Zalando – wie steht es um den Online-Modehändler?
Während der Corona-Pandemie erlebte der Online-Handel einen starken Zustrom an Kunden. Dieser Effekt ebbte mit den Lockerungen der pandemie-bedingten Einschränkungen ab und wird momentan zusätzlich negativ vom ökonomischen Umfeld beeinflusst. Zuletzt konnte die unter Druck geratene Aktie des Unternehmens wieder etwas an Boden gut machen. Die Ergebnisse für das Gesamtjahr 2022 wird Zalando am 07. März 2023 veröffentlichen.
Der Modehändler Zalando gewann durch den Zustrom an Kunden während der Corona-Pandemie in kürzester Zeit derart viele Kunden, dass die internen Prozesse kaum im gleichen Tempo mitwachsen konnten. Die Kundenbindung hat auch aus diesem Grund wieder etwas abgenommen und die schlechte Konsumentenstimmung verlangsamte zuletzt auch das Wachstum von Zalando.
Insgesamt steht der Handel mit Fashion aktuell unter Druck. Zu sehr ist das momentane makroökonomische Umfeld geprägt von den Nachwehen der Pandemie sowie dem hohen Inflationsdruck sowie Rezessionsängsten. Entsprechend wirkt sich dies auch auf das Einkaufsverhalten von Konsumenten aus. Nicht unbedingt notwendige Anschaffungen werden erst einmal zurückgestellt. Auf der Unternehmensseite steigen die Kosten für Fracht, Energie, Rohstoffe und Arbeitsleistung und werden entsprechend in den Verbraucherpreisen berücksichtigt.
Zalando Aktie – «Schrei vor Glück»?
Vielen Kunden erinnern sich noch an die eingängige Werbung unter dem Slogan «Schrei vor Glück», die die Freude bei der Zustellung bzw. beim Erhalt eines Zalando-Pakets zum Ausdruck bringen sollte. Ob aber auch die Aktionäre «vor Glück schreien» sei mal dahingestellt. Im Moment handeln die Aktien der Zalando AG noch knapp 55 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Damit sind die Titel von Zalando der schlechteste Wert im DAX® nur knapp hinter Adidas und Puma. Die beiden Sportartikel-Konzerne haben aktuell ebenfalls mehr als 50% korrigiert.
Aktuelle Unternehmensinformationen
Zalando ist eine der führenden Online-Plattformen für Mode und Lifestyle. 2008 in Berlin gegründet, wuchs das Unternehmen in nur 4 Jahren vom Start-Up zum grössten Online-Fashion-Retailer Europas.
Wie das Unternehmen Anfang November 2022 berichtete, wuchs die Zahl der aktiven Kunden um 8% und liegt somit erstmals oberhalb von 50 Millionen. In dem herausfordernden Marktumfeld liegt der Fokus des Unternehmens aber auch weiterhin darauf, umsichtig zu handeln und die Massnahmen zur getroffenen Verbesserung der Profitabilität weiter voranzutreiben. Durch den neuen Mindestbestellwert haben Kunden das Bestellvolumen erhöht oder die Versandgebühr bezahlt. Bestellungen unterhalb des Mindestbestellwerts wurden hierdurch profitabel. Die Effizienz im Marketing wurde im dritten Quartal zudem weiter erhöht: Im laufenden Jahr wurden die Kosten um fast 100 Millionen Euro gesenkt. Das Unternehmen hat ausserdem die Effizienz seines europäischen Logistiknetzwerks verbessert und Lagerbestände reduziert.
Zalando hat zusätzlich die Prognose für das Geschäftsjahr 2022 bestätigt. Das Unternehmen erwartet ein Wachstum des Bruttowarenvolumens zwischen 3 % und 7 % auf 14.8 bis 15.3 Milliarden Euro, ein Umsatzwachstum zwischen 0 % und 3 % auf 10.4 bis 10.7 Milliarden Euro und ein bereinigtes operatives Ergebnis (bereinigtes EBIT) auf einem Niveau zwischen 180 – 260 Millionen Euro. Das Unternehmen erwartet zum jetzigen Zeitpunkt ein Ergebnis am unteren Ende der prognostizierten Spanne (Quelle: Zalando).
Ein Blick auf den europäischen Modemarkt
Der europäische Modemarkt ist ein grosser und attraktiver Markt. Der gesamte Online-B2C-Markt (Business to Consumer) in der EU belief sich 2021 auf 639 Milliarden Euro. Rund 18 Prozent davon entfallen auf das Mode-Segment. Somit betrug der gesamte Online-Umsatz mit Mode in der EU rund 119 Milliarden Euro was wiederum einem Marktanteil von 25% des gesamten Modemarktes entspricht.
Die Digitalisierung beeinflusst diesen Markt stark, indem Sie die Marktteilnehmer (wie Kunden, Händler, Marken, Hersteller, Stylisten, Content Creators, Logistikunternehmen und Dienstleister) enger zusammenbringt. Zalando setzt dabei auf das plattformbasierte Geschäftsmodell, um weiterhin Wachstum zu erzielen und zur weiteren Digitalisierung der Branche beizutragen. Aufgrund dieser Plattformstruktur können Markenpartner ihre Bestände direkt auf der Zalando-Plattform anbieten. Das erweiterte Sortiment und die bessere Verfügbarkeit vergrössert die Reichweite – dies wiederum zieht weitere potenzielle Marken an. Zalando bietet auch die Verbindung von online- und physischem Handel an. Über Connected-Retail-Programm bietet Zalando digitale und Infrastrukturleistungen (wie Analytik, Werbung und Logistik) an.
Fazit
Das Management fokussiert sich auf die Kernkompetenzen des Unternehmens und möchte die Profitabilität weiter steigern. Mit der Einführung eines Mindestbestellwertes oder mit der Übernahme von Versandkosten konnte Zalando dies auch bereits erfolgreich demonstrieren. In Anbetracht des soliden Marktanteils und der Bekanntheit im Online-Handel im Europäischen Modemarkt und der grossen zurückliegenden Korrektur der Aktie, könnte Experten zu Folge Wachstumspotenzial bestehen. Mit einer zunehmenden Verlangsamung der Inflationsraten könnte sich auch das Umfeld demnächst wieder aufbessern.