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Goldminen: Wenn Disziplin das Metall schlägt

Vontobel Markets
4. Sep. 2025 | 5 Minuten
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Gold ist nach wie vor der sichere Hafen schlechthin und erlebte im Jahr 2025 eine deutliche Rallye, die zu neuen Allzeithochs führte. In den letzten Monaten scheint sich das gelbe Metall jedoch stabilisiert zu haben und bewegt sich in einer recht engen Spanne. In diesem Zusammenhang waren es die Aktien der Goldminengesellschaften, die sich besser entwickelten als das Metall selbst und in einigen Fällen um mehr als 30 Prozent stiegen. Ausschlaggebend dafür war nicht nur die für den Sektor typische Hebelwirkung, sondern vor allem eine neue Zeit der Finanzdisziplin: stärkere Bilanzen, weniger riskante Unternehmungen und eine stärkere Konzentration auf die Rückführung von Werten an die Aktionäre. Ein Wandel, der die Goldminengesellschaften von einer unbeständigen Wette zu einer möglichen Alternative (oder Ergänzung) zu Direktinvestitionen in das gelbe Metall macht.

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Von der Vergangenheit zur Gegenwart

Jahrelang war der Goldbergbausektor eher durch seine Instabilität als durch seine Fähigkeit zur Wertschöpfung gekennzeichnet. Milliardenschwere Übernahmen in geopolitisch riskanten Gebieten, hohe Verschuldung und mangelnde Finanzdisziplin haben den Anstieg des Metalls oft zu verpassten Chancen für die Aktionäre werden lassen.

In den letzten Jahren hat sich das Szenario jedoch spürbar verändert. Die grossen Akteure haben eine wesentlich umsichtigere Politik verfolgt und verfügen nun über solidere Bilanzen und Cashflows in Rekordhöhe. Newmont beispielsweise verfügte am Ende des Jahres 2024 über 7.7 Mrd. US-Dollar an Barmitteln und ein Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und EBITDA (Auf Deutsch: Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte) von nur 0,6x, was einem Tiefstand in der Branche entspricht. Agnico Eagle akkumulierte etwa 1 Mrd. US-Dollar an Nettobarmitteln, während Kinross Gold seinen freien Cashflow im selben Jahr auf über 1.3 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppelte. Die Disziplin gegenüber den Aktionären ist ebenfalls offensichtlich: Newmont startete ein Rückkaufprogramm im Wert von 6 Mrd. US-Dollar, während Barrick im Jahr 2024 über 1.2 Mrd. US-Dollar in Form von Dividenden und Rückkäufen ausschüttete.

Diese Zahlen bestätigen einen erheblichen Tempowechsel: Goldminenunternehmen sind nicht mehr nur spekulative Wetten auf die Entwicklung des Metalls, sondern zunehmend Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, ausgewogenen Bilanzen und einem Kapitalmanagement, das in der Lage ist, langfristig strukturelle Werte zu schaffen.

Warum Minenaktien heute Gold schlagen

Während Gold im Jahr 2025 ein neues Allzeithoch von über 3 400 US-Dollar je Unze erreicht hat, sorgten die Bergbauunternehmen für die eigentliche Überraschung: In vielen Fällen sind ihre Aktien in nur wenigen Monaten um mehr als 30 Prozent gestiegen und haben damit die Entwicklung des Metalls selbst deutlich übertroffen.

Der Hauptgrund ist die operative Hebelwirkung. Ein Grossteil der Bergbaukosten ist fix: Das bedeutet, dass sich jeder Anstieg des Goldpreises in einem überproportionalen Anstieg der Gewinnspannen niederschlägt. Verschiedenen Schätzungen zufolge kann ein 10-prozentiger Anstieg des Goldpreises zu einem Gewinnanstieg von 20 bis 25 Prozent bei den grossen Produzenten führen.

Zu dieser Dynamik trägt das derzeitige Umfeld bei: Die Produktionskosten sind nur mässig gestiegen, und die Inflation in der Branche ist nach den Exzessen der Jahre 2022-2023 wieder auf einstellige Werte zurückgegangen. Dadurch konnten die operativen Margen sehr hoch bleiben: Unternehmen wie Franco-Nevada oder Barrick erzielen EBITDA-Margen von über 50 Prozent, während die Margen von AngloGold Ashanti innerhalb eines Jahres von 50 auf 59 Prozent gestiegen sind.

Aber es ist nicht nur eine Frage der operativen Hebelwirkung. Im Gegensatz zu früher, als der Cashflow häufig in riskante Übernahmen oder komplexe Projekte reinvestiert wurde, entscheiden sich die Unternehmen des Sektors heute zunehmend dafür, den Aktionären einen Mehrwert zu bieten. Durchschnittliche Dividendenrenditen von 3 bis 4 Prozent und milliardenschwere Rückkaufpläne tragen zum Wachstumspotenzial der Aktien bei und machen Bergbauunternehmen zu einer untypischen Kombination aus zyklischem Engagement in Gold und wiederkehrenden Einkommensquellen.

Diese doppelte Eigenschaft, die verstärkte Abhängigkeit vom Goldpreis und die direkte Rendite in Form von Dividenden und Rückkäufen, erklärt, warum Bergbauunternehmen heute besser abschneiden als das Metall. Für viele Anleger stellen sie nicht nur eine Hebelwirkung auf den Goldpreis dar, sondern auch eine konkretere und greifbarere Möglichkeit, an der Rallye des gelben Metalls teilzuhaben.

Zu berücksichtigende Risiken

Trotz des positiven Bildes sind Investitionen in Goldminenunternehmen mit einigen kritischen Fragen verbunden, die nicht unterschätzt werden sollten. Der erste betrifft die Zyklizität des Sektors: Auf Phasen der Outperformance von Goldunternehmen folgten in der Vergangenheit immer wieder Phasen starker Korrekturen. In der Tat ist die Entwicklung der Aktien eng mit dem Preis des Metalls verbunden, der von Natur aus unbeständig bleibt.

Ein weiterer Faktor ist die Geopolitik. Einige der reichhaltigsten Vorkommen befinden sich in instabilen Gebieten, in denen Risiken im Zusammenhang mit Konflikten, politischer Instabilität oder ungünstigen Vorschriften die Produktion stark beeinträchtigen können. In den letzten Jahren haben sich mehrere Betreiber dafür entschieden, besonders komplexe Projekte oder solche in Hochrisikogebieten zu meiden, aber das Risiko ist nach wie vor gross.

Auch die Frage der Produktionskosten muss berücksichtigt werden. Obwohl die Inflation wieder auf ein kontrollierbareres Niveau zurückgekehrt ist, bleibt der Goldabbau eine energieintensive Tätigkeit, die dem Druck auf die Arbeits-, Brennstoff- und Materialkosten ausgesetzt ist. Ein erneuter Anstieg der Betriebskosten könnte die positive Hebelwirkung der Goldpreise auf die Gewinne verringern.

Schliesslich sollte das Risiko des Einstiegszeitpunkts nicht vergessen werden: Die starken Anstiege der letzten Monate haben die Bewertungen der Bergbauunternehmen bereits in die Höhe getrieben. Für den Anleger bedeutet dies, dass die Entscheidung für einen Einstieg in den Sektor abgewogen werden muss, vor allem aus mittel- bis langfristiger Sicht.

Möglichkeiten

Obwohl es an Risiken nicht mangelt, bieten die langfristigen Aussichten für den Goldsektor interessante Einblicke. Die erste betrifft die Funktion von Gold als sicherer Hafen, der in Zeiten geopolitischer Unsicherheit oder wirtschaftlicher Instabilität tendenziell an Wert gewinnt. In einem globalen Kontext anhaltender Spannungen und einer im Umbruch befindlichen Geldpolitik zieht das gelbe Metall weiterhin Kapitalströme an.

Bergbauunternehmen stellen in diesem Zusammenhang ein «verstärktes» Engagement dar: Dank ihrer operativen Hebelwirkung können sie überproportional von Goldpreissteigerungen profitieren. Die Fähigkeit, hohe Margen und einen beträchtlichen freien Cashflow zu erwirtschaften, schafft zudem Spielraum für weitere Dividenden und Rückkäufe, was die Attraktivität des Sektors in den Augen renditeorientierter Anleger erhöht.

Ein weiteres Element, das nicht unterschätzt werden sollte, ist die finanzielle Disziplin, die viele Unternehmen inzwischen an den Tag gelegt haben. Stärkere Bilanzen und umsichtigere Investitionsentscheidungen verringern die Wahrscheinlichkeit strategischer Fehler, die in der Vergangenheit den Wert schmälerten. Dies macht den Sektor heute reifer und potenziell widerstandsfähiger gegenüber volatilen Phasen.

Schliesslich können Bergbauunternehmen eine interessante Diversifizierungsmöglichkeit bieten. Wer bereits physisches Gold oder an den Metallpreis gekoppelte Instrumente hält, kann durch ein Engagement in Bergbauunternehmen eine Aktienkomponente hinzufügen, die Wachstum, Einkommen und Sensibilität gegenüber dem Rohstoffzyklus vereint.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kombination aus anhaltenden Goldpreisen, hohen Betriebsmargen, Kapitalrückfluss an die Aktionäre und Managementdisziplin bedeutet, dass Goldminenunternehmen heute ein interessantes Anlagethema in einem diversifizierten Portfolio sein können.

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