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Ölmarkt – eine fragile Stimmung

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Vontobel Markets
21. Mai 2025 | 2 Minuten
Öl-Plattform - Headerbild Vontobel Oil Strategy Index

Der weltweite Ölmarkt ist zwischen geopolitischen Spannungen und sich verändernden wirtschaftlichen Fundamentaldaten gefangen. Eine überraschende Produktionssteigerung durch Saudi-Arabien hat Spekulationen über tiefer liegende diplomatische Motive im Zusammenhang mit den jüngsten Vereinbarungen zwischen den USA und Saudi-Arabien ausgelöst. Gleichzeitig bestehen weiterhin Handelsspannungen, insbesondere zwischen den USA und China, die die Nachfrageerwartungen für Öl belasten.

Inhalt

Geopolitische Erwägungen und amerikanisch-saudische Dynamiken

Vor kurzem hat die OPEC+ damit begonnen, ihre bisherigen Förderbeschränkungen zurückzunehmen. Bereits Anfang Mai hat Saudi-Arabien seine Ölproduktion erhöht - früher als erwartet. Einigen saudischen Offiziellen zufolge kommt diese Entscheidung zu einem Zeitpunkt, an dem andere OPEC-Länder von ihren vereinbarten Fördermengen abweichen, was zu Frustration geführt hat. Andere Experten sehen jedoch ein diplomatisches Motiv hinter der Erhöhung: Einen niedrigeren Ölpreis im Vorfeld des US-Besuchs in der vergangenen Woche, der die Diskussion zwischen den USA und Saudi-Arabien über Verteidigung und Technologie glätten sollte. Zwar hat Saudi-Arabien diese Behauptung bestritten, doch spielt die Produktionssteigerung den USA in die Hände, indem sie dazu beiträgt, den inflationären Auswirkungen ihrer Zölle entgegenzuwirken. Indem Saudi-Arabien Öl als diplomatische Währung einsetzt, positioniert es sich als wichtiger Akteur nicht nur auf den Energiemärkten, sondern auch in der globalen Geopolitik. Die Ankündigung der letzten Woche unterstreicht die verstärkte Beziehung zwischen den beiden Ländern und deutet darauf hin, dass die Ölpreise nicht mehr nur von Angebot und Nachfrage diktiert werden, sondern auch von dem, was im Weissen Haus gesagt wird.

Wertentwicklung des Brent-Ölpreises über ein Jahr
Brent Crude Oil Spot Price Tages-Chart 5y - Stand 19.05.2025

Handelspolitik und wirtschaftlicher Gegenwind

Die anhaltenden Handelsspannungen zwischen den USA und China haben die Unsicherheit bei der Ölnachfrage erhöht und sich negativ auf den Ölpreis ausgewirkt. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet sowohl für 2025 als auch für 2026 mit einer Verlangsamung des Nachfragewachstums in den OECD-Ländern, während die Nachfrage in Nicht-OECD-Ländern weiter steigt. Darüber hinaus hat S&P Global vor kurzem seine Prognose für das jährliche Nachfragewachstum gesenkt und dabei hervorgehoben, wie sehr Zollbedenken und eine Verlangsamung der Industrietätigkeit in Asien die Erwartungen untergraben. Trotz der jüngsten Handelsverhandlungen zwischen Washington, London und Peking, die die Stimmung etwas aufhellen, bleibt die Unsicherheit bestehen und wird den Aufwärtstrend des Ölpreises in nächster Zeit wahrscheinlich begrenzen.

Ausblick

Auch wenn es einige Durchbrüche bei den Handelsspannungen gegeben hat, die die Nachfrageerwartungen leicht verbessern, sind die Risiken immer noch eher abwärts gerichtet. Sollten die Handelsverhandlungen zwischen den USA und China scheitern oder sich die wirtschaftliche Abschwächung in Europa verstärken, könnten die Ölpreise erneut unter Druck geraten. Auch wenn sich die Handelsspannungen zwischen China und den USA vorübergehend entspannt haben, bestehen weiterhin Abwärtsrisiken. Daher befindet sich der Markt derzeit in einem unsicheren Zwischenbereich, in dem die Stimmung weiterhin fragil ist. Infolgedessen dürfte der Markt in nächster Zeit von Volatilität geprägt sein, was Chancen sowohl für Long- als auch für Short-Positionen eröffnet.