Halbe Kraft voraus
Der US-amerikanische Lebensmittelkonzern, der unter Anderem hinter der ikonischen Ketchup-Marke «Heinz Tomato Ketchup» steht, hat herausfordernde Zeiten hinter sich. Kraft Heinz bereitet eine schwächelnde Nachfrage nach seinen Kernprodukten Schwierigkeiten. Nun steht eine Aufspaltung des Unternehmens an. Anders als bei einer häufiger vorkommenden Abspaltung entstehen zwei komplett neue Unternehmen. Könnte diese Massnahme ein Startschuss zu einer Trendumkehr sein?
Kraft Heinz hat zu kämpfen
Die Popularität von Fitness-Influencern, Abnehmspritzen und Donald Trumps MAHA-Kampagne (Make America Healthy Again, auf Deutsch: macht Amerika wieder gesund) unterstreicht, dass der Trend gegen Fast Food läuft. Dies kriegen auch Lebensmittelgiganten wie Nestlé, Kraft Heinz und Co. zu spüren. Ein Jahrzehnt nach der Fusion ist den zwei Lebensmittelriesen Kraft Foods und Heinz der Appetit vergangen. Doch nicht nur der Trend zu gesunder Ernährung bereitet dem Mega-Konzern Mühe, Kraft Heinz konnte in den Jahren seit dem Zusammenschluss auch nicht die erwarteten Synergien mobilisieren. Die mehrheitlich auf den US-Markt ausgerichteten Marken des ehemaligen Unternehmens Kraft passten nicht so gut wie geplant mit der global orientierten Heinz zusammen.
Die Auftrennung soll einer klaren Logik folgen: Zwei unterschiedlich operierende Unternehmen sollen entflochten werden. Unter dem Arbeitstitel «Global Taste Elevation» bündelt Kraft Heinz künftig die global ausgerichteten, margenstärkeren Marken rund um Saucen, Aufstriche und Gewürze mit einem Umsatzvolumen von rund 15 Mrd. US-Dollar. Daneben soll die stärker regional fokussierte «North America Grocery Co.» mit klassischen, im US-amerikanischen Raum gut bekannten Marken wie «Oscar Mayer», «Kraft Singles» und «Lunchables» entstehen. CEO Carlos Abrams-Rivera übernimmt die nordamerikanische Einheit, für den global orientierten Teil des Konzerns läuft die Suche nach einer Geschäftsführung noch an.
Das Ziel: Fokussierung und Komplexitätsabbau. Fast 200 Marken in 55 Kategorien über 150 Länder hinweg überfordern Marketingbudgets, Innovationszyklen und IT-Architektur. Die Trennung soll Kapitalallokation und Priorisierung verbessern, ohne das nötige Grössenmomentum völlig zu verlieren. Die Hauptsitze sollen in Pittsburgh und Chicago verbleiben, der Vollzug ist für die zweite Jahreshälfte 2026 avisiert.
In Produktkategorien von Mayonnaise über Mac-and-Cheese bis Capri Sun zeigt sich, dass Trends wie GLP-1-Medikamente, Preissensibilitäten nach einer Inflationswelle und der Trend zu weniger verarbeiteten Lebensmitteln auf die Verkaufszahlen drücken. Finanziell belasten Wertberichtigungen und Kursentwicklung: Im Juli fiel ein Verlust wegen einer nicht zahlungswirksamen Wertminderung von 9.3 Mrd. US-Dollar an; die Aktie gab am Ankündigungstag der Aufspaltung rund 7 Prozent nach und liegt im Jahresvergleich hinter Branchenindizes wie beispielsweise dem S&P® 500 Consumer Staples.
Wie verdaut der Markt die Aufspaltung?
Reaktionen auf den Plan fallen gemischt aus. Befürworter verweisen auf das Kellogg-Beispiel (Kellanova/WK Kellogg), wo die Abspaltung grundsätzlich positiv verlief und Klarheit schaffen konnte. Kritiker wie beispielsweise Warren Buffett, der einen substanziellen Anteil am Kraft Heinz-Konzern hält, warnen vor Kosten, Doppelstrukturen und negativen Synergien in Beschaffung, Logistik und IT. Ein grosser Aktionär, der dem Vorhaben nicht wohlwollend gegenübersteht, kann belastend wirken. Für Anleger zählt daher weniger das Versprechen der Entflechtung als dessen Umsetzung: eine klare Zuordnung der Marken, disziplinierte Kostenarbeit und eine sichtbare Trendumkehr in den Verkaufsvolumen. Gelingt dies, könnte die Spaltung einen organisatorischen Neustart darstellen.
Wie wirkt sich die Aufspaltung auf Strukturierte Produkte aus?
Wie bei anderen börsennotierten Unternehmungen greifen bei sogenannten Corporate Actions (Deutsch: Kapitalereignisse) Anpassungsmechanismen, die verhindern sollen, dass Anleger von Strukturierten Produkten wirtschaftlich schlechter gestellt werden als Anleger, die direkt in den Basiswert investiert haben. Zu diesen Corporate Actions zählen neben Fusionen und Übernahmen auch Abspaltungen oder Spin-offs. Emittenten von Strukturierten Produkten orientieren sich in der Regel an den Verkündungen und Vorgaben von Terminbörsen und nehmen entsprechende Anpassungen vor, die transparent veröffentlicht werden.
Im Fall von Kraft Heinz es möglich, dass für bereits laufende Produkte, insbesondere beim Klassiker Barrier Reverse Convertible, eine Basket-Lösung geschaffen werden könnte, die beide neuen Gesellschaften abbildet. Vergleichbar mit der Abspaltung von Amrize durch Holcim würde in diesem Fall der ursprüngliche Basiswert «The Kraft Heinz Company» in einen Korb aus Aktien zweier neuer Unternehmen überführt. Der Wert eines solchen Baskets würde sich dann beispielsweise aus einem gewichteten Kurs der zwei neuen Unternehmen zusammensetzen.