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Zurücklehnen mit dem «europäischen» BRC

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Vontobel Markets
15. Mai 2025 | 2 Minuten
Frau mit Kopfhörern entspannt auf Sofa

Der April zeigte sich in diesem Jahr nicht nur wettertechnisch launisch, auch an den Börsen herrschte ein Sturmtief. Neue US-Zölle unter Donald Trump brachten die Märkte ins Wanken. Pünktlich zum Osterfest scheinen sich die Aktienmärkte jedoch an der Auferstehung zu orientieren: Eine Erholungsphase hat eingesetzt. Dennoch ist eine Entwarnung wohl verfrüht, das veränderte wirtschafts- und geopolitische Umfeld birgt weiterhin genügend Zündstoff für Turbulenzen. BRCs mit Barrierebeobachtung bei Schlussfixierung könnten für risikobewusstere Investoren eine passende Lösung sein.

Inhalt

Der Barrier Reverse Convertible: der Strukki-Klassiker

Kaum ein Strukturiertes Produkt erfreut sich hierzulande einer grösseren Beliebtheit als der Barrier Reverse Convertible (BRC). Durch die eingebaute Barriere sind Anleger vor gewissen Kursrückschlägen der zugrundeliegenden Basiswerte geschützt und profitieren dabei noch von einem attraktiven Coupon. In den vergangenen Börsenwochen konnte es aufgrund negativer Kursentwicklungen unter Umständen dazu kommen, dass gewisse Produkte eine Barriereberührung verzeichneten. Zu diesem Ereignis kommt es, wenn der Kurs mindestens einer der zugrundeliegenden Basiswerte (Multi) unter die fest definierte Barriere fällt oder diese berührt. Sollte dies geschehen, erhalten Investoren bei Schlussfixierung eine physische Lieferung des Basiswerts (oder ein Barausgleich), sofern nicht alle Basiswerte zur Schlussfixierung wieder über dem Ausübungspreis (Strike) handeln. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange der Basiswert unter dem Barrierelevel notierte – eine Barriereberührung ist irreversibel und kann zu einem Verlust führen.

Die «europäische» Alternative

Im Beispiel wie oben beschrieben mit laufender Barrierebeobachtung, wird die Barriereberührung sofort gültig und führt zu einem Barriereereignis, welches in der Produkthistorie vermerkt wird. Dies kann frustrierend sein und bei Investoren zu einem Nervenflattern führen, wenn der Kurs eines zugrundeliegenden Basiswerts nahe an der Barriere notiert. Investoren, die eine längerfristige Marktmeinung besitzen, können sich bei einem BRC mit Barrierebeobachtung bei Schlussfixierung während der Laufzeit zurücklehnen. Bei dieser Produktvariante sind Barrierebrüche während der Produktlaufzeit nicht ausschlaggebend, die Entscheidung bezüglich Rückzahlungsmodalitäten wird erst zum Laufzeitende getroffen. Diese Charakteristik wird auch als «europäische» Barrierebeobachtung bezeichnet, während die durchgehende Barrierebeobachtung als «amerikanisch» bezeichnet wird.

Illustration der Funktionsweise eines BRCs mit europaeischer Barriere

Wann eine Europäische Barriere sinnvoll sein könnte

Diese Barrierevariante ist aus Investorensicht betrachtet theoretisch vorteilhafter. Doch kommt sie nicht ohne Kosten und Investoren müssen Kompromisse eingehen. Denn ein geringeres Risiko geht Hand in Hand mit einer kleineren Rendite.

Ein Barrier Reverse Convertible wird aus zwei Komponenten zusammengestellt: einem Zero-Coupon-Bond und einer Down-and-In Put Option (Short). Aufgrund dieser Konstruktion erzielt der Emittent durch den Verkauf dieser Option in der europäischen Variante typischerweise geringere Prämieneinnahmen als bei der amerikanischen Variante. Entsprechend müssen BRCs mit europäischer Barriere oft mit tieferen Coupons oder höheren Barrieren ausgestattet werden, um für den Anleger attraktiv zu sein.

Dadurch entsteht eine Kompromissmöglichkeit für Anleger, die bereit sind auf höhere Coupons oder tiefere Barrieren zu verzichten. Dieser Abtausch kann sich insbesondere in volatileren Marktphasen auszahlen, wenn Investoren während der Produktlaufzeit mit Marktturbulenzen rechnen, aber der Meinung sind, dass die Basiswerte zum Verfall des Produktes auf einem ähnlichen oder leicht niedrigeren Kurslevel wie heute liegen könnten.

Was sonst noch berücksichtigt werden sollte

Wie bei allen Strukturierten Produkten unterliegen auch BRCs mit Barrierebeobachtung bei Schlussfixierung dem Emittentenrisiko. Weiter muss bei Issuercallable-BRCs berücksichtigt werden, dass der Emittent das Recht hat, an festgelegten Beobachtungsterminen das Produkt frühzeitig zurückzuzahlen, was Investoren bei der Evaluation ihres Anlagehorizonts in die Entscheidungsfindung miteinbeziehen sollten. Zudem ist zu beachten, dass der Sekundärmarktkurs eines BRCs während der Laufzeit unter seinem Ausgabepreis notieren kann, auch wenn die Barriere nicht berührt wurde oder bei europäischer Betrachtung erst zum Laufzeitende relevant ist. Ein Verkauf vor Fälligkeit kann unter solchen Umständen daher zu Verlusten führen, selbst wenn das Produkt bei Endfälligkeit planmässig zurückgezahlt würde.