Der Aktienkurs des Premium-Herstellers von Peripheriegeräten für Computer und Gaming-Konsolen wurde nach dem Trump-Zollhammer vom Markt besonders stark abgestraft. Der Grund: Logitech produziert viele Güter in Asien und exportiert diese von dort in die USA, Europa und andere Märkte – just die Geschäftspraktik, gegen welche der US-Präsident vorgehen möchte. Wie manövriert sich das Unternehmen durch diese schwierige Marktphase?
Die Ankündigung von reziproken Zöllen auf Importe in die USA schickten Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt, worauf Donald Trump wieder etwas zurückgerudert ist und eine 90-tägige Zollpause aussprach. Der Schaden war jedoch bereits angerichtet. So konnte sich beispielsweise der Schweizer Leitindex SMI® nur bedingt vom Zollschock erholen. Logitech wurde besonders böse erwischt. Die Aktie des IT-Zubehörherstellers verzeichnete sonst schon einen suboptimalen Start ins Börsenjahr 2025 und gehört nun zu den grossen Pechvögeln des «Liberation Day».
Lieferketten vor grossen Herausforderungen
Logitech produziert gemäss Analysten rund 40 Prozent seiner in die USA exportierten Güter in China (cash.ch, 28.04.2025). Das Unternehmen begann jedoch bereits im Vorjahr damit, sich auf mögliche Handelsbarrieren zwischen den USA und China vorzubereiten und seine Güterherstellung in alternative Produktionsstandorte primär in Südostasien zu diversifizieren. Nach der Zoll-Ankündigung Trumps wurde jedoch klar, dass auch Länder unverschont bleiben könnten, die im Vorfeld nicht im Fadenkreuz der US-amerikanischen Regierung standen.
Hinzu kommt, dass neben direkten Auswirkungen auf Produktionskonditionen auch makroökonomische Unsicherheiten dazu beitragen können, dass die Nachfrage nach nicht-essenziellen Gütern sinken könnte. Konsumenten, die steigende Preise befürchten, könnten sich zweimal überlegen, ob Ausgaben für Unterhaltungselektronik sinnvoll sind. Nun hat die Logitech-Chefin Hanneke Faber entschlossen, die Mittelfristziele des Unternehmens vorerst auszusetzen. Zwar konnte Logitech im vergangenen Geschäftsjahr ein solides Umsatzwachstum von rund 6 Prozent erzielen und die Bruttomarge auf 43,5 Prozent steigern, das höchste Niveau seit der Corona-Pandemie, doch die Unberechenbarkeit der US-Zölle lässt derzeit laut dem Unternehmen keine Planung zu.
Die Kursverluste vom April sowie die ausgesetzten Mittelfristziele unterstreichen, wie empfindlich Logitech sowohl im Markt als auch operativ auf die neue US-Zollpolitik reagiert. Analysten warnen zudem davor, dass die Auswirkungen der neuen Handelsbarrieren sich nicht sofort auf der Bilanz zeigen könnten. So könnte es kurzfristig zu einem verstärkten Lageraufbau bei Distributoren kommen, die sich gegen mögliche Lieferunterbrüche absichern wollen. Dieser Effekt würde allfällige Umsatzeinbussen erst zeitverzögert offenlegen.
So reagiert der Konzern
Angesichts dieser Umstände ist es nun für Logitech an der Zeit, zu handeln. Neben den bereits eingeleiteten Produktionsverlagerungen will das Unternehmen durch Preisanpassungen und Effizienzprogrammen die Auswirkungen der höheren Kosten abfedern. So hat Logitech die Preise in den USA seit April im Schnitt um 10 Prozent erhöht. Diese Massnahme war laut Hanneke Faber notwendig, um eine stärkere Belastung der Marge zu verhindern. Preiserhöhungen könnten jedoch bei Konsumenten auf Ungnade stossen. Gerade im hart umkämpften Markt für Gaming-Zubehör, wo Logitech zuletzt stark gewachsen ist, könnten sich solche Massnahmen als ein zweischneidiges Schwert erweisen.
Eine weitere Chance könnte in der Flexibilität des Fertigungsnetzwerks liegen. Da Logitech viele Produkte über Auftragsfertiger herstellen lässt, kann das Unternehmen relativ schnell auf neue Gegebenheiten reagieren und Bestellungen an alternative Produktionsstandorte umleiten. Gleichzeitig könnte die Unternehmensleitung prüfen, ob mittelfristig eine zumindest partielle Produktion in Nordamerika aufgebaut werden könnte, um Importzölle zu umgehen. Dieser Schritt würde aber hohe Investitionen erfordern.
Mehr Flexibilität in der mittleren Frist
Nicht zuletzt versucht Logitech, seinen Stand im B2B-Geschäft zu festigen. CEO Hanneke Faber kündigte an, das Geschäft mit Geschäftskunden (B2B) ausbauen zu wollen, beispielsweise durch Investitionen in Videokonferenzsysteme und Workspace-Management-Lösungen. Diese Bereiche gelten als weniger preissensibel und könnten helfen, die Abhängigkeit vom Konsumgütergeschäft zu reduzieren. Mit einem zusätzlichen Aktienrückkaufprogramm von bis zu zwei Milliarden US-Dollar über die nächsten drei Jahre will Logitech zudem ein positives Zeichen an Investoren senden und Vertrauen in die eigene Zukunftsfähigkeit demonstrieren.
Auch andere Unternehmen der Unterhaltungselektronikbranche stehen unter Druck. Grosse Wettbewerber wie HP, Dell oder Razer kämpfen mit ähnlichen Problemen: steigende Kosten, schwächere Nachfrage und unsichere politische Rahmenbedingungen. Für Logitech könnte entscheidend werden, ob das Unternehmen es schafft, die Balance zwischen Preiserhöhungen, Innovation und Kostenkontrolle zu halten. Dass Logitech trotz der Herausforderungen im vergangenen Quartal operativ stabil blieb, gibt einen gewissen Hoffnungsschimmer.