Es ist nicht alles Gold, was glänzt – manchmal auch Silber
Seit Beginn der Corona-Krise hat sich nicht nur der Alltag für die meisten Menschen verändert, auch die Finanzmärkte erleben turbulente Zeiten. Durch die gestiegene Unsicherheit in Bezug auf die weiteren Entwicklungen während der Pandemie könnten inflationsgeschützte Anlagen mehr in den Fokus vieler Anleger rücken.
Silber und Gold sind antizyklische Rohstoffe
Befinden sich Märkte in einer volatilen Phase, so kann das von Vorteil für Rohstoffe wie Gold oder Silber sein. Diese entwickeln sich im Vergleich zu den Aktienmärkten eher antizyklisch. Für Investoren könnten sie somit eine Möglichkeit zur Diversifikation und Risikoabsicherung ihres Portfolios sein. Nachdem der Goldpreis im Jahr 2020 mit USD 2`063.68 je Feinunze bereits ein Allzeithoch erreichen konnte, könnte das gelbe Edelmetall auch dieses Jahr von verschiedenen Unsicherheitsfaktoren profitieren.
Gold reif für neue Rallye
Im Jahr 2021 kam es bisher zu einem Rückgang des Goldpreises, aktuell liegt dieser bei USD 1`807.24 (13.07.2021). Mike McGlone, Senior-Rohstoffstratege bei Bloomberg Commodities, hält eine erneute Annäherung an die 2`000 Dollar-Marke für wahrscheinlicher als einen Ausbruch nach unten. „Ein möglicher Katalysator dafür, dass Gold den Widerstand bei USD 2`000 durchbricht, ist eine Umkehr am Aktienmarkt und eine Fortsetzung des Rückgangs der Renditen von US-Staatsanleihen seit dem Höchststand im März“, so McGlone. Er verweist auch auf die Absicherungseigenschaft von Gold, welche bei volatilen Aktienmärkten von Vorteil sein kann.
Strafzinsen unterstützen Einstieg in Gold
Ende Juni erreichte Xetra-Gold, das führende physisch hinterlegte Gold-Wertpapier in Europa, einen neuen Höchststand. Die börsengehandelte Inhaberschuldverschreibung erreichte ein hinterlegtes Rekordvolumen von 233 Tonnen. Auch das verwaltete Vermögen hierin stieg auf EUR 11.2 Mrd. Euro und ist damit so hoch wie noch nie. Carsten Fritsch, Rohstoffexperte der Commerzbank, erklärt im Handelsblatt, er sehe hierin einen Zusammenhang mit den weiter steigenden Strafzinsen auf Spareinlagen. Laut Fritsch gibt es bei immer mehr Banken in Deutschland Negativzinsen auf Spareinlagen ab 50`000 Euro. Um sich weiterhin gegen Inflation abzusichern, dürfte Gold somit eine interessante Alternative für Anleger bleiben, so der Experte. „Eine gestiegene Nachfrage sehen wir gleichermassen bei institutionellen als auch privaten Investoren“, so Michael König, Geschäftsführer der Deutschen Börse Commodities GmbH, im Halbjahresbericht 2021 der Deutschen Börse Group.
Gold-Silber-Korrelation
Das „Gold-Silber-Verhältnis“ beschreibt die Differenz zwischen dem Gold- und Silberpreis gegenüber dem historischen Durchschnitt. In einer aktuellen Untersuchung zum Handel mit Rohstoffen beschreibt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets, es gebe üblicherweise eine enge Korrelation zwischen Gold- und Silberpreis, weshalb das Gold-Silber-Verhältnis von vielen Rohstoffinvestoren verfolgt werde. Somit könnte Silber von einem potentiell wachsenden Interesse an Gold ebenfalls profitieren. In einem Bericht der Bank of America geben die Analysten bei Silber sogar eine bessere Prognose für die Zukunft als für Gold. Sie begründen diese Prognose damit, dass das Interesse an Gold überwiegend von Motiven wie Zinsen und Inflation angetrieben werde. Silber hingegen habe eine natürlich steigende Nachfrage zur Produktion von Solarpanels oder für die schnell wachsenden elektrischen Anwendungen.
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Silber gefragt in der Produktion von Zukunftstechnologien
Neben den Auswirkungen einer möglichen Gold-Silber-Korrelation könnte der Silberpreis vor allem von der wachsenden industriellen Verwendung des Metalls profitieren. Silber kommt in der Produktion von wichtigen Zukunftstechnologien wie Elektrofahrzeugen oder im Ausbau des 5G-Netzes zum Einsatz. Wachsendes Umweltbewusstsein und die fortschreitende Digitalisierung könnten somit den Preis des Metalls stärken. Nach Angaben des Silver Institutes im Market Trend Report 2020, betrug die Silbernachfrage bereits im vergangenen Jahr rund 230 Tonnen in dem Bereich der 5G-Technik. Bei weiterer Verbreitung des aktuellsten Mobilfunkstandards könne sich die Nachfrage nach 5G bis 2030 sogar mehr als verdreifachen. Zusätzlich wird Silber auch in der Solarbranche zur Herstellung von Solarpanels verwendet. Das Institut berichtet, dass sich die Bestellungen aus diesem Sektor in Zukunft noch erhöhen dürften. Somit könnte der Anteil der industriellen Silbernachfrage von gut 50 Prozent, auf mittelfristig 60 Prozent oder mehr steigen.
Kurzfristige Prognose ebenfalls optimistisch
Alexander Zumpfe, Händler beim Edelmetallhaus Heraeus, berichtet auch von kurzfristigen Auswirkungen im Rahmen der Konjunkturprogramme in den Vereinigten Staaten durch die Biden-Regierung. Die hierin geplante Förderung von Umwelttechnologien in den USA und der erhoffte Wirtschaftsaufschwung könnten sich positiv auf den Rohstoff auswirken. Auch an der wichtigsten Edelmetallbörse in London stiegen die Zuflüsse von Silber in ETFs erst kürzlich auf 38,8 Tonnen an physischem Silber an. Somit wären nicht nur die mittel- bis langfristigen Aussichten für das Metall potenziell optimistisch, auch die kurzfristigen Aussichten könnten das Interesse einiger Investoren wecken.
Sowohl Gold als auch das „Gold des kleinen Mannes“ könnten in Zukunft weiterhin verstärkt gefragt sein. Anhaltende globale Verunsicherung durch die Corona-Pandemie, Negativzinsen durch Kreditinstitute, Verwendungsmöglichkeiten in der Produktion von Zukunftstechnologien, sowie externe Zusatzeffekte durch eine Korrelation untereinander, könnten Gold und Silber als inflationsgeschützte Anlagen mehr in den Fokus vieler Anleger rücken lassen.