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Europas Luxusgütermarkt zwischen Abkühlung und strukturellem Wachstum

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Vontobel Markets
3. Juli 2025 | 3 Minuten
Diamant

Die weltweite Luxusgüterbranche durchlebt derzeit eine Phase der Unsicherheit. Nach Jahren des Wachstums belasten eine schwächere Nachfrage aus China und den USA, hohe Preise, Rezessionssorgen sowie neue US-Strafzölle auf europäische Luxusprodukte die Märkte. Gleichzeitig bleibt die Branche langfristig attraktiv: steigende Vermögen in Schwellenländern, starke Markenloyalität sowie die Preissetzungsmacht grosser Konzerne sorgen für strukturelle Stabilität.

Inhalt

Kurzfristige Herausforderungen belasten den Luxussektor

Nach kontinuierlichem Wachstum im letzten Jahrzehnt und einer starken Erholung nach der Pandemie wird die Luxusgüterbranche 2025 mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die sich abschwächende Nachfrage aus China, einem der wichtigsten Märkte für Luxusmarken, wirkt sich besonders belastend aus. Nach einem überraschend starken Rückgang der chinesischen Luxusausgaben um rund 20 Prozent im Jahr 2024 ist auch 2025 keine spürbare Erholung zu erwarten (Quelle: Bain). Geopolitische Spannungen kommen ebenfalls hinzu: Die neuen US-Zölle auf europäische Luxusgüter (20 Prozent) und Schweizer Uhren (31 Prozent) verschlechtern die Absatzperspektiven und steigern die Unsicherheit bei Unternehmen und Investoren.

In den USA schwächt sich der Konsum zuletzt ebenfalls ab. Hohe Inflation, steigende Zinsen und zunehmende Rezessionsängste schaden dem Verbrauchervertrauen. Beispielsweise sanken die Kreditkartenausgaben für Luxusmarken in den USA im Februar und März 2025 um etwa 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Quelle: Citi). In Europa bleibt der Markt vergleichsweise stabil, profitiert aber zunehmend von internationalen Touristen, vor allem aus den USA und dem Nahen Osten (Quelle: Bain). Der heimische Konsum bleibt jedoch gedämpft, da hohe Preise und stagnierende Realeinkommen die Kauflaune bremsen.

LVMH – Marktführer mit starkem Fundament, aber kurzfristigen Rücksetzern

Der Luxus-Gigant LVMH musste im ersten Quartal 2025 erstmals seit Jahren einen Umsatzrückgang von 3 Prozent hinnehmen. Besonders schwach entwickelten sich die Geschäfte in Asien ohne Japan (minus 11 Prozent) sowie in den USA, wo die Konsolidierung des Kosmetikgeschäfts (Sephora) und sinkende Nachfrage bei Cognac den Umsatz belasteten (Quelle: Reuters). Die Aktie fiel in den letzten zwölf Monaten um rund minus 37 Prozent, was sowohl die hohe Bewertung der Vergangenheit als auch die gestiegene Unsicherheit signalisiert. LVMH bleibt dennoch strategisch robust aufgestellt. Mit über 75 Marken, einer breiten geografischen Diversifikation und stabilem Cashflow verfügt das Unternehmen über starke Grundlagen, die auch in Phasen schwächerer Nachfrage Stabilität verleihen. Analysten sehen die aktuelle Bewertung teilweise als attraktiv an, sollten sich die globalen Nachfragebedingungen stabilisieren.

LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton SE Kursentwicklung der letzten 5 Jahre in EUR

Richemont – Schmuck als Standbein, Uhren unter Druck

Richemont, bekannt für die Schmuckmarken Cartier und Van Cleef & Arpels, steigerte im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis März 2025) den Umsatz um 4 Prozent. Während das Schmuckgeschäft um 8 Prozent wuchs, hinkte der Uhrenbereich mit minus 13 Prozent hinter den Erwartungen nach. Besonders die schwache Nachfrage in China belastete, wohingegen Märkte wie die USA, Europa und Japan teils zweistellige Wachstumsraten vorzeigten. Richemont weist eine durchaus solide Bilanz mit Netto-Cash von über 8 Mrd. Euro aus und erhöhte zuletzt die Dividende, was das Vertrauen des Managements in die Widerstandskraft des Geschäftsmodells widerspiegelt. Die Aktie zeigte sich vergleichsweise stabil und notiert auf Jahressicht leicht im Plus.

Compagnie Financière Richemont SA der letzten 5 Jahre in CHF

Burberry – britische Traditionsmarke im Umbruch

Die britische Luxusmarke Burberry befindet sich im strategischen Umbruch. Nach einem schwierigen Geschäftsjahr 2024/25 mit einem Umsatzrückgang von 15 Prozent und einem Nettoverlust von 75 Mio. Pfund erzielte das Unternehmen im zweiten Halbjahr Fortschritte. Neue strategische Initiativen wie die Kampagne «It’s Always Burberry Weather» sowie Kostensenkungsprogramme und ein klarerer Fokus auf ikonische Produktlinien sollen die Marke wiederbeleben. Dieser Ansatz wurde bisher durch die Börse bestätigt: Die Aktie legte seit Jahresbeginn um rund 9,6 Prozent zu. Burberry bleibt jedoch von kurzfristigen Nachfrageänderungen, insbesondere in Asien, deutlich abhängiger als die beiden grösseren Konkurrenten.

Burberry Group PLC der letzten 5 Jahre in GBP

Mittelfristiger Ausblick – strukturelle Stärke trotz zyklischer Delle

Die langfristigen Wachstumstreiber der Luxusgüterbranche bleiben trotz kurzfristiger geopolitischer Spannungen, hohen Preisen und einer gedämpften Konsumentenlaune bestehen. Besonders die wachsende Mittel- und Oberschicht in Asien sowie die hohe Preissetzungsmacht der europäischen Luxusmarken bilden ein starkes Fundament. Der Luxussektor zeigte sich historisch nach Abschwüngen widerstandsfähig, da wohlhabende Kunden weniger konjunkturabhängig konsumieren und Unternehmen wie LVMH, Richemont oder Burberry mit ikonischen Marken, stabilen Margen und globaler Präsenz immer wieder an frühere Umsatzniveaus anknüpfen konnten.