Merck & Co. sorgt für mächtig Stimmung an den Börsen
Das US-amerikanische Pharmaunternehmen erfreut die Anleger mit positiven Neuigkeiten rund um die Daten des potenziellen Corona-Medikament «Molnupiravir». Der zusammen mit Ridgeback Biotherapeutics entwickelte antivirale Wirkstoff zeigte nach Abschluss einer Phase-III-Studie ein um 50% geringeres Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines Todesfalls aufgrund von Covid-19. Das weckt Hoffnungen, die Krankheitsverläufe einer Corona-Infektion behandeln zu können. Die Zulassung wäre ein grosser Erfolg im Kampf gegen die Pandemie.
Merck & Co. trägt aus rechtlichen Gründen nur in den USA und Kanada diesen Namen, während es sonst überall in der restlichen Welt als MSD (Merck Sharp & Dohme ) bekannt ist. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in der kleinen Stadt Kenilworth im US-Bundesstaat New Jersey. Gemessen am Umsatz gehört es zu den fünf grössten Gesundheitsunternehmen der Welt (neben Novartis, Roche, Pfizer und Johnson & Johnson). Das Unternehmen beschäftigt rund 74'000 Mitarbeitende und erwartet für das Gesamtjahr 2021 einen Umsatz zwischen 46.4 und 47.4 Mrd. US-Dollar (Quelle: Halbjahresbericht 2021). In der Schweiz hat das Unternehmen knapp 1’000 Mitarbeitende (Quelle: MSD, Stand 2020) verteilt auf 5 Standorte (4 im Kanton Luzern und 1 im Kanton Zürich).
Ausgewählte Meilensteine in der langen Firmengeschichte
Während des 1. Weltkriegs 1917 beschlagnahmte die US-Regierung Firmen mit deutschen Wurzeln (so unter anderem auch die Merck & Co.). Dies ist auch der Grund warum zwei unterschiedliche Firmenbezeichnungen innerhalb und ausserhalb der USA existieren. Nach dem Ende des Krieges kaufte George Merck die Aktien des Unternehmens mit Hilfe von Investoren zurück. Seitdem ist Merck & Co. ein in den USA eigenständiges Unternehmen. In seiner mittlerweile mehr als 125 Jahre alten Firmengeschichte war Merck & Co. an einigen der wichtigsten medizinischen Innovationen und Entwicklungen des vergangenen Jahrhunderts beteiligt.
Der lange, steinige Weg bis zum fertigen Medikament
Von der Entdeckung einer Krankheit oder eines Krankheitserregers bis hin zu einem wirksamen und marktfähigen Medikament ist es ein langer und beschwerlicher Weg. Die Forschungsfortschritte sind meist inkrementell und grosse Durchbrüche die Seltenheit. So dauert es nicht selten durchschnittlich bis zu 12 Jahre von der Idee bis hin zum zugelassenen Medikament. Im Rahmen der Forschung und Entwicklung schaffen es häufig von bis zu 10’000 analysierten Substanzen nur gerade einmal zehn in die klinischen Studien, von denen letzten Endes häufig nur eine Substanz alle Tests besteht und zu einem Medikament weiterentwickelt wird. Auch die notwendigen Investitionen in Forschung und Entwicklung sind nicht zu unterschätzen – so müssen Pharmaunternehmen bis zu 2 Mrd. US-Dollar Budget für ein neues Medikament einplanen. Rund zwei Drittel dieser Kosten fallen bereits vor den klinischen Studien an. Bei weitverbreiteten Krankheiten liefern sich Pharmaunternehmen einen globalen und harten Wettbewerb um die Forschungserfolge. Entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung sind eine Vielfalt von Faktoren: die Wirksamkeit, Wirkungsdauer, Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, allfällige Nebenwirkungen, optimale Verfügbarkeit sowie die optimale Darreichungsform.
Allein in den vergangenen 50 Jahren konnte MSD mehr als 40 Medikamente zulassen. Davon haben viele als erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse („first in class“) die Behandlung von Krankheiten wesentlich verbessert oder erst möglich gemacht (Quelle: MSD). Das zusammen entwickelte Corona-Medikament wird als Kapsel fünf Tage lang zweimal täglich geschluckt und soll die Vermehrung des Corona-Virus verhindern. Bei einer baldigen Zulassung wäre es damit das erste oral verabreichte Medikament gegen Covid-19.
Ausblick
Für forschende Pharmaunternehmen ist die Produktpipeline ein entscheidendes Erfolgs-kriterium. Da in die Forschung und Entwicklung viel Kapital investiert wird, ist es umso wichtiger, dass das Unternehmen über eine patengeschützte Pipeline verfügt, die über die Dauer des erteilten Patents stabile und hohe Umsätze generiert. Durch die teilweise langen Entwicklungszeiten wird die nutzbare Zeit für die Pharmafirmen immer kürzer, um ihre hohen Entwicklungskosten unter Patentschutz refinanzieren zu können. 2028 verliert MSD den Patentschutz für das für die Firma wichtige Medikament in der Krebs-Immuntherapie «Keytruda». Etwas unter einem Drittel der Umsätze stammen von diesem Medikament. Der kürzlich neu ernannte CEO Rob Davis muss nun Wege finden, um den bevorstehenden Umsatzeinbruch aufzufangen. Als Teil dieser Strategie kaufte MSD kürzlich für 11.5 Mrd. US-Dollar das Biotech-Unternehmen Acceleron Pharma. Acceleron Pharma ist spezialisiert auf die Behandlung von Atemwegs- und Blutkrankheiten. Gemäss Davis hilft diese Übernahme das strategische Portfolio weiter zu diversifizieren. Des Weiteren hat MSD knapp 129 Patente angemeldet für eine Kombinationstherapie von Ihrem Blockbuster-Medikament «Keytruda» und weiteren Wirkstoffen für eine noch breitere und effektivere Krebstherapie. Auf diesem Weg könnte die Exklusivität des Medikaments in der Wirkstoffkombination bis 2036 ausgedehnt werden. Daher wird davon ausgegangen, dass die Umsätze von «Keytruda» nach 2028 nicht gänzlich wegfallen, sondern eher kontinuierlich abnehmen werden. Auch der zuletzt von MSD entwickelte antivirale Wirkstoff gegen das Coronavirus könnte zu einer weiteren Diversifizierung und Festigung der Umsätze beitragen. Analysten zur Folge könnte die «Corona-Pille» bis Ende 2025 ein kumuliertes Marktpotenzial von 12 Mrd. US-Dollar besitzen (Quelle: Financial Times). Bis Ende 2021 können gemäss MSD zehn Millionen Dosen produziert werden. Die US-Regierung wird pro Behandlung 700 US-Dollar bezahlen und hat bereits angekündigt 1.7 Millionen Dosen zu kaufen, falls das Medikament zuglassen werde. Weitere 300’000 Dosen sind bereits für Australien vorreserviert. Auch andere Staaten haben bereits Vorbestellungen getätigt oder sind in der Verhandlung.
Interessante Anlagemöglichkeit: Merck & Co. als erster Anbieter eines antiviralen Corona-Medikaments.