Das Ether 1x1 – Teil 7: Initial Coin Offerings (ICO’s) auf der Ethereum-Plattform
Über ein Tracker-Zertifikat oder über Mini Futures bietet Vontobel Anlegern Zugang zur Kryptowährung «Ether». Doch was hat es mit der zweitbekanntesten Kryptowährung auf sich? In über insgesamt acht Teilen wollen wir Ihnen hochwertiges Wissen rund um das spannende Thema «Ether» näherbringen.
Was sind Initial Coin Offerings?
Ein Initial Coin Offering («ICO» oder «Token Sale») ist eine Methode zur Unternehmensfinanzierung. In der Regel werden ICO’s zur Finanzierung von jungen Unternehmen und Start-ups genutzt. Das Start-up «erzeugt» dabei eine vordefinierte Anzahl digitaler Tokens und verkauft sie anschliessend, typischerweise im Austausch gegen bekannte Kryptowährungen wie Ether und Bitcoin aber auch gegen traditionelle Währungen. Investoren erwerben die Tokens des Projekts und spekulieren darauf, dass dieser zukünftig an Wert steigen wird, ähnlich wie bei einer Aktie an der Börse mit der Aussicht auf Kursgewinne. Ein ICO kann daher zum Teil mit einer initialen Ausgabe von Wertpapieren an einer Börse (auch «Initial Public Offering», «IPO» genannt) verglichen werden. Ein wichtiger Unterschied zu IPOs ist, dass bei ICO’s normalerweise kein Eigentum am Unternehmen über das Token abgebildet wird. Es berechtigt also weder zur Dividende, noch bringt es automatisch ein Stimmrecht mit sich.
ICO’s gewinnen immer mehr an Popularität. Im Zuge des Kryptobooms in den Jahren 2017/2018 haben sie in den ersten fünf Monaten im Jahr 2018 mehr Kapital gesammelt, als in allen Jahren zuvor zusammengerechnet. Zudem etablieren sie sich vermehrt als Konkurrenz gegenüber der klassischen Risikokapitalfinanzierung, die durch Venture Capitalists, Private Equity Firmen und Banken durchgeführt werden. Die meisten ICO’s finden dabei über die Ethereum Plattform statt.
Arten von Token
Nach dem Kryptoboom 2017/2018 ging die Anzahl der ICO’s durch die Abschwächung des Marktes und das Eingreifen der Regulierungsbehörden zurück. ICO’s werden dabei weltweit unterschiedlich reguliert: Je nach Gesetzeslage werden sie als Security Token, Utility Token oder Currency Token ausgegeben. «Currency Token» sind Token, die als Zahlungsmittel für Waren oder Dienstleistungen innerhalb und ausserhalb der Plattform dienen sollen. «Utility Token» bieten Tokeninhabern Zugang zu einem funktionalen Netzwerk, um dessen Produkt oder Service zu nutzen. Sie bieten jedoch keine Eigentumsanteile an einer Plattform. «Security Token» sind vergleichbar mit herkömmlichen Vermögenswerten wie Schuldverschreibungen oder Aktien. Sie berechtigen den Tokeninhaber zum Empfang von Gewinnausschüttungen und unterliegen daher strengeren gesetzlichen Vorschriften. In vielen Ländern ist jedoch noch relativ unklar, ob ICO’s wie herkömmliche Crowdfunding-Methoden behandelt werden, in manchen Ländern wurden ICO’s bereits verboten oder stark eingeschränkt.
Je nachdem, wie das Token technisch implementiert ist, können Ausschüttungen automatisiert über Smart Contracts erfolgen. Zum Beispiel kann ein Projekt Gewinne in Form von Ether generieren. Investoren, die das Ethereum-basierte Token aus dem ICO besitzen, wird ein entsprechender Gewinnanteil auf ihre Ethereum-Wallet gutgeschrieben.
Wofür werden ICO’s eingesetzt?
Zu Beginn dienten ICO’s dazu, neue Kryptowährungen auf den Markt zu bringen und durch den ICO eine erste Finanzierung zu erhalten. Die Projekte sind in der Regel Blockchain-basiert. Die Finanzierung über ICO’s wird zunehmend für bestehende Unternehmen mit projektbasierten Zweck interessant. Ausserdem wird der komplizierte Prozess eines IPOs enorm vereinfacht, da ICO’s mit nur moderatem Aufwand, beispielsweise auf Ethereum-Basis, umgesetzt werden können. Des Weiteren werden die Investmentmöglichkeiten für eine breitere Zielgruppe zugänglich, denn Token lassen sich flexibler handeln als Aktien an der Börse. Auf technischer Ebene ist der Besitz der Token auf einer Blockchain abgebildet, daher können die Token Peer-to-Peer auf beliebig vielen Marktplätzen gehandelt werden. Beim Aktienhandel hingegen ist eine zentrale Stelle notwendig, die die Besitztümer verwaltet (Quelle: BTC Echo).
Wie kann man in ICO’s investieren?
Die Teilnahme an einem ICO bedarf es einen Kauf von herkömmlichen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether. Der Veranstalter des ICO’s eröffnet den Verkauf seiner Tokens, bei dem Investoren ihre Kryptowährungen in den neuen Token eintauschen können. Bisher hat sich keine zentrale Plattform etabliert, über die ICO’s durchgeführt werden, sodass der Veranstalter den Tokenverkauf meistens über die eigene Website durchführt. Eine Übersicht aller aktuellen ICO’s kann dennoch auf CoinCheckup abgerufen werden. Da die Mehrheit der ICO’s über die Ethereum-Plattform stattfindet, wird zum Erwerb der Ethereum-basierten Token eine Ethereum-Wallet benötigt, auf die Token nach dem Kauf transferiert werden können. Rein technisch betrachtet ist die Teilnahme an einem ICO mit nur geringem Aufwand verbunden. Daher ist es umso wichtiger die ICO’s aus wirtschaftlicher Perspektive zu analysieren, um in sinnvolle Projekte zu investieren. In der Vergangenheit kam es leider oft zu Betrugsfällen, bei dem die Scammer gefälschte Whitepaper veröffentlicht, das Geld eingesammelt haben und dann einfach verschwanden. Beispielsweise stahlen die Gründer der Kryptowährungs-Start-ups «Pincoin» und «Ifan» ca. CHF 600 Mio. von 32.000 Investoren – der bisher größte betrügerische ICO.
Wie ist ein ICO strukturiert?
Die grössten ICO’s
Telegram und EOS waren bisher die grössten und erfolgreichsten ICO’s. Diese «ICO-Unicorns» sammelten Rekordsummen von ca. USD 1,7 Mrd. bzw. USD 4,2 Mrd. ein. Generell liegen die wichtigsten ICO Hubs in den USA, Singapur und in der Schweiz. Die USA ist aufgrund klarer und strikter regulatorischen Anforderungen (z.B. «KYC», «know your customer») der ICO-Standort Nummer eins mit den meisten ICO’s weltweit. In Europa ist die Schweiz der wichtigste Standort für ICO’s. In Asien ist Singapur der größte ICO-Hub, gefolgt von Hongkong. Basierend auf das gesammelte Finanzierungsvolumen sind die Kaimaninseln und die Britischen Jungferninseln aufgrund der bereits genannten ICO-Unicorns EOS und Telegram die führenden ICO-Länder, berichtet PWC.
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