Im Zuge der Nachhaltigkeit
Der Klimaschutzplan der EU umfasst 5 Handlungsfelder und greift auch den Transportbereich auf. In dem Zusammenhang wird besonders die Elektromobilität thematisiert. Doch auch der Personennahverkehr ist Teil des Planes, die zukünftigen Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Der Schienenverkehr soll als Alternative zum Strassenverkehr gefördert werden. Daher könnte sich der Blick auf die entsprechenden Unternehmen lohnen.
Die EU hat das Jahr 2021 zum «europäischen Jahr der Schiene» erklärt. Der Bahnverkehr soll als sicheres und nachhaltiges Verkehrsmittel gefördert werden. 25% der Treibhausgasemissionen der EU sollen auf den Verkehr entfallen. Hingegen verursacht der Schienenverkehr nur 0.4% der Emissionen (EU Parlament, 2021). Während die Automobilindustrie momentan den Wandel zur Elektromobilität vorsieht, ist der Schienenverkehr schon deutlich weiter fortgeschritten. Denn dieser wird weitgehend elektrisch betrieben.
Obwohl der Schienenverkehr in der EU eine gute Voraussetzung als nachhaltiges Transportmedium bietet, macht der Verkehr über dieses Transportmittel dennoch einen kleinen Anteil aus. Das europäische Parlament (2021) führt als Gründe eine veraltete Infrastruktur und hohe Betriebskosten vor. Nur 7% des Personen- und 11 Prozent des Güterverkehrs wird über den Schienenverkehr abgewickelt. Der Grossteil des Güter- und Personenverkehrs wird auf der Strasse transportiert.
Der Flugverkehr wird oftmals mit dem Klimaschutz in Verbindung gebracht. Während die Flugzeuge selbst weniger CO2 ausstossen als in der Vergangenheit, nimmt die Anzahl zurückgelegter Kilometer weiter zu und somit auch der absolute CO2 Ausstoss. Um dem entgegenzuwirken führen verschiedene Länder eine Luftverkehrsabgabe ein, die schrittweise erhöht werden soll. Vor allem für grenzüberschreitende Reisen innerhalb Europas möchte man den Schienenverkehr als sichere und praktische Alternative etablieren.
Im Schienenverkehr hat besonders die Covid-19 Pandemie den Personentransport belastet. Aufgrund der Reisebeschränkungen und Home Office Regelungen, sanken die Fahrgastzahlen. Nichtdestotrotz kann der Schienenverkehr die bestehenden Transportwege ergänzen und sogar ersetzen und somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Europäische Unternehmen mit dabei
Auf internationaler Ebene gibt es eine breite Auswahl an Schienenfahrzeugherstellern. Mit 18.9 Milliarden Euro erzielt das chinesische Unternehmen CRRC am meisten Umsatz in diesem Bereich. Danach folgt der französische Konzern Alstom mit 14 Milliarden Euro Umsatz. Als weiterer europäischer Mitstreiter kann Siemens Mobility aufgeführt werden, jedoch gliedert es sich am Mischkonzern Siemens an und ist somit kein reiner Schienenfahrzeughersteller. Auch die Schweiz ist mit Stadler Rail in diesem Sektor vertreten, welches rund 2.9 Milliarden Euro im letzten Jahr umgesetzt hat.
Der Börsenneuling Stadler Rail
Das Unternehmen Stadler Rail ist ein weltweit agierender Schienenfahrzeughersteller mit Sitz in der Schweiz. Die Geschichte des Unternehmens ist erwähnenswert, da in den letzten 30 Jahren ein bedeutender Wandel vollzogen wurde. Ursprünglich 1942 als Ingenieurbüro gegründet, rüstete es Fahrzeuge auf Akku-Betrieb um und entwickelte später erste Personenfahrzeuge. 1989 kaufte Peter Spuhler das Unternehmen, das bis dahin 18 Mitarbeitende beschäftigte. Es folgten mehrere Übernahmen, Ausweitungen der Geschäftsparten sowie die Expansion ins Ausland. Stand 2020 beschäftigte Stadler Rail über 12'000 Mitarbeitende (Geschäftsbericht, 2020).
Das Unternehmen gliedert seine Aktivitäten in 3 Geschäftsbereiche: Rollmaterial, Service & Components und Signaltechnik. Die Division Rollmaterial beschäftigt sich mit der Produktion von Schienenfahrzeugen und beinhaltet Züge, Lokomotiven, Metrobahnen und Leichtbahnen (Tram). Der Bereich Service & Components widmet sich der Instandhaltung der Fahrzeuge sowie der Produktion von Ersatzteilen. Der Bereich Signaltechnik bietet sowohl Hard- und Software für die Steuerung des Zugverkehrs an. Stadler Rail ist 2016 in das Signaltechnik-Geschäft eingestiegen, um weniger von direkten Mitbewerbern abhängig zu sein.
Der Grossteil des Umsatzes generiert Stadler Rail in Europa. Der Bärenanteil entfällt dabei auf die DACH Region, gefolgt von Westeuropa und Osteuropa. Weltweit ist Stadler Rail in 22 Ländern vertreten und erbringt Tätigkeiten in der Produktion, Komponentenherstellung oder für Serviceleistungen.
An der Börse ist Stadler Rail ein Neuling. Im April 2019 führte das Unternehmen den Börsengang an der Schweizer Börse SIX® durch. Mit einer Marktkapitalisierung von 4.2 Milliarden Schweizer Franken startete das Unternehmen in den ersten Handelstag. Peter Spuhler, damaliger Verwaltungspräsident, begründete den Börsengang mit der Stärkung der langfristigen Wettbewerbsposition von Stadler Rail durch innovative Produkte und Technologien. Ausserdem bedeute eine Börsennotierung ein starkes Reputations- und Qualitätsmerkmal, zwei Attribute, die feste Bestandteile der Firmenkultur sind.
Europäische Grösse im Schienenfahrzeugbau
Alstom ist ein französischer Konzern, der überwiegend im Bereich der Schienenfahrzeuge tätig ist. 1928 gegründet, beschäftigte sich das Unternehmen mit der Herstellung von Kraftwerken. Fortan war das Unternehmen im Energiegeschäft tätig und leitete später den Einstieg ins Transportgeschäft ein. 2014 wurde das Energiegeschäft schliesslich an General Electric verkauft, um sich auf den Transportbereich zu konzentrieren. Im Februar 2020 hat Alstom angekündigt, die Zugsparte von Bombardier zu übernehmen. Die Transaktion wurde im Januar 2021 vollzogen. Das hat zur Folge, dass Alstom die Position als zweitgrösstes Unternehmen im Bereich der Schienenfahrzeuge belegt. Heute ist das Unternehmen in mehr als 70 Ländern aktiv und beschäftigt mehr als 70'000 Mitarbeitende.
Geografisch gesehen wird ein Grossteil (61%) des Umsatzes in Europa erwirtschaftet, gefolgt von Amerika (15%). Der Konzern gliedert sich in 4 Geschäftssparten auf: Rollmaterial, Signaltechnik, Services und Systems. Dabei steuert der Bereich Rollmaterial 51% des Gesamtumsatzes bei. Die Einheit Systems kombiniert die bestehenden Kompetenzen und entwickelt integrierte Transportsysteme. Dabei werden die Bedürfnisse des Kunden analysiert und ein Transportkonzept entwickelt, das anschliessend von Alstom begleitet wird. Durch die vertikale Integration der verschiedenen Geschäftsbereiche bietet Alstom so ein umfassendes Angebot im Bereich des Schienentransports an.
Im Bereich Schienenfahrzeuge sind Alstom und Stadler Rail ähnlich aufgestellt. Beide Unternehmen stellen Fahrzeuge her, bieten Servicedienstleistungen an und entwickeln Lösungen im Bereich der Signaltechnik.
Mit Blick auf die Zukunft können Schienenfahrzeuge möglicherweise mehrere Themen aufgreifen. Die zunehmende Urbanisierung verlangt einen effizienten und sicheren öffentlichen Verkehr. Ausserdem können Schienenfahrzeuge einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Auch die Digitalisierung hält Einzug, indem neue Technologien eingesetzt zu werden, um beispielsweise die Instandhaltung zu vereinfachen und Ausfälle zu minimieren.