Die Dividendensaison steht vor der Tür
Der Frühling ist neben Ostern, aufblühenden Blumen und tauendem Schnee auch die Jahreszeit der Dividendenjäger. Schweizer Unternehmen schütten traditionell in den Monaten März, April und Mai Dividenden aus, die Investoren ermöglichen, am Unternehmenserfolg teilzuhaben. Für viele Aktientitel ist die ausgeschüttete Dividende neben dem Kursverlauf ein wichtiger Teil der Gesamtrendite – je nach Unternehmen kann sich diese dabei in der Höhe stark unterscheiden.
Wer Aktien hält, hofft in der Regel auf Kursgewinne. Aber auch die regelmässig ausgeschüttete Dividende steht insbesondere bei defensiver ausgerichteten Investoren oft im Fokus. Viele Schweizer Aktientitel können dabei mit attraktiven und stabilen Dividendenrenditen auftrumpfen. Im Vorfeld der Dividendensaison wurde in der Vergangenheit beobachtet, dass die Kurse dividendenstarker Aktien leicht zulegen. Der Grund dafür liegt in dem von vielen Unternehmen festgelegten Schlussdatum: Nur wer die Aktie spätestens zu diesem Zeitpunkt im Depot hält, hat Anspruch auf die Dividendenauszahlung. Diese Regelung führt dazu, dass einige Anleger in dividendenstarke Titel investieren, was die Nachfrage, und damit auch die Aktienkurse, kurzfristig steigen lassen kann. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass vergangene Kursverläufe und Ereignisse keine verlässlichen Indikatoren für die zukünftige Entwicklung sind (cash.ch, 07.02.2025).
Dividenden als Performance-Booster
Dividenden leisten einen wesentlichen Beitrag zur Gesamtperformance von Aktienanlagen. Die untenstehende Grafik vergleicht die reine Kursentwicklung der im SPI® enthaltenen Aktien mit der Entwicklung des SPI®, welcher als Total Return Index auch Dividendenzahlungen berücksichtigt. Der SPI® umfasst die Börsenkursentwicklung nahezu aller an der Börse kotierten Schweizer Aktiengesellschaften. Anders als der Kursindex SMI®, der nur die Preisentwicklung abbildet, zeigt der SPI® die tatsächliche Gesamtperformance inklusive Dividenden.
Wie bei Betrachtung der Grafik ersichtlich ist, tragen die ausgezahlten Dividenden einen massgeblichen Teil zur Outperformance des SPI® mit Dividenden bei. Insbesondere unter Betrachtung eines längeren Zeitraums zeigt diese Diskrepanz, wie wichtig die Dividende für die Gesamtperformance sein kann.
Aktuell liegt die durchschnittliche Dividendenrendite des SMI® bei knapp 3 Prozent. Dabei befindet sie sich leicht unter dem Durchschnitt der vergangenen 9 Jahre von rund 3,26 Prozent (Statista, 30. 01.2025). Im internationalen Vergleich müssen sich die Schweizer nicht verstecken: Die Dividendenrendite des US-Aktienmarkts gemessen am S&P® 500 betrug per Ende 2024 1,27 Prozent Prozent (YCharts, Dezember 2024), während diejenige des EURO STOXX 50 bei 2,56 Prozent liegt (Blackrock, 20.03.2025).
Insbesondere im Vergleich mit festverzinslichen Anleihen können Dividendenaktien ihre Muskeln spielen lassen. Die Zinssenkungsschritte der SNB haben dazu geführt, dass die Differenz zwischen der Dividendenrendite von Schweizer Unternehmen im Vergleich zum Risikolosen Zinssatz der Schweiz (0,65 Prozent am 20.03.2025) weiter angestiegen ist.
Die Platzhirsche
Die Dividendenpolitik der «Dividendenaristokraten» steht auch dieses Jahr im Mittelpunkt. Unternehmen, die als Dividendenaristokraten bezeichnet werden, weisen über mindestens 10 Jahre ununterbrochen ansteigende Dividendenerhöhungen auf.
Der Nahrungsmttelriese Nestlé musste im vergangenen Jahr wie auch schon im Jahr zuvor eine enttäuschende Kursentwicklung verzeichnen. Die Aktie des Unternehmens aus Vevey verlor etwas über 20 Prozent. Trotzdem blieb Nestlé seinem Stand treu und erhöhte die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr um 5 Rappen.
Das Telekommunikationsunternehmen Swisscom erfreut sich schon seit längerem aufgrund hohen und konstanten Dividendenausschüttungen in Kombination mit geringen Kursschwankungen insbesondere bei konservativeren Investoren hoher Beliebtheit. Nach über einem Jahrzehnt mit stagnierenden Dividendenzahlungen bei 22 Franken kündigte Swisscom nun eine Erhöhung auf 26 Franken für das Geschäftsjahr 2025 an. Trotz dieser positiven Entwicklung gibt es jedoch einige Skepsis bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Dividenden, insbesondere aufgrund möglicher Belastungen durch höhere Schulden infolge der Übernahme von Vodafone Italia.
Im Gegensatz dazu präsentiert sich beispielsweise die Zurich Insurance dynamischer. Der Versicherungskonzern besticht durch kontinuierlich steigende Dividenden und konnte im Jahr 2024 mit einer Performance von Rund 23 Prozent überzeugen. Für das laufende Geschäftsjahr kündigte Zurich eine Dividendenerhöhung von 2 Franken pro Aktie an.
Es lohnt sich auch ein Blick auf aufstrebende Dividendentitel. Ein potenzieller Kandidat ist Sunrise, der jüngst an die Börse zurückgekehrte Telekom-Anbieter. Obwohl die Aktie seit dem Börsengang Ende 2024 kaum aus den Startlöchern kam, bietet das Unternehmen mit rund 8 Prozent eine der höchsten Renditen am Schweizer Markt.
Die Bedeutung von Dividenden für Strukturierte Produkte
Strukturierte Produkte ermöglichen es Anlegern gezielt an der Kursentwicklung des zugrundeliegenden Basiswertes teilzunehmen. Handelt es sich bei diesem Basiswert um eine Aktie, können Dividenden eine wichtige Rolle spielen. Im Gegensatz zur Direktanlage in die Aktie haben Anleger in Strukturierten Produkten keinen Anspruch auf eine Dividendenzahlung.
Bei der Strukturierung eines Strukturierten Produkts kann die Höhe der Dividende der Aktie Einfluss auf die einzelnen Parameter des Strukturierten Produkts haben. Grund dafür liegt in den einzelnen Komponenten eines Strukturierten Produkts. Nimmt man als Beispiel ein klassisches Renditeoptimierungsprodukt wie den Barrier Reverse Convertible, dann besteht dieses Produkt aus zwei Komponenten: einer Options- und Obligationskomponente. Die Dividenden sind bekanntermassen einer der Einflussfaktoren für die Bewertung und Bepreisung von Optionen und haben demzufolge Einfluss auf den Optionsteil eines Strukturierten Produkts. Hierbei gilt je höher die erwartete Dividendenrendite des Basiswerts, desto attraktiver könnten auch die Charakteristiken des Strukturierten Produkts auf die entsprechende Aktie sein. Änderungen bei den Erwartungen an die Dividende (beispielweise eine ausserordentliche Dividendenkürzung oder Streichung der Dividende) etwa infolge veränderter Geschäftsaussichten, können sich direkt oder indirekt auf die Bewertung bereits emittierter Strukturierter Produkte auswirken. Es ist daher wichtig zu beachten, dass Dividenden zwar nicht direkt an Investoren von Strukturierten Produkten ausgeschüttet werden, aber dennoch bei deren Konzipierung und aufgrund von Renditeüberlegungen eine wichtige Rolle spielen.
Bei Partizipationsprodukten wie beispielsweise Tracker-Zertifikate, die die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Basiswerts nahezu eins zu eins abbilden, werden Dividenden je nach Art des Produkts unterschiedlich handgehabt. Bei Zertifikaten auf Preisindizes, welche die Dividendenausschüttungen der Indexmitglieder nicht in der Kursentwicklung berücksichtigen, liegt es am Emittenten zu entscheiden, ob er die ausgezahlten Dividenden reinvestieren möchte. Beim Erwerb solcher Produkte ist es für Investoren wichtig, sich über die Vorgehensweise des Emittenten bei Dividendenzahlungen zu informieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dividenden eine wichtige Rolle bei der Gestaltung und Bewertung von Strukturierten Produkten spielen können. Daher sollten Anleger die Dividendenpolitik des Basiswerts berücksichtigen, wenn sie in Strukturierte Produkte investieren.