungen ihre Ernten zurück, was das Marktangebot zusätzlich verzerrt.

Auch Zucker und Kakao tendieren tiefer, während der Kaffeepreis aufgrund von Handelsumlenkungen kurzfristig Aufschub erhielt. Die neuen US-Zölle auf brasilianische Bohnen sorgen zwar für vorübergehend höhere Preise, dürften diesen Effekt aber kaum dauerhaft stützen.

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