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Erhalten chinesische Aktien Rückenwind durch die heimische Notenbank?

Vontobel Markets
2. Okt. 2024 | 3 Minuten

Die chinesische Notenbank (People’s Bank of China) hat folgende Massnahme beschlossen: sie hat den Leitzins bereits im Juli gesenkt und bündelte zusätzlich als unterstützende Massnahme für die Wirtschaft ein Konjunkturpaket. Dies führte zu einer Aktienkursrallye an den chinesischen Märkten. Titel von Unternehmen wie BYD, Alibaba und Tencent konnten im zweistelligen Prozentbereich zulegen.

Das Konjunkturpaket der chinesischen Zentralbank

Die Mindestreserveanforderungen für chinesische Banken wurden um 50 Basispunkte gesenkt. Dieses geldpolitische Instrument legt den Prozentsatz der Kundeneinlagen fest, den Banken als zinsloses Guthaben bei der Zentralbank hinterlegen müssen und beeinflusst direkt die verfügbare Geldmenge. Dadurch steht den Geschäftsbanken mehr Kapital für die Kreditvergabe zur Verfügung. Eine Erhöhung der Geldmenge hat positive Auswirkungen auf die Wirtschaft, da so mehr Investitionskapital zur Verfügung steht. So würden knapp 1 Billionen Yuan frei werden (ca. 142 Mrd. US-Dollar).

Zudem wurden die Zinssätze für bestehende Immobilienkredite reduziert, und die Mindestanzahlung für Zweitwohnsitze von 25 auf 15 Prozent gesenkt. Eine weitere Massnahme war der weitgehend erfolglose Versuch des Staates, leerstehende Wohnungen zurückzukaufen, um die Wirtschaft zu stimulieren. Der Immobilienmarkt spielt in China eine entscheidende Rolle, da viele Chinesen in Immobilien investieren. Die Immobilienkrise hat zu einer schwachen Konsumnachfrage und Deflation beigetragen. Besonders wichtig ist dabei die Insolvenz des Immobilienriesen Evergrande. Das stark verschuldete Unternehmen, das 300 Milliarden US-Dollar an Verbindlichkeiten angehäuft hatte, wurde laut einem Gericht in Hongkong zur Liquidation gezwungen. Der Tagesschau zufolge wirkten sich die Restriktionen der chinesischen Behörden bei der Kreditvergabe ab 2020 erheblich auf die Immobilienbranche aus, besonders auf Evergrande, was schliesslich 2021 zum Insolvenzantrag führte.

Comeback vom Reich der Mitte?

Noch vor den jüngst beschlossenen, geldpolitischen Massnahmen durchlief China sowie dessen Aktienmarkt eine von massiven Herausforderungen geprägte Phase. Chinesische Aktienindizes litten unter abfliessenden Kapitalströmen und einem internationalen Attraktivitätsverlust in Folge der enttäuschenden Wirtschaftsdynamik. Lediglich Einzeltitel, wie beispielsweise der Elektroautohersteller BYD, konnten auch in der durchzogenen Phase Kursgewinne erzielen.

Dem wollte die chinesische Regierung Einhalt gebieten – und den angeschlagenen Aktienmarkt in China durch umfangreiche Massnahmen wiederbeleben. So wurde von Seiten des chinesischen Staates ein umfangreiches Konjunkturpaket angekündigt, wodurch die Baisse an den Aktienmärkten ein Ende fand.

Der CSI 300 Index, der die Performance der 300 grössten Unternehmen an der Shanghai Stock Exchange und der Shenzhen Stock Exchange abbildet, konnte in der Handelswoche vom 23. Bis 27. September 2024 zweistellige prozentuale Kursgewinne verzeichnen – ein Anstieg, den der Index seit dem Jahr 2008 nicht mehr erreichen konnte.

Grafik mit dem Verlauf des Handelsvolumens vom CSI 300 Index

Insbesondere konnten die Aktienkurse chinesischer Immobilienunternehmen von den Massnahmen zulegen. So zum Beispiel die Aktie des Immobilienentwicklers Kaisa Group Holdings Ltd, die unmittelbar nach der Ankündigung des Pakets im dreistelligen Prozentbereich (380 Prozent vom 16.09.2024 – 01.10.2024) zulegen konnte. Auch der Aktienkurs von JD.com, einem chinesischen Onlinehandelsunternehmen, legte seit Mitte September kräftig zu (24 Prozent vom 16.09.2024 – 01.10.2024). Detailhandelsunternehmen können darauf hoffen, dass chinesischen Konsumenten durch günstigere Hypotheken mehr Geld für Konsumgüter zur Verfügung stehen könnte. Der zurückbleibende inländische Konsum ist neben der Immobilienbranche einer der zentralen Herausforderungen, mit welchen die chinesische Wirtschaft zu kämpfen hat.

Ob sich die positive Stimmung an den chinesischen Aktienmärkten halten kann, wird sich noch zeigen.

Illustration der Prozentualen Kursentwicklung dreier chinesischer Immobilienaktien

Rückenwind für chinesische und europäische Aktien

Angesichts des beeindruckenden Wachstums der US-Technologieaktien könnten auch chinesische Tech-Unternehmen eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Die Alibaba Group, gegründet von Jack Ma, ist ein multinationales Einzelhandelsunternehmen und könnte als chinesisches Pendant zu Amazon angesehen werden. Allerdings hat die Alibaba-Aktie seit ihrem Hoch im Jahr 2020 rund 75 Prozent an Wert verloren. Zum Alibaba-Ökosystem gehören das Logistikgeschäft, ein Zahlungsdienstleister und das Cloud-Segment. Chinas Antwort auf Google ist Baidu. Das Unternehmen bietet ähnlich wie Google eine Suchmaschine, Kartendienste, eine Online-Enzyklopädie, Cloud-Computing-Dienste und eine Online-Video-Plattform an.

Die Massnahmen der chinesischen Zentralbank wurden auch positiv für die europäischen Titel aufgenommen. Vor allem die Aktien der Automobilhersteller und Luxusartikelhersteller konnten sich positiv entwickeln. Dies ist den Umständen geschuldet, dass die Haushalte mehr Geld zur Verfügung hätten, welches konsumiert werden kann.

Gefahren für chinesische Aktien

Eine Herausforderung für chinesische Aktien könnte die Abschwächung der Konjunktur darstellen. Auch die anstehenden Wahlen in den USA könnten einen erheblichen Einfluss auf die Märkte haben. Sollte Donald Trump ins Weisse Haus zurückkehren, besteht die Möglichkeit, dass ein Handelskrieg wieder aufflammt – insbesondere in der Halbleiterindustrie unter dem Motto «Made in USA».

Auch ist unklar, ob sich die starke Bewegung der chinesischen Immobilientitel und des Aktienmarktes generell als nachhaltig erweisen kann, oder ob eine mögliche Korrektur im Hinblick der nach wie vor bestehenden Herausforderungen der chinesischen Volkswirtschaft die Kursentwicklung wieder relativieren könnte. Einiges könnte davon abhängen, wie sich der chinesische Immobiliensektor und wichtige Marktindikatoren in den nächsten Monaten entwickeln werden.

Eine Eskalation der Spannungen um Taiwan könnte zudem weltweite Sanktionen und Handelsbeschränkungen nach sich ziehen, was negative Auswirkungen auf chinesische Unternehmen und Märkte hätte. Ein zusätzliches demografisches Risiko stellt Chinas alternde Erwerbsbevölkerung dar.

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