Kapitalschutz Zertifikate: Funktionsweise
Im Bereich der Anlageprodukte bilden Kapitalschutzprodukte die risikoärmste Anlagemöglichkeit ab. Besonderheit dieser Produkte ist eine Mindestrückzahlung am Laufzeitende und eine Partizipation an der positiven Wertentwicklung des zugrundeliegenden Basiswerts. Kapitalschutzprodukte sind besonders für risikoaverse Anleger interessant, die Kursverluste vermeiden aber trotzdem an einer positiven Wertentwicklung teilnehmen möchten.
Funktionsweise von Kapitalschutz-Zertifikat mit Partizipation
Die Finanzmärkte bleiben immer in Bewegung. Das Zusammenspiel von Nachfrage und Angebot hat Kursschwankungen zur Folge, manchmal grössere oder kleinere. Nicht jeder Anleger steht diesen Schwankungen gleich gegenüber, manche Anleger sind risikoaffin, andere risikoavers.
Die Funktionsweise von Kapitalschutzprodukten wird durch zwei Merkmale geprägt: den Kapitalschutz und die Möglichkeit, an steigenden Kursen des Basiswerts zu partizipieren. Der Kapitalschutz bedeutet, dass per Laufzeitende eine Mindestrückzahlung erfolgt, deren Betrag bereits im Voraus bekannt ist. Das Kapitalschutzniveau liegt in der Regel zwischen 90 und 100 Prozent des Nominals bzw. des Emissionspreises. Die Höhe der Partizipation ist vom Kapitalschutzniveau abhängig. Grundsätzlich gilt bei Kapitalschutzprodukten: Je höher das Kapitalschutzniveau, desto tiefer wird die Partizipationsrate (d.h. die Teilnahme an einer möglichen positiven Wertentwicklung des Basiswerts) sein.
Es ist wichtig festzuhalten, dass der Kapitalschutz und die Partizipation per Laufzeitende des Produktes gelten. Während der Laufzeit kann das Produkt vom inneren Wert bzw. dem Rückzahlungswert abweichen. Deshalb kann das Produkt während der Laufzeit auch unterhalb des Kapitalschutzniveaus notieren. Der innere Wert beschreibt den Wert des Produkts, falls das Produkt heute zurückgezahlt werden würde.
Das Produktbeispiel hat folgende Merkmale:
- Basiswert: SMI®
- Kurs Basiswert (bei Anfangsfixierung): 11'000 Punkte
- Emissionspreis Kapitalschutzprodukt: CHF 1'000
- Kapitalschutz: 100% des Emissionspreises
- Ausübungspreis (Strike): 100% des Basiswerts (per Anfangsfixierung)
- Partizipation: 75%
- Laufzeit: 2 Jahre
Szenario 1: Der Basiswert notiert nach zwei Jahren (per Laufzeitende) unter der Anfangsfixierung
Wenn die Schlussfixierung des Basiswerts tiefer als der Ausübungspreis liegt, wird der Kapitalschutz zurückgezahlt.
Anwendungsbeispiel: Der SMI® liegt nach 2 Jahren bei 8'800 Punkten, was einer Wertentwicklung von minus 20 Prozent entspricht. Per Laufzeitende zahlt das Kapitalschutzprodukt 100 Prozent des Emissionspreises zurück. Im Gegensatz zum Basiswert (SMI®) hat das Kapitalschutzprodukt die negative Wertentwicklung von 20 Prozent vermeiden können.
Szenario 2: Der Basiswert notiert nach zwei Jahren (per Laufzeitende) über der Anfangsfixierung
Liegt die Schlussfixierung des Basiswerts höher als der Ausübungspreis oder entspricht sie diesem, umfasst die Rückzahlung den Kapitalschutz sowie eine Barauszahlung. Die Barauszahlung entspricht der positiven Differenz zwischen der Schlussfixierung und dem Ausübungspreis, multipliziert mit der Partizipation.
Anwendungsbeispiel: Der SMI® liegt nach 2 Jahren bei 13'200 Punkten, was einer Wertentwicklung von plus 20 Prozent entspricht. Die Partizipationsrate des Produkts beträgt 75 Prozent. Die Auszahlung beinhaltet den Kapitalschutz in der Höhe von 100 Prozent und drei Viertel (Partizipation 75%) der Differenz aus Schlussfixierung und Ausübungspreis multipliziert mit der in den Bedingungen festgelegten Anzahl Basiswerte. In diesem Szenario wird ein Betrag von insgesamt 115 Prozent des Emissionspreises ausgezahlt (bestehend aus Kapitalschutz 100% und Wertentwicklung des Basiswerts 20% x Partizipation 75% = 15%). Mit einer Direktanlage in den Basiswert hätte ein Anleger eine um 5 Prozent höhere Rendite (20%) erzielt.
Produktvarianten
Es gibt mehrere Varianten von Kapitalschutzprodukten mit unterschiedlichen Eigenschaften. Neben dem klassischen Kapitalschutzprodukt mit Partizipation können noch drei weitere Varianten unterschieden werden.
Kapitalschutz-Zertifikat mit Partizipation und Cap
Diese Variante ist dem Kapitalschutz-Zertifikat mit Partizipation ähnlich, allerdings ist die Partizipation auf einen maximalen Wert (engl. Cap) begrenzt. Diese zusätzliche Eigenschaft ermöglicht eine höhere Partizipationsrate und / oder einen höheren Kapitalschutz.
Kapitalschutz-Zertifikat mit Barriere
Diese Variante bietet neben dem Kapitalschutz die Möglichkeit, bis zu einer bestimmten Höhe an steigenden Kursen des Basiswerts zu partizipieren. Wenn der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit die festgelegte Barriere berührt oder übersteigt, verfällt die Partizipation an der Wertentwicklung des Basiswerts. Zusätzlich können solche Produkte über eine zu Beginn festgelegten Couponzahlung (engl. Rebate) verfügen.
Kapitalschutz-Zertifikat mit Coupon
Neben dem Kapitalschutz verfügt diese Variante über einen Coupon. In der Regel ist ein solches Produkt mit einem Minimalcoupon ausgestattet, wobei zusätzliche Couponzahlungen in Abhängigkeit von der Entwicklung des Basiswerts erfolgen können.
Vor- & Nachteile
Vorteile
- Kapitalschutz ermöglicht im Voraus festgelegte Mindestrückzahlung
- Möglichkeit, auch an positiver Wertentwicklung des Basiswerts zu partizipieren
- Interessante Anlagemöglichkeit für risikoaverse Anleger
- Varianten mit Couponzahlung möglich
Nachteile
- Kapitalschutz gilt nur per Verfall
- Während der Laufzeit können Kapitalschutz-Zertifikate auch unter dem Kapitalschutz notieren
- Bei steigendem Basiswert schneidet eine Direktinvestition besser ab
- Emittentenrisiko
FAQ
Im Tiefzinsumfeld waren Kapitalschutzprodukte selten, im aktuellen Umfeld gibt es wieder eine grössere Auswahl. Was ist der Grund für die Veränderung?
Kapitalschutzprodukte bestehen grundsätzlich aus zwei Komponenten: einer sogenannten Null-Kupon Anleihe (engl. Zero Bond) und einer Call-Option. Der Kapitalschutz wird durch die Anleihe, die Partizipation durch die Option ermöglicht.
Eine Null-Kupon Anleihe wird unter dem Nennwert emittiert und bei Fälligkeit zum Nennwert zurückgezahlt. Die Differenz zwischen Nennwert und Anleihekurs wird für die Finanzierung der Optionskomponente genutzt. Wenn das Zinsniveau höher liegt, ist diese Differenz grösser und es können mehr Optionen gekauft werden, die eine höhere Partizipation ermöglichen.
Liegen die Zinsen tiefer, ist es schwieriger, attraktive Produktbedingungen anzubieten.
Der Kapitalschutz gilt per Verfall. Kann ein Anleger das Produkt trotzdem während der Laufzeit veräussern?
Der Verkauf eines Kapitalschutzprodukts ist während der Laufzeit möglich. Es gilt allerdings zu beachten, dass ein Kapitalschutzprodukt während der Laufzeit auch unterhalb des Kapitalschutzes notieren kann, d.h. der Anleger würde bei vorzeitigem Verkauf einen Verlust realisieren.
Der ausschlaggebende Einflussfaktor für die Wertveränderung eines Kapitalschutzprodukts ist der Basiswert. Notiert der Basiswert unterhalb des Ausübungspreises, so spielt auch die Anleihekomponente eine Rolle. Steigen die Zinsen, so hat dies einen wertmindernden Einfluss auf das Produkt, sofern der Basiswert unter dem Kapitalschutz notiert. Liegt der Basiswert auf oder über dem Ausübungspreis, bestimmt die Optionskomponente die Preisbildung, d.h. die Partizipation an der Entwicklung des Basiswerts.
Warum können Kapitalschutzprodukte für Anleger interessant sein?
Anleger können mit Kapitalschutzprodukten an der Entwicklung eines Basiswerts partizipieren. Zusätzlich erhalten Anleger unabhängig von dessen Entwicklung per Verfall eine Mindestrückzahlung. Für Anleger, die über eine geringere Risikotoleranz verfügen, aber trotzdem an einer möglichen positiven Wertentwicklung eines Basiswerts partizipieren möchten, stellen Produkte mit Kapitalschutz eine interessante Anlagemöglichkeit dar.