SAP: Zentraler Cloud-Anbieter für europäische KI-Infrastruktur?
SAP SE positioniert sich als Schlüsselakteur für Europas digitale Unabhängigkeit. Mit deutschen Rechenzentren und innovativen KI-Lösungen bietet das Unternehmen sichere Alternativen zu amerikanischen Cloud-Anbietern. Die steigende Nachfrage nach vertrauenswürdigen, europäischen Infrastrukturen könnte SAPs Marktposition stärken.
Europäische Firmen wenden sich von amerikanischen Anbietern ab
Vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz und grosser Sprachmodelle gewinnt die fundamentale Frage, wem die verarbeiteten Daten gehören und wer unter welchen Umständen darauf zugreifen kann, zunehmend an strategischer Bedeutung für europäische Unternehmen und Regierungen.
Bei der Nutzung amerikanischer Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud Platform wachsen bei europäischen Unternehmen die Bedenken über die langfristige Kontrolle, Speicherung und potenzielle Verwendung ihrer sensiblen Geschäftsdaten. Besonders die politische Unberechenbarkeit und die protektionistische Haltung von Donald Trump verstärken die Sorge, dass amerikanische Behörden künftig noch weitreichendere Zugriffe auf Daten europäischer Unternehmen durchsetzen könnten. Die rechtliche Grundlage für solche Eingriffe bildet der umstrittene «CLOUD Act» von 2018, der es amerikanischen Strafverfolgungsbehörden grundsätzlich ermöglicht, auch auf im Ausland gespeicherte Daten amerikanischer Technologieunternehmen zuzugreifen, wenn diese der amerikanischen Jurisdiktion unterliegen.
Kann SAP von der möglichen Verlagerung der Rechenzentren profitieren?
In diesem Spannungsfeld könnten SAPs deutsche Datenzentren und die geplanten europäischen Cloud-Infrastrukturen einen entscheidenden Beitrag zur digitalen Souveränität und zur strategischen Unabhängigkeit Europas von amerikanischen Technologiekonzernen leisten. Im Rahmen der bereits beobachtbaren Abkehr vieler EU-Mitgliedstaaten von amerikanischen Cloud-Diensten und der verstärkten Diskussion um «Digital Sovereignty» könnte sich SAP als vertrauensvoller, europäischer Dienstleister für kritische Unternehmensanwendungen und KI-Services etablieren. Voraussetzung für eine erfolgreiche Positionierung wäre allerdings eine kohärente, zentral koordinierte EU-Strategie für digitale Infrastrukturen, anstatt unkoordinierter nationaler Alleingänge einzelner Mitgliedsländer, die letztendlich die europäische Wettbewerbsfähigkeit schwächen könnten.
SAPs KI-Betriebssystem
Mit der von SAP neu vorgestellten AI-Foundation will das Tech-Unternehmen aus Walldorf KI-Funktionen nahtlos in die bestehende Infrastruktur von Unternehmen integrieren. Diese innovative Anwendung soll als KI-Betriebssystem fungieren und die Integration von intelligenten Agenten in etablierte Geschäftsprozesse ermöglichen.
Ein wesentlicher Vorteil könnte dabei sein, dass bereits ein erheblicher Teil der grossen Unternehmen weltweit auf SAP-Systeme setzt und somit auf die bewährte technische Basis aufbauen kann. Diese Marktposition verschafft den Kunden die Möglichkeit, ihre digitale Transformation evolutionär voranzutreiben, ohne kostspielige Systemwechsel durchführen zu müssen.
Das erklärte Ziel dahinter ist es, ein stabiles KI-basiertes System zu entwickeln, das sich im anspruchsvollen Dauereinsatz bewähren kann.