Die Beziehung zwischen den beiden Grossmächten USA und China bleibt angespannt. Während beide Länder innenpolitisch mit ihren jeweiligen Herausforderungen zu kämpfen haben, führt der vom US-Präsident Trump angestossene Zollkonflikt zu einer Verschärfung der Gangart. Aber nicht nur China stand im Visier der Amerikaner für die Einführung von länderspezifischen Zöllen. Die Aktienmärkte blieben davon nicht unberührt. Inzwischen scheinen sich erste Handelsvereinbarungen zwischen den USA und einzelnen Handelspartnern ergeben zu haben.
Zollkonflikt zwischen den USA und seinen Handelspartnern
In der von US-Präsident Trump am 2. April 2025 im Weissen Haus erlassenen «Executive Order 1425: Regulating Imports With a Reciprocal Tariff to Rectify Trade Practices that Contribute to large and Persistent Annual United States Goods Trade Deficits» heisst es wörtlich, dass ein nationaler Notstand vorliegen würde, da die jährlichen Handelsdefizite der USA immer noch hoch sind und anhaltend hoch bleiben. Aus diesem Grund hielt er es für notwendig und angemessen, zusätzliche Wertzölle zu verhängen, um diesem Umstand entsprechend zu begegnen. So wurde zusätzlich zum Basiszollsatz von 10 Prozent weitere Importzölle von bis zu 49 Prozent für ausgewählte Länder per 09. April 2025 in Kraft gesetzt.
Die von Trump erlassenen «Reciprocal Tariffs» zu Deutsch Reziproke Zölle erwischten die Märkte auf dem falschen Fuss. Öffentlichkeitswirksam gab der Präsident die reziproken Zolltarife für eine Liste von Handelspartnern bekannt, die eine amerikanische Antwort auf die – laut Trump – vom jeweiligen Land gegenüber den USA erhobenen Zölle darstellen sollte. Auf diese Weise sollen die «unfairen» Handelspraktiken der Partner aufgrund von Zöllen auf US-Produkte, Währungsmanipulationen oder sonstigen Handelsbarrieren sanktioniert werden. Laut Dachverband der Schweizer Wirtschaft Economiesuisse stellt die Einführung dieser Zölle eine neue Eskalationsstufe der US-Regierung da.
Auch die Schweiz von Zöllen betroffen
Die länderspezifischen Zölle betreffen auch die Schweiz, die mit einem Zollsatz in Höhe von 31 Prozent belegt wurde. Die effektive Höhe dieses Satzes für die Schweiz überraschte nicht nur Bundesbern, sondern fiel zugleich auch höher aus als beispielsweise der Satz für die Europäische Union (20 Prozent). Die USA sind aus Schweizer Sicht noch vor Deutschland der wichtigste Exportmarkt.
In der Folge sind diplomatische Geschicke gefragt. Einzelne Länder nahmen bereits mit den USA Kontakt auf, um Handelsvereinbarungen zu vereinbaren. Das Vereinigte Königreich legte hier vor. Sowohl der britische Premier Keir Starmer als auch Präsident Trump feierten das Abkommen als grossen Erfolg. So senkte Grossbritannien ihre Zölle für US-Waren von 5,1 auf 1,8 Prozent und erleichtere den Zugang für amerikanische Produkte. Weitere Details sollen folgen.
Auch die Volksrepublik China verhandelte am Wochenende vom 10. Mai 2025 in Genf eine vorläufige Zolleinigung aus. Beide Länder versprachen, ihre Strafzölle für 90 Tage zu reduzieren, die USA auf 30 Prozent, China auf 10 Prozent (Quelle: NZZ). Die chinesischen Staatsmedien verfolgen das Zollgeschehen genau. Die Aktienmärkte haben die temporäre Einigung zunächst positiv aufgenommen.
KI-Chips Gegenstand von Exportbeschränkungen
Eine Schlüsselrolle beim Rennen um die Vorherrschaft bei der künstlichen Intelligenz (KI) spielen Hochleistungscomputerchips. Neben allen Handels-Deals und politischen Konfrontationen vertritt Trump eine harte Linie, wenn es um die Vormachtstellung bei den KI-Chips geht. So trat am 15. Mai 2025 beispielsweise eine Regulierung in Kraft, die die Ausfuhr amerikanischer Computerchips in die meisten Länder der Welt stark beschränkt. Die Bedeutung von KI machte der Präsident schon am Tage seiner Amtseinführung deutlich. So verkündete er die Gründung eines KI-Projekts namens Stargate. Dieses soll umfangreiche Investitionen in KI-Infrastruktur tätigen. Mit an Bord sind ChatGPT-Entwickler OpenAI, Softwareunternehmen Oracle sowie der japanische Technologieriese Softbank.
In Fernost spielt die Künstliche Intelligenz und die dafür benötigten Hochleistungschips eine bedeutende Rolle. So könnte laut Goldman Sachs Research das Aufkommen neuer Modelle für künstliche Intelligenz in China die Entwicklung und Verbreitung der Technologie im Land deutlich beschleunigen. Die Veröffentlichung des DeepSeek-Modells deutet auf eine schnellere Verbreitung und ein grösseres wirtschaftliches Potenzial für China hin, als Experten bisher erwartet haben. Sollte sich KI durchsetzen, könnte sie die Produktivität und das BIP-Wachstum in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt steigern. Die Experten von Goldman Sachs schätzen, dass generative KI das potenzielle Wachstum in China ab 2026 steigern und das chinesische BIP bis 2030 um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte erhöhen könnte.
Innenpolitische Herausforderungen der Volksrepublik
Neben der Verhandlung von Zoll-Abkommen mit den USA und dem Kampf um die Technologie-vorherrschaft bei der künstlichen Intelligenz steht die Volksrepublik vor einigen hausgemachten innenpolitischen Herausforderungen.
Der Immobiliensektor Chinas ist eine der bedeutendsten Herausforderungen. Der Bauboom der letzten Jahrzehnte hat zu einer massiven Überproduktion von Wohnungen und einer Blase auf dem Immobilienmarkt geführt. Viele Städte sind mit riesigen Wohnkomplexen übersät, die weitgehend leer stehen. Demgegenüber machen die hohen Immobilienpreise es für viele Menschen schwierig, sich eine Wohnung leisten zu können, was zu sozialen Spannungen und Verschärfung der Ungleichheit führen könnte. Darüber hinaus ist der Immobiliensektor ein wichtiger Motor für Chinas Wirtschaft, und ein Abschwung könnte daher negative Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft haben. Aus diesem Grund hat die chinesische Regierung verschiedene Massnahmen ergriffen, um die Immobilienblase in den Griff zu kriegen.
Eine weitere wichtige demographische Herausforderung ist die rückläufige Geburtenrate. Die ursprünglich verfolgte «Ein-Kind-Politik», die von 1979 bis 2015 in Kraft war, hat zu einer erheblichen Alterung der Bevölkerung und einem Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern geführt. Obwohl diese Politik inzwischen aufgehoben wurde, hat dies nicht zu dem erhofften Anstieg der Geburtenrate geführt. Viele junge Paare zögern, Kinder zu haben, aufgrund der hohen Kosten und des Drucks, sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Kindererziehung gleichermassen erfolgreich zu sein. Dies führt zu einer alternden Bevölkerung, die das Wirtschaftswachstum verlangsamen und den Druck auf die Sozialversicherungssysteme erhöhen könnte.
Um die eigene Wirtschaft wieder anzukurbeln und die Konjunktur zu stützen, verkündete jüngst die chinesische Notenbank (PBoC) die Senkung ihres 1- und 5-jährigen Leitzins um je 10 Basispunkte. Ob dies für den verhofften Aufschwung sorgt bleibt abzuwarten.
Indexkonzept des China Automobile Performance Index
Ein Industriezweig allerdings in dem die Chinesen aktuell grosse Fortschritte machen sind die Elektrofahrzeuge. So holen chinesische Autohersteller gegenüber den Europäischen und US-amerikanischen Konkurrenten mächtig auf und bauen ihre Marktanteile weiter aus. Hersteller wie beispielsweise BYD oder NIO setzten ihre Expansion Richtung Europa fort und versuchen anhand lokaler Produktionsstätten Zollschranken weitestgehend zu umgehen. Dabei setzten die Chinesen vor allem auf aggressive Preispolitik sowie technologischen Vorsprung. Für diejenigen Anleger, die an den Entwicklungen der lokalen chinesischen Automobilindustrie partizipieren möchten, hat Vontobel das Tracker Zertifikat auf den Solactive China Automobile Performance Index lanciert.