Rohstoffmärkte im Sog der Handelsspannungen
Geopolitische Spannungen und sich zuspitzende wirtschaftspolitische Auseinandersetzungen sorgten nicht nur an Aktienmärkten für anhaltende Unsicherheiten, auch am Rohstoffmarkt herrschte reges Treiben. Während Ölpreise durch mögliche weitere Sanktionen gegen Russland anzogen, gerieten Basismetalle wie Kupfer unter Druck. Wohin die Reise weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab.
Die Makro-Situation bleibt herausfordernd
Im Juli erreichten mehrere globale Aktienindizes neue Rekordstände, genährt vom Optimismus rund um Präsident Trumps angekündigte Steuerreform («One Big Beautiful Bill») sowie robusten Unternehmensgewinnen. Gleichzeitig bleibt der Handelskonflikt als belastender Faktor spürbar, die effektiven US-Zollsätze kletterten auf ein Mehrjahrzehnthoch. Eine teilweise Entspannung brachte ein parallel verhandeltes Abkommen mit der EU, in dessen Rahmen Europa sich bereit erklärte, verstärkt US-Energie zu importieren und selektiv Zölle zu reduzieren.
Die makroökonomische Entwicklung liefert ein gemischtes Bild: In den USA stieg das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2025 um rund 3 Prozent, ein solides Wachstum. Im Juli jedoch enttäuschte der Arbeitsmarkt mit lediglich ca. 73 000 neu geschaffenen Stellen, was erste Zeichen einer Abkühlung sendet. Die jüngste Fed-Sitzung (Federal Reserve) verlief ohne Überraschungen: Jerome Powell gab keine eindeutigen Hinweise auf eine mögliche Zinssenkung im September, obwohl deren Eintreten vom Markt, angesichts schwacher Arbeitsmarktdaten, zunehmend erwartet wird. Zwischen dem Präsidenten und dem Fed-Vorsitzenden bleibt zu dieser Frage die Spannung spürbar.
In China wuchs das BIP im ersten Halbjahr um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Getragen wurde dieses Wachstum von starken Exportzahlen und gezielten Infrastrukturinvestitionen. Allerdings sendeten die Einkaufsmanagerindizes im Juli negative Signale: Wetterstörungen und Massnahmen zur Überkapazitätsreduzierung bremsen die wirtschaftliche Dynamik und trüben die Perspektive für Rohstoffimporte, insbesondere im Basismetallsektor.
Rohstoffmärkte unter Spannung
Der gesamte Rohstoffsektor gemessen am S&P® GSCI (Standard & Poor Goldman Sachs Commodity Index) verzeichnete im Juli einen leichten Zuwachs rund einem Prozent, bleibt aber seit Jahresbeginn mit rund 3 Prozent im Minus. Ein starker US-Dollar sowie der schwächelnde Arbeitsmarkt gerieten als Gegenwind ins Spiel. Innerhalb der einzelnen Energiesektoren zeigt sich ein gemischtes Bild:
Energie (Öl & Gas)
Der Brent-Ölpreis stieg im Juli um über 5 Prozent, betrachtet seit Jahresbeginn jedoch fiel er um über 10 Prozent. Auslöser waren geopolitische Spannungen: Präsident Trump stellte Russland ein Ultimatum zu einem Waffenstillstand in der Ukraine, verbunden mit Spekulationen über mögliche sekundäre Sanktionen gegen russische Ölkäufer wie China und Indien. Bloss schon die Androhung reichte, um kurzfristig den Ölpreis steigen zu lassen. Im Extremfall könnten durch strenge Sanktionen über 5 Millionen Barrel Öl pro Tag ausfallen (Center for European Policy Analysis, 16.07.2025). Demgegenüber sanken die Erdgaspreise im Juli um rund 11 Prozent und verloren seit Jahresbeginn über 20 Prozent an Wert: Ein überraschend milder Sommer reduzierte die Nachfrage zur Stromerzeugung, während der Ausbau erneuerbarer Energien an Fahrt gewinnt und Wartungsarbeiten an LNG-Terminals die Exportkapazitäten einschränken.
Mini Futures auf den Brent Crude Oil Future
Mini Future auf den Natural Gas (Henry Hub) Future
Basismetalle
Die Preise im Basismetallsektor sanken im Juli leicht über 2 Prozent (gemessen am S&P® GSCI Industrial Metals Index). Insbesondere der starke Einbruch bei Kupferpreisen zum Ende des Monats Juli fiel ins Gewicht. Nach einer Untersuchung der Trump-Administration zu möglichen Kupfer-Zöllen schoss der COMEX (Commodity Exchange) -Kupferpreis an der US-Rohstoffbörse CME (Chicago Mercantile Exchange) zu Beginn des Monats Juli um über 10 Prozent in die Höhe. Ende Monat kam jedoch alles anders: Donald Trump verhängte Zölle in der Höhe von 50 Prozent ausschliesslich auf Importe von halbfertigen Kupferprodukten, schloss jedoch raffiniertes Kupfer und Kupferkonzentrat von den Zöllen aus. Infolgedessen brach der Kupferpreis um über 20 Prozent ein, wodurch der Kupferpreis seit Jahresbeginn nun nur noch rund 10 Prozent im Plus liegt. Eine nachlassende chinesische Nachfrage sowie fragilere Industrieperspektiven verschärften die Abwärtsbewegung.
Mini Future auf den Copper Future
Edelmetalle
Der Goldpreis hielt sich im Juli relativ stabil (-0,4 Prozent), gestützt durch einen schwächeren US-Dollar und anhaltende Zinssenkungserwartungen der Federal Reserve. Seit Jahresbeginn betrachtet verzeichnet Gold ein Plus von über 25 Prozent. Palladium entwickelte sich mit einem Plus von rund 9 Prozent im Monat Juli zu einem klaren Gewinner unter den Edelmetallen (seit Jahresbeginn ein Plus von rund 28 Prozent). Gestützt von ETF-Zuflüssen und geopolitischen Verunsicherungen (Russland liefert rund 40 Prozent des Weltangebots) konnte das Metall einen Wertzuwachs verzeichnen.
Mini Futures auf Gold (Troy Ounce)
Mini Futures auf Palladium (Troy Ounce)
Soft Commodities
«Soft Commodities» sanken leicht im Preis (rund -0.5 Prozent gemessen am S&P® GCSI Softs im Juli, rund -12 Prozent seit Jahresbeginn). Der Kakaopreis war einer der Belastungsfaktoren, er fiel im Juli um rund 2,5 Prozent und handelt mittlerweile rund 25 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn. Gründe lassen sich in schwachen Verarbeitungsdaten finden, die auf einen Nachfragerückgang hindeuten. Am anderen Ende profitierte Lebendrind (rund +7,0 Prozent im Juli und rund +20 Prozent seit Jahresbeginn) hingegen von einem starken Kassamarkt und wiederholten Grenzschliessungen zwischen den USA und Mexiko.
Warrants mit Knock-Out Open End auf den CME Live Cattle Future
Der Markt bleibt in Bewegung
Die fortdauernden Handelskonflikte bleiben ein prägendes Thema, bislang aber waren direkte Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte begrenzt. Ausschlaggebend könnte die Antwort auf die Frage werden, inwieweit Zölle die Verbraucherpreise in den USA anheizen und das Wachstum dämpfen. In China sorgt ein möglicher Rückgang der Exporte insbesondere im Basismetallbereich für Unsicherheit.
In den USA könnte auch der Arbeitsmarkt ein wichtiger Einflussfaktor auf Rohstoffpreise bleiben: Schwache Beschäftigungszahlen könnten die Fed zu einer Zinssenkung bereits im September bewegen, was Edelmetallen, allen voran Gold, Auftrieb verleihen könnte.
Im Energiesektor baut sich die Spannung weiter auf. Kurzfristig droht Ölpreisinstabilität, je nachdem, ob Sanktionen gegen russisches Öl tatsächlich greifen oder ob Donald Trump mit den beiden Konfliktparteien Russland und der Ukraine einen langersehnten Schritt in Richtung Frieden erzielen kann. Andererseits könnte auch eine politische Wende bei der OPEC+ (Organisation erdölexportierender Länder) das Angebot stützen und Preisdruck erzeugen.