Uran-Industrie – eine Renaissance?
Die Atomkraft, oftmals als gefährlich und umstritten betrachtet, rückt wieder in den Mittelpunkt globaler Diskussionen. In einer Zeit, in der der weltweite Energiehunger weiter steigt und gleichzeitig der Ruf nach einer Abkehr von fossilen Brennstoffen lauter wird, scheint die Atomenergie einen Ausweg zu bieten. Während einige Länder, wie z.B. Deutschland, die Kernenergie hinter sich gelassen haben, scheinen andere Staaten, insbesondere in Anbetracht der geopolitischen Lage und des Drangs nach Energieunabhängigkeit, erneut das Potenzial der Atomkraft für sich zu entdecken. Angesichts dessen erscheint es nicht verwunderlich, dass der Preis für Uran zuletzt wieder angestiegen ist.
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Ein umstrittenes Thema
Die Diskussionen und Massnahmen zum Übergang von fossilen Brennstoffen zu nachhaltigen Energiequellen sind weltweit in vollem Gange. Länder setzen verstärkt auf erneuerbare Energien wie Wind, Wasser und Solar, um in den kommenden Jahren die nachhaltige Energieproduktion zu steigern. Da Deutschland 2023 aus der Kernenergie ausgestiegen ist, steht es nun noch vor der Herausforderung, den radioaktiven Abfall zu lagern. Ursprünglich sollte bis 2031 ein Endlager gefunden werden, aber Experten sind diesbezüglich skeptisch. Kürzlich wurde berichtet, dass es bis 2046, im besten Fall, oder sogar bis 2068 dauern könnte. Berücksichtigt man zusätzliche Hürden, wie die Akzeptanz der Bevölkerung, steht Deutschland vor einer jahrzehntelangen Aufgabe, den Atommüll zu entsorgen.
In dieser Situation wird die Transmutation als mögliche alternative Abfallbehandlung diskutiert. Obwohl die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, könnten Zeit, Forschung und Kapital sie realisierbar machen. Durch diesen Prozess könnten bestimmte instabile Elemente aus verbrauchten Brennelementen umgewandelt und somit die Menge an radioaktivem Abfall erheblich reduziert werden.
Weltweite Zunahme der Atomreaktorprojekte
Insgesamt ist – mit wenigen Ausnahmen – derzeit ein globaler Trend zu erkennen, Kernenergie als eine primäre Energiequelle zu fördern. Angesichts aufkommender Diskussionen über die Energieunabhängigkeit vor dem Hintergrund geopolitischer Verwerfungen, ist dies nicht verwunderlich. Ein Beispiel für ein Land, das die Kernenergie massiv ausbaut, ist China. In einem Zeitraum von fünf Jahren nahm das Reich der Mitte 21 Reaktoren in Betrieb. Auch unsere Nachbarn in Frankreich bewegen sich in diese Richtung, denn die Grande Nation plant bereits eine Generation von Reaktoren. Polen verstärkt ebenfalls seine Investitionen in die Kernenergie und plant bis 2038 bis zu 80 kleine modulare Reaktoren (engl. Abkürzung «SMR») zu bauen. Förderlich ist dabei auch, dass die EU-Kommission derartige Reaktoren als Technologien zur Dekarbonisierung anerkennt.
Die World Nuclear Association (WNA) hat festgestellt, dass die Zahl der Reaktorprojekte weltweit steigt. Mit 440 bereits in Betrieb gestellten und etwa 100 weiteren geplanten Reaktoren steht die Atomindustrie vor einer wahrhaftigen Renaissance. Dabei werden auch ältere Reaktoren länger betrieben als ursprünglich vorgesehen.
Hoher Uranpreis beflügelt Produzenten
In den letzten Jahren hat der Preis für Uran, dem primären Brennstoff der Kernenergie, einen starken Anstieg erlebt. Analyst Richard Hatch von Berenberg bemerkt, dass dieser derzeit seinen Höchststand seit dem Vorfall in Fukushima im Jahr 2011 erreicht hat. Während die Atomenergie nach der Katastrophe von Fukushima an Anziehungskraft verlor und die Uranpreise daraufhin kollabierten, kehrt die Atomkraft nun in den Fokus zurück. So sank der Uranpreis im Jahr 2011 auf 18 US-Dollar pro Pfund, während dieser heute bei ca. 66 US-Dollar notiert. Ein zentrales Element hinter dieser Preisbewegung ist das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage, denn historisch gesehen hatten viele Bergbauunternehmen wenig Anreize, den Uranabbau zu erweitern.
Einer der Hauptakteure in dieser Branche ist Cameco, Kanadas führender Uranproduzent. Trotz einiger Herausforderungen im zweiten Quartal 2023 sieht sich das Unternehmen gut positioniert, um von den steigenden Preisen und der zunehmenden Nachfrage nach Uran zu profitieren. Die Herausforderungen sind dabei insbesondere Gewerkschaftsverhandlungen und schwächere Produktionsprognosen. Ein weiterer Akteur auf dem Markt ist NexGen Energy, ein kanadisches Unternehmen, das sich auf den Erwerb und die Entwicklung von Uranminen konzentriert. Das Vorzeigeprojekt des Unternehmens, Rook I, ist Kanadas grösstes Projekt für den Uranabbau. Dieses Projekt befindet sich jedoch noch in der Entwicklungsphase, was NexGen zu einer riskanteren Investition für Anleger macht.
Das führende Land in Sachen Uranabbau ist nach Angaben der WNA Kasachstan mit knapp 43 Prozent der weltweiten Produktion. Ein bedeutender Akteur hierbei ist das Unternehmen National Atomic Company Kazatomprom. Das Kerngeschäft von Kazatomprom ist die Exploration neuer Uranvorkommen, der Betrieb von Uran Minen sowie die Herstellung von Brennelementen. Damit generierte das Unternehmen im zurückliegenden Geschäftsjahr ca. 2 Milliarden Euro Umsatz. Im vorherigen Geschäftsjahr waren es nur etwa 1.4 Milliarden Euro. Der Gewinn in 2022 lag bei 935 Millionen Euro.
Der Vontobel Nuclear Energy Index
Um an den Entwicklungen in der Uranindustrie zu partizipieren, können Anleger eine Investition in die Tracker-Zertifikate auf den Vontobel Nuclear Energy Index in Erwägung ziehen. Mit einem Strategie-Zertifikat auf diesen Index können Privatanleger leicht in eine Auswahl von Atomenergie-Unternehmen investieren. Insbesondere vor dem Hintergrund des Einzeltitelrisikos in dieser Branche kann es sinnvoll sein, auf mehrere Pferde zu setzen. Der Index enthält 25 Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung, die sich auf Uranförderung oder Atomenergie spezialisieren, basierend auf dem FactSet Revere Business Industry Classification System (RBICS). Somit sind unter anderem die oben genannten Unternehmen im Index enthalten. Falls weniger als 25 solcher Unternehmen verfügbar sind, werden Firmen, die nukleare Technologien oder Dienstleistungen anbieten, hinzugefügt, wie z.B. der französische Baukonzern Vinci. Der Index erhebt eine Gebühr von 1,25 Prozent und wird in USD berechnet, was ein für Investoren ein Währungsrisiko birgt. Zusätzlich tragen Anleger u.a. auch das Emittentenrisiko.