Barrier Reverse Convertibles: Funktionsweise
Barrier Reverse Convertibles (BRCs) sind die Klassiker unter den Strukturierten Produkten. Sie gehören der Kategorie der Renditeoptimierung an und zeichnen sich durch einen im Voraus festgelegten Coupon und einen gewissen Sicherheitspuffer aus. Interessant sind BRCs aufgrund von attraktiven Coupons und in seitwärtstendierenden Märkten.
Funktionsweise Barrier Reverse Convertible
Barrier Reverse Convertibles (BRC) sind Anlageprodukte, die zur Kategorie der Renditeoptimierung gehören. BRCs gehört zu den beliebtesten Strukturierten Produkten.
Zentrale Eigenschaften des Produkts sind der Coupon und die Barriere. Zudem verfügen BRCs über eine bestimmte Laufzeit. Der Coupon wird im Voraus festgelegt. Die Ausschüttung des Coupons erfolgt unabhängig von der Entwicklung des zugrundeliegenden Basiswerts. Die Barriere dient als Sicherheitspuffer. Das Produkt ist gegen Kursrückschläge des Basiswerts bis zur Barriere geschützt – dafür ist der mögliche Ertrag auf den Coupon beschränkt.
Grundsätzlich gilt: Je tiefer die Barriere (d.h. der Schutz vor Kursrückschlägen des Basiswerts), desto tiefer ist der Coupon. Die Barriere wird im Verhältnis zum Kurs des Basiswert zum Zeitpunkt der Anfangsfixierung angegeben. Während der Laufzeit wird beobachtet, ob der Kurs des Basiswerts die Barriere berührt oder unterschreitet.
Ein Barrier Reverse Convertible besteht mindestens aus einem Basiswert, normalerweise eine Aktie, aber auch Indizes als Basiswert sind möglich. Die Kursentwicklung des Basiswerts ist für die Rückzahlung des BRCs am Laufzeitende entscheidend. Dabei gibt es drei mögliche Rückzahlungsszenarien.
Szenarien
Szenario 1: Der Kurs des Basiswerts liegt am Laufzeitende auf oder über dem Ausübungspreis
In diesem Szenario ist es egal, ob die Barriere während der Laufzeit berührt bzw. unterschritten wurde. Liegt der Kurs des Basiswerts am Laufzeitende auf oder über dem Ausübungspreis, so erfolgt die vollständige Rückzahlung des Nennwerts und die Couponzahlung.
Szenario 2: Der Kurs des Basiswerts liegt am Laufzeitende unter dem Ausübungspreis ohne Barriereberührung
In diesem Szenario liegt der Kurs des Basiswerts am Laufzeitende unter dem Ausübungspreis, allerdings wurde die Barriere während der Laufzeit nicht berührt oder unterschritten. Am Laufzeitende wird der vollständige Nennwert zurückgezahlt zuzüglich der Couponzahlung.
Szenario 3: Der Kurs des Basiswerts hat während der Laufzeit die Barriere berührt und liegt am Laufzeitende unter dem Ausübungspreis
In diesem Szenario hat der Kurs des Basiswerts die Barriere berührt oder unterschritten, wobei der Kurs des Basiswerts am Laufzeitende unter dem Ausübungspreis liegt. Es erfolgt die reguläre Couponzahlung und eine physische Lieferung des Basiswerts oder eine Barabgeltung. Die physische Lieferung oder die Barabgeltung erfolgt anhand der festgelegten Anzahl der Basiswerte (z.B. Aktien).
Zu berücksichtigen ist zudem, dass Anleger in allen Szenarien das Emittentenrisiko tragen.
Produktvarianten
Der klassische BRC kann durch unterschiedliche Eigenschaften und Zusatzmerkmale ergänzt werden. Die wichtigsten Varianten werden im Folgenden erwähnt.
Single oder Multi BRC
BRCs bestehen aus mindestens einem Basiswert. Es können auch mehrere Basiswerte für ein Produkt genutzt werden. Die Produktszenarien sind ähnlich, nur werden bezüglich Barriere und Ausübungspreis mehrere Basiswerte beobachtet. Da das Risiko einer Berührung oder Unterschreitung der Barriere höher ist, fällt in der Regel der Coupon höher aus.
Hier geht es zu allen klassischen Barrier Reverse Convertibles
Bei Multi BRCs werden Art und Höhe der Rückzahlung in Abhängigkeit der Entwicklung des Basiswerts mit der schlechtesten Kursentwicklung bestimmt (daher werden diese Produkte oftmals als «Worst-Of» gekennzeichnet). Selbst wenn sich alle Basiswerte insgesamt oder einzelne Basiswerte positiv entwickeln, kommt es für die Bestimmung der Rückzahlung allein auf den Basiswert mit der schlechtesten Wertentwicklung an.
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Art der Barriere: Amerikanisch oder Europäisch
Die Barrierebeobachtung erfolgt grundsätzlich auf zwei Arten: Kontinuierlich (Amerikanisch) oder am Laufzeitende (Europäisch).
Bei der amerikanischen Barriere wird die Barriere kontinuierlich beobachtet. Es wird also fortwährend kontrolliert, ob der Kurs eines Basiswerts die Barriere berührt oder unterschreitet. Bei der europäischen Barriere wird erst am Laufzeitende (bei Schlussfixierung) überprüft, ob ein Basiswert die Barriere berührt oder unterschreitet. Besteht der Unterschied zwischen zwei Produkten lediglich in der Art der Barrierebeobachtung, so wird der Coupon bei dem Produkt mit amerikanischer Barrierebeobachtung höher sein.
Vorzeitige Rückzahlung: Issuercallable und Autocallable
Bei einigen BRCs besteht die Möglichkeit auf eine vorzeitige Rückzahlung vor Laufzeitende. Bei einer vorzeitigen Rückzahlung wird der Nennwert vollständig zurückgezahlt zusammen mit einem von der bereits verstrichenen Laufzeit abhängigen Teil des Coupons.
Bei einem «Issuercallable» BRC hat der Emittent die Möglichkeit, an bestimmten Terminen (Beobachtungstage) ein Produkt vorzeitig zurückzuzahlen.
Bei einem «Autocallable» BRC ist eine vorzeitige Rückzahlung von der Kursentwicklung der Basiswerte abhängig. An den Beobachtungstagen wird überprüft, ob der Basiswert auf oder über einem bestimmten Kursniveau (Call-Level) liegt. Ist dies der Fall, wird das Produkt vorzeitig zurückgezahlt.
Kommt es nicht zu einer vorzeitigen Rückzahlung, werden die Produkte bis zum ordentlichen Laufzeitende weitergeführt.
Produkte, die über die Möglichkeit einer vorzeitigen Rückzahlung verfügen, weisen höhere Coupons und / oder tiefere Barrieren als Produkte ohne Möglichkeit der vorzeitigen Rückzahlung auf. Mit der Möglichkeit der vorzeitigen Rückzahlung ist der genaue Verfall des Produkts unsicher. Das daraus resultierende Wiederanlagerisiko wird mit besseren Produktkonditionen honoriert.
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Vor- & Nachteile
Vorteile
- Fixe, im Voraus bestimmte Couponzahlungen
- Produkt entfaltet seine Wirkung bei Seitwärtsbewegung des Basiswerts
- Geringeres Verlustrisiko als bei einer Direktinvestition
- Sicherheitspuffer durch Barriere
Nachteile
- Marktrisiko des Basiswerts und Verlustrisiko
- Begrenzte Ertragsmöglichkeit in Höhe des Coupons
- Kein Anspruch auf Dividendenzahlungen des Basiswerts
- Emittentenrisiko
FAQ
Welche Einflussfaktoren beeinflussen den Wert des Produkts im Sekundärmarkt?
BRCs können sowohl auf dem Primär- als auch dem Sekundärmarkt gekauft werden. Im Primärmarkt befindet sich ein Produkt «in Zeichnung». Wenn diese Phase vorbei ist, kann ein Produkt im Sekundärmarkt über die Börse gehandelt werden.
Der Wert eines BRCs wird massgeblich von vier Einflussfaktoren beeinflusst: Kurs des Basiswerts, Restlaufzeit, implizite Volatilität und risikoloser Zins.
Wenn der Kurs des Basiswerts steigt, steigt auch der Wert des BRCs und umgekehrt. Wenn die Zeit bis zum Laufzeitende abnimmt, steigt der Wert des BRCs. Die implizite Volatilität beschreibt die aktuell am Markt erwartete Schwankungsbreite des Basiswerts. Eine tiefere implizite Volatilität lässt den Wert eines BRCs sinken und umgekehrt. Schliesslich führt ein höherer risikoloser Zins zu einem tieferen Wert eines BRCs und umgekehrt. Unter einem risikolosen Zins versteht man den Zins auf erstklassige Staatsanleihen.
Der Kurs eines BRCs wird in Prozent angegeben. Wie ist das zu interpretieren?
Die Kurstellung eines BRCs erfolgt in Prozent und bezieht sich auf den Nennwert des Produkts. Wenn ein BRC bei 102% notiert und der Nennwert 1'000 Schweizer Franken beträgt, entspricht dies einem Gegenwert von 1'020 Schweizer Franken.
Bei einem Kauf eines BRCs unter 100% und unter der Voraussetzung, dass kein Barriereereignis bis zum Laufzeitende eintritt, wird aufgrund der Rückzahlung zum Nennwert ein zusätzlicher Kursgewinn erzielt. Neben dem Coupon erhöht dieser Kursgewinn die Maximalrendite.
Was bedeuten die Preisstellungen «Clean» und «Dirty»?
Die Preisstellung betrifft die Behandlung der Marchzinsen. Werden die Marchzinsen bereits im Produktpreis eingerechnet, lautet die Preisstellung «Dirty». Wenn die Marchzinsen nicht im Produktpreis inbegriffen sind, ist die Preisstellung «Clean». In diesem Fall werden die Marchzinsen separat aufgeführt.
Bei einem Kauf eines Produkts mit Preisstellung «Clean» werden dem Käufer zusätzlich zum Produktpreis die aufgelaufenen Marchzinsen berechnet. Bei einem Verkauf erhält der Verkäufer zusätzlich zum Produktpreis die aufgelaufenen Marchzinsen.