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Energiemärkte in Bewegung

13. Dez. 2022 | 5 Minuten

Die Aussichten für den LNG-Markt waren bereits in den vergangenen Jahren positiv. Die jüngsten Entwicklungen an den Energiemärkten und in der Weltpolitik dürften dafür gesorgt haben, dass das Thema Flüssiggas auch in der Investorengemeinde nun noch genauer unter die Lupe genommen wird.

Die Suche nach Alternativen

Nachdem in den vergangenen Jahren die Corona-Pandemie die Menschen in Europa beschäftigt hat, sind es in der zweiten Jahreshälfte 2022 neben dem Krieg in der Ukraine vor allem Themen wie die Inflation, die Konjunktur sowie die Energieversorgung im Winter, die in den Vordergrund getreten sind. Die Ereignisse in der Ukraine sowie rund um die Erdgaspipelines Nord Stream I und II haben die Sorgen der Bürger, aber auch Unternehmen ansteigen lassen, dass Gas knapp werden könnte.

Während die Situation in diesem Winter, aber auch mit Blick auf den Winter 2023 / 24, angespannt bleibt, versucht die europäische Politik alles, um möglichst viele alternative Bezugsquellen für Erdgas zu erschliessen. Gleichzeitig wird die Suche nach Alternativen zum Erdgas selbst vorangetrieben.

Klimaneutrale Lösungen gesucht

In den vergangenen Jahren hat die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen an Fahrt gewonnen. Wind- und Sonnenenergie sind jedoch bei weitem noch nicht in der Lage, den gesamten Energiebedarf der Menschheit zu decken.

Das im Dezember 2015 geschlossene und am 4. November 2016 in Kraft getretene Pariser Klimaabkommen sieht eine Begrenzung der Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf «deutlich unter» 2 Grad Celsius vor. Die Europäische Union (EU) will bis 2050 klimaneutral sein. Bereits bis zum Jahr 2030 sollen 55 Prozent der Treibhausgase im Vergleich zu 1990 eingespart werden. In anderen Teilen der Welt wurden ähnlich ambitionierte Ziele formuliert.

Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg, sodass fossile Energieträger wie Öl und Erdgas kurz- bis mittelfristig weiter zur Sicherung der Energieversorgung herangezogen werden müssen.

Gasspeicher im Fokus

Um die Sicherstellung der Erdgasversorgung zu gewährleisten, haben die EU-Kommission und die einzelnen Mitgliedsländer das Thema Gasspeicher in den Fokus gerückt. Laut EU deckten die rund 160 Speicheranlagen in der Union bisher etwa 25 bis 30 Prozent des EU-weiten Gasverbrauchs in einem normalen Winter ab. Die sehr niedrigen Füllstände nach dem Winter 2021 / 22, die hohen Energiepreise infolge der gestiegenen Inflation sowie die Ereignisse in der Ukraine haben dazu geführt, dass dieses Thema nun noch entschiedener angegangen wurde. Als eine Lösung hatte die EU-Kommission eine Mindestspeicherpflicht vorgeschlagen.

In den kommenden Jahren müssen die Mitgliedstaaten dafür sorgen, dass die unterirdischen Gasspeicheranlagen in ihrem Hoheitsgebiet bis zum 1. November eines Jahres zu mindestens 90 Prozent gefüllt sind. Ab 2023 müssen die Mitgliedstaaten sicherstellen, dass auch bestimmte Zwischenziele für Februar, Mai, Juli und September erfüllt werden. Mitgliedstaaten ohne eigene Speicheranlagen müssen wiederum dafür Sorge tragen, dass bis zum 1. November in anderen EU-Ländern eine Gasmenge für sie gespeichert wird, die mindestens 15 Prozent ihres jährlichen Gasverbrauchs entspricht. Die Schweiz ist zwar kein EU-Mitglied, hat aber keine eigenen Gasspeicher. Daher hat der Bundesrat am 18. Mai 2022 die Voraussetzungen zur Stärkung der Versorgung geschaffen.

Die Gasbranche soll Speicherkapazitäten in den Nachbarländern und Optionen für zusätzliche Gaslieferungen sichern. Die physische Reserve soll 15 Prozent (rund 6 Terawattstunden, TWh) des jährlichen Gasverbrauchs der Schweiz (rund 35 TWh) abdecken. Rund die Hälfte dieser physischen Reserve ist laut Bundesrat bereits durch die Regionalgesellschaften Gaznat und GVM in Frankreich gebucht.

In Deutschland hat die Bundesregierung konkrete Füllstandvorgaben für die deutschen Gasspeicheranlagen vorgegeben. Die Füllstände sollen am 1. August 65 Prozent, am 1. Oktober 80 Prozent, am 1. Dezember 90 Prozent und am 1. Februar 40 Prozent betragen. Diese Vorgaben sind bisher bis zum 1. April 2025 befristet.

Neue LNG-Terminals

Die Anstrengungen zum Erreichen der angedachten Füllstände der Gasspeicher und Sicherstellung der gesamten europäischen Erdgasversorgung werden enorm sein müssen. Schliesslich muss das russische Pipeline-Erdgas zu einem sehr grossen Teil ersetzt werden.

Eine wichtige Lösung soll LNG (Liquefied Natural Gas, Flüssiggas) darstellen. Laut Statistiken der EU-Kommission war die EU bereits im ersten Quartal 2022 mit rund 30 Milliarden Kubikmeter (m3) der weltweit grösste Einführer von LNG. Frankreich hat in der EU am meisten LNG eingeführt, gefolgt von Spanien und den Niederlanden. Gleichzeitig haben sich die USA zum grössten LNG-Lieferanten der EU entwickelt – sie waren für beinahe 50 Prozent der Gesamteinfuhren verantwortlich.

Die EU verfügte Anfang 2022 über Gesamteinfuhrkapazitäten für LNG (etwa 157 Milliarden m 3 in gasförmigen Zustand pro Jahr), mit denen ungefähr 40 Prozent der gesamten Gasnachfrage gedeckt werden können. Allerdings waren die LNG-Einfuhrkapazitäten sehr unterschiedlich verteilt. In Betrieb befindliche LNG-Terminals waren lediglich in Spanien, Frankreich, Italien, Portugal, Belgien, den Niederlanden, Kroatien, Polen, Griechenland und Litauen zu finden.

Dies ändert sich jedoch rasant. Als grösste Volkswirtschaft hatte Deutschland kein einziges Terminal zur Aufnahme von Flüssiggas. In nicht allzu ferner Zukunft sollen es an den Standorten Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Stade und Lubmin gleich vier sein. Auch in anderen Ländern des Kontinents werden zahlreiche neue Flüssiggasterminals gebaut oder geplant, was die Marktaussichten in diesem Bereich zuletzt sehr stark befeuert hatte.

Grosses Potenzial?

Bereits vor den Ereignissen in der Ukraine und dem europäischen «Run» auf LNG hatten Marktexperten Flüssiggas ein starkes Wachstum zugesprochen. Bei Morgan Stanley Research hatte man Ende 2021 geschätzt, dass die LNG-Nachfrage bis 2030 um 25 bis 50 Prozent zulegen sollte. Mit dem Nachfrageanstieg sollte auch eine deutliche Preissteigerung einhergehen. Der Analyse zufolge würden mindestens 73 Millionen Tonnen pro Jahr (mtpa) an neuen Projekten erforderlich sein, um die LNG-Nachfrage bis 2030 zu decken. Dies würde wiederum zusätzliche Investitionen in Höhe von 65 Mrd. US-Dollar in neue Projekte erfordern, zusätzlich zu den 200 Mrd. US-Dollar an damals bereits im Bau befindlichen Projekten, die seit 2019 genehmigt worden waren.

In der Zwischenzeit sucht insbesondere Europa noch dringender nach neuen LNG-Quellen. Beim American Petroleum Institute (API) schätzt man, dass die europäische LNG-Nachfrage bei einem Verzicht auf russisches Pipeline-Gas zwischen 2021 und 2040 um 150 Prozent ansteigen sollte. Bis 2030 soll LNG rund 50 Prozent der Erdgasversorgung in der EU decken und bis 2040 sogar einen Anteil von 75 Prozent erreichen. Dies ist ein Grund, warum man bei BloombergNEF (Bloomberg New Energy Finance) in den kommenden fünf Jahren von einem knappen LNG-Angebot ausgeht. Da Europa dieses besonders dringend benötigt, dürften asiatische Abnehmer überboten werden, was die Preise weiter in die Höhe treiben könnte.

Als wichtigster Lieferant werden dabei die USA angesehen. Zu diesem Zweck dürfte dort die Zahl neuer Projekte zunehmen. Diese sollten laut Analyse dafür sorgen, dass das weltweite Angebot voraussichtlich auf 460 Millionen Tonnen steigen wird, was einem Zuwachs von 19 Prozent gegenüber 2021 entsprechen würde. Der Anstieg der LNG-Nachfrage dürfte zwischen 2021 und 2026 durch das Angebot begrenzt werden, heisst es weiter. Es wird damit gerechnet, dass die höheren Preise zusätzliche Investitionen befördern sollten. Eine nennenswerte Angebotsausweitung wird jedoch nicht vor 2026 erwartet, da die entsprechenden Projekte mit sehr langen Vorlaufzeiten aufwarten würden.

Die Suche nach der richtigen Öl-Strategie

Neben dem Erdgas- und LNG-Markt bleiben auch die Entwicklungen im Bereich Rohöl interessant. Auch dort will sich die EU von russischen Lieferungen unabhängig machen. Dies sorgt für allerhand Marktverzerrungen. Nach einer überraschend starken Erholung der Konjunktur nach der Corona-bedingten Delle wird nun eine deutliche Abkühlung der Weltwirtschaft befürchtet. Dies sollte die Nachfrage nach Rohöl belasten. Schliesslich handelt es sich immer noch um den Schmierstoff der Weltwirtschaft.

Aus diesem Grund hat die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) im Oktober eine Förderkürzung beschlossen. Angesichts der undurchsichtigen Situation an den Rohstoffmärkten könnte ein Blick auf den Vontobel Oil-Strategy Index interessant sein. Dieser investiert je nach Marktlage stärker in Aktien von Öl- und Gasunternehmen oder in Energiepreis-Futures. Bei den in Frage kommenden Ölwerten handelt es sich um Ölriesen aus Kanada und den USA.

Fazit

In ganz Europa entstehen neue LNG-Terminals. Diese sollen die Erdgasversorgung Europas sicherstellen, während sie von grossen Tankern aus Ländern wie den USA, Katar oder Australien angelaufen werden sollen. Angesichts der erwarteten Nachfrage- und Preissteigerungen in diesem Bereich ergeben sich auch für Investoren interessante Möglichkeiten. Diejenigen Branchenvertreter, die in besonderer Weise von diesen Entwicklungen profitieren könnten, sind im Vontobel Liquefied Natural Gas Basket zu finden. Das entsprechende Tracker-Zertifikat macht diesen Basket investierbar. Mithilfe eines Tracker-Zertifikat Open End «Vontobel Oil-Strategy Index» lassen sich wiederum verschiedene Anlagestrategien im Bereich Öl umsetzen.

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