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Ein Schlankheitsmittel fällt ins Gewicht – Hoffnung auf neue Wirkstoffklasse

17. Mai 2022 | 3 Minuten

In Industrieländern lässt man es sich gerne gutgehen. Dies lässt sich auch anhand eines bestimmten Gesundheitszustandes ableiten. Übergewicht und Fettleibigkeit ist bei erwachsenen Personen häufig anzutreffen. Dies kann oftmals zu gesundheitlichen Problemen führen. Die Forschung nach einem wirksamen Schlankheitsmittel scheint nun langsam Früchte zu tragen.

Übergewicht und Fettleibigkeit sind ein ernstes Problem für die Gesellschaft. Diesem Thema hat sich ein neu veröffentlichter Bericht der Weltgesundheitsbehörde (WHO) gewidmet, der die Region Europa mit 53 Ländern umfasst. Demnach sind in Europa 59% der Erwachsenen und fast jedes dritte Kind von Übergewicht oder Fettleibigkeit betroffen. Einzig in den USA liegt dieser Wert höher und beträgt fast 74% (CDC, 2022). Weltweit sind gemäss WHO 1.9 Milliarden Menschen übergewichtig, wovon 650 Millionen von Fettleibigkeit betroffen sind. (WHO, 2021)

Um diesen Umstand zu messen, wird oftmals eine simple Kennzahl herbeigezogen. Der BMI (Body-Mass-Index) setzt das Körpergewicht mit der Körpergrösse ins Verhältnis. Dabei gilt ein Wert von 25 als übergewichtig und ein Wert von 30 als fettleibig.

Der Bericht liefert auch Zahlen, warum Übergewicht für die Gesundheit ein Risikofaktor ist. Es wird geschätzt, dass Übergewicht die Ursache von 13% aller Todesfälle der untersuchten Europa-Region sei. Ausserdem erhöht Übergewicht das Risiko von nicht übertragbaren Krankheiten. Dazu zählen beispielsweise Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und mentale Probleme.

In wohlhabenden Ländern in Europa, Nordamerika und Ozeanien liegt die Häufigkeit höher, von Übergewicht betroffen zu sein. Die WHO listet einige Vorschläge auf, um diesem Problem entgegenzuwirken. Um eine gesündere Ernährung zu unterstützen, ist die Besteuerung von Süssgetränken und Subvention von gesunder Nahrung eine Möglichkeit. Zudem soll der Zugang zu Diensten zur Behandlung von Übergewicht und Fettleibigkeit in der medizinischen Grundversorgung verbessert werden, sowie die Förderung von körperlichen Aktivitäten.

Neuer Wirkstoff verdrängt Appetit

Die Forschung ist schon langer Zeit auf der Suche nach einem Schlankheitsmittel. Bisher konnten keine zufriedenstellenden Wirkstoffe gefunden werden, entweder resultierten unerwünschte Nebenwirkungen oder es konnte keine Wirkung festgestellt werden.

Nun scheinen Forscher:innen auf eine neue Gruppe von Medikamenten gestossen zu sein. Konkret bauen diese Medikamente auf synthetischen Darmhormonen auf. Diese Hormone steuern sowohl den Zuckerhaushalt als auch die Nahrungsaufnahme. Aus diesem Zusammenhang ist auch ersichtlich, dass Übergewicht und Diabetes eng verbunden sind, wobei Übergewicht der wichtigste Treiber von Diabetes ist.

Das US-Pharmaunternehmen Eli Lilly hat das Konzept der synthetischen Darmhormone aufgegriffen und zu einem Wirkstoff mit dem Namen «Tirzepatide» weiterentwickelt. Um die Wirksamkeit des Wirkstoffes zu untersuchen, hat das Unternehmen mit den klinischen Studien begonnen. Ende April wurde die Phase 3 der klinischen Studien abgeschlossen, mit dem Ziel, die Wirksamkeit und Sicherheit von Tirzepatide zu messen. Die Phase 3 einer klinischen Studie ist für eine allfällige Zulassung entscheidend.

Wie Eli Lilly verkünden liess, folgte auf den Einsatz von Tirzepatide ein Gewichtsverlust von durchschnittlich 16% bis 22.5%, je nach Dosierung. Zusätzlich konnten zwischen 55% und 63% (je nach Dosierung) der mit dem Wirkstoff behandelte Personen einen Gewichtsverlust von mindestens 20% vorweisen, während dieser Wert für die Placebo Kontrollgruppe bei 1.3% lag. Die Ergebnisse der Studie werden gemäss dem Unternehmen weiter evaluiert, in Fachpublikationen publiziert sowie zusätzlich Studien durchgeführt.

Im Rennen um ein wirksames Medikament befindet sich Eli Lilly nicht allein. Das norwegische Unternehmen Novo Nordisk gehört zu den führenden Unternehmen im Bereich Diabetes und ist in der Behandlung von Übergewicht und Fettleibigkeit schon einen Schritt weiter. Novo Nordisk. Im vergangenen Jahr erhielt das Medikament zur Gewichtsregulierung, -abnahme und -erhaltung «Wegovy®» in den USA eine Zulassung. Es ist das erste von den US-Arzneimittelbehörde zugelassene Medikament zur Gewichtskontrolle seit 2014. In Europa erfolgte die Zulassung zu Beginn des Jahres.

Gemäss einer Medienmitteilung des Unternehmens kann die Nachfrage nach diesem Medikament im US-Markt in der ersten Jahreshälfte (2022) nicht gedeckt werden, da ein Zulieferer mit Lieferengpässen konfrontiert war. Das Unternehmen geht davon aus, die Nachfrage im US-Markt in der zweiten Jahreshälfte erfüllen zu können. Diese Neuigkeiten wurde am Kapitalmarkttag verkündet.

Blick auf die Unternehmen

Im vergangenen Jahr konnte Eli Lilly den Umsatz um 15% erhöhen, während sich das operative Ergebnis um 14.5% erhöhte. Über fünf Jahre lag das durchschnittliche Umsatzwachstum bei 6%, für das operative Ergebnis 14%. Im letzten Jahr konnte Novo Nordisk die Umsätze in Lokalwährung (Dänische Krone) um fast 11% und das operative Ergebnis um 8.5% steigern. Das durchschnittliche, fünfjährige Umsatzwachstum in Lokalwährung betrug 5% und für das operative Ergebnis 4%.

An der Börse konnten die Aktien der beiden Unternehmen über die letzten fünf Jahre folgende Kursentwicklung vorweisen: Eli Lilly +260% (USD) und Novo Nordisk +181% (DKK). Es ist an dieser Stelle jedoch anzumerken, dass die vergangenen Performancedaten keine Hinweise auf die zukünftige Performance liefern.

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