Aufsteiger in den beliebten Indizes
Nach den Turbulenzen im Aktienmarkt der vergangenen Monate kommt es in den Leitindizes im September zu Veränderungen. Ein Blick auf die Indexanpassungen könnte sich für Investoren lohnen, denn viele passive Anlagevehikel, wie ETFs, bilden die Indizes ab und müssen deshalb ihre Investitionen umschichten.
SMI® der Schweizer Blue-Chips Index
Einer der Indizes, der noch im September eine Anpassung erleben wird, ist der SMI®. So wird der Personaldienstleister Adecco ab Mitte September nicht mehr im Index der Schweizer Blue Chips vertreten sein. An seine Stelle tritt das Zuger Private-Equity Unternehmen Partners Group.
Der Grund für den Abstieg Adeccos dürfte, wie bei so vielen in diesem Jahr, an der Corona-Pandemie liegen. Die Aktien des Personalvermittlers sind massiv eingebrochen und konnten sich kaum mehr erholen. So liegt der Kurs von Adecco noch weit unterhalb seines Wertes Anfang Jahr. Anders sieht es bei Partners-Group aus, deren Aktienkurs sich weitestgehend erholen konnte. Obwohl die Pandemie auch an Partners Group nicht schadlos vorbeigezogen ist, konnte sich das Unternehmen relativ gut halten. Vontobel Experten gehen nach wie vor davon aus, dass Partners Group ein gutes Wachstumspotenzial ausweist und hält am «Buy»-Rating des Titels fest.
Die Anpassung des SMI® erfolgt am 18. September 2020 nach Handelsschluss und wird ab dem 21. September in der neuen Konstellation gehandelt.
Barrier Reverse Convertible
Dow Jones: Anpassung an die amerikanische Wirtschaft
Auch der Dow Jones, der die grössten 30 US-Titel umfasst, erfährt bei der regelbasierten Indexanpassung einige Änderungen. Gleich drei der 30 Unternehmen müssen aus dem Index weichen. Und nicht nur irgendwelche Unternehmen, sondern Urgesteine Exxon und Pfizer werden nebst Raytheon aus dem Dow Jones Industrial Index geworfen. Die Änderungen sollen helfen, den Index zu diversifizieren. Unternehmen aus ähnlichen Geschäftsfeldern werden mit Firmen aus anderen Branchen ausgetauscht. So soll gemäss dem Indexkomitee, das über die Zusammensetzung entscheidet, die amerikanische Wirtschaft besser widerspiegelt werden.
Da es sich beim Dow Jones Industrial Average um einen Preisindex handelt, wurden die jüngsten Anpassungen durch den Aktiensplit von Apple ausgelöst. Bis anhin war Apple die am stärksten gewichtete Aktie im US-Index. Durch den Split – bei welchem die Aktie von rund 500 US-Dollar auf 125 US-Dollar runtergesetzt wurde – landet Apple nur noch auf Rang 18 und anstatt der aktuellen Gewichtung von rund 10% macht der Titel nur noch ca. 2.7% des Index aus. Der Anteil an Technologie-Unternehmen, aus denen ein immer grösserer Teil der US-Wirtschaft besteht, ist somit erheblich geschrumpft. Dies soll durch die Aufnahme von Salesforce, einem Spezialisten für Firmensoftware in der Cloud, kompensiert werden.
Das Unternehmen ist ein wahrer Cloud-Pionier und eines der ersten Unternehmen überhaupt, das auf die Cloud setzte. Besonderer Fokus legt Salesforce auf Dienstleistungsprogramme und Relationship-Management-Software. Das sind sehr stark wachsende Märkte – und das auch schon vor Corona – und dürfte auch in Zukunft zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Amgen wird an Stelle von Pfizer im Dow Jones aufgenommen. Der Biotech-Riese ist durch Kooperationsvereinbarungen für Produktentwicklungen mit Unternehmen wie Novartis, AstraZeneca oder Merck sowie durch gezielte Übernahmen sehr stark gewachsen und kann nach wie vor mit neuen Präparaten punkten. Nicht zuletzt ging Amgen eine Kooperation mit Adaptive Biotechnologies ein, um gemeinsam eine Therapie gegen das neue Coronavirus zu entwickeln.
Barrier Reverse Convertible
Euro Stoxx 50 – Vormarsch der Technologie-Aktien
Auch der Euro Stoxx 50 tut sich bei der Indexanpassung einiges. Mit BBVA und Société Générale sowie Orange und Telefonica müssen sich gleich zwei Banken respektive Telefongesellschaften aus dem Index verabschieden. Zwei Branchen, die in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung verloren haben. Aufstrebend sind, wie auch in den USA, Technologie-Aktien.
Mit Adyen und Prosus steigen zwei Niederländische Tech-Aktien in den beliebten Index auf. Adyen ist auf Zahlungsverkehr spezialisiert und hat während der Corona-Krise eine ansehnliche Entwicklung gezeigt. Das Unternehmen – und auch der Aktienkurs – haben davon profitiert, dass digitale Zahlungen während der Krise erheblich angestiegen sind.
Ein weiterer Aufsteiger in den Euro Stoxx ist Vonovia. Das Geschäftsmodell des Bochumer Unternehmens war von den Auswirkungen der Corona-Pandemie kaum betroffen. Ausserdem profitiert der Konzern wie so viele Unternehmen aus der Immobilienbranche von den nach wie vor niedrigen Zinsen bei Finanzierungen.
Auch Spirituosenhersteller Pernod Ricard steigt in den europäischen Index auf. Gleichwohl die Corona-Pandemie für einen erheblichen Umsatzeinbruch gesorgt hat, sind die Auswirkungen weniger schlimm, als vom Management befürchtet. Die Belastungen konnten durch ergriffene Sparmassnahmen abgefedert werden und die Absätze des Getränkeherstellers, der Marken wie Havana Club und Absolut Vodka führt, hat in den letzten Wochen wieder angezogen.
Barrier Reverse Convertible
DAX®: Wirecard raus, Delivery Hero rein
In nun wenigen Jahren ist Delivery Hero, ein deutscher Lieferdienst für Nahrungsmittel, zu einem globalen Unternehmen avanciert. Das Berliner Unternehmen liefert Speisen und Getränke von Restaurants zu Kunden nach Hause oder ins Büro. Eine schöne Erfolgsgeschichte, denn das Unternehmen ist mit inzwischen 25'000 Mitarbeitenden zu einem globalen Unternehmen geworden, das in mehr als 40 Märkten aktiv ist und täglich rund 4 Mio. Bestellungen in über 600 Städten weltweit ausliefert. Der Wert des Unternehmens hat sich seit seinem Börsengang im Sommer vor drei Jahren vervierfacht. Der Wachstumsgeschichte folgt nun die Krönung: denn Delivery Hero ersetzt ab September das Skandalunternehmen Wirecard im deutschen Leitindex.
Wackelkandidat Covestro konnte seinen Platz in der obersten Börsenliga Deutschlands also verteidigen und bleibt – zumindest vorerst – im Index enthalten.
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MDAX® – ein alter Bekannter kehrt zurück
Nachdem Wacker Chemie im letzten Jahr seinen Platz im MDAX® nicht verteidigen konnte, schafft das Unternehmen in diesem Jahr das Comeback. Das Unternehmen wurde von der Corona-Pandemie zwar relativ hart getroffen, doch konnte sich der Aktienkurs seit seinem Tiefstand im März deutlich erholen und die Marktkapitalisierung, welche für die Aufnahme in den MDAX® erforderlich ist, konnte somit erreicht werden.
Neben Wacker Chemie hat die Schop Apotheke den Aufstieg in den Index für mittelgrosse Unternehmen geschafft. Für die beiden Unternehmen müssen dafür das Medienunternehmen RTL Group sowie die Aareal Bank im MDAX® weichen.
S&P 500 – Tesla schafft den Sprung nicht in den begehrten Index
Der Elektroautohersteller Tesla hatte die Voraussetzungen in den S&P 500 aufgenommen zu werden eigentlich erfüllt. Hingegen der Markterwartungen hat sich das Entscheidungskomitee aber für einen anderen Kandidaten festgelegt. Das Resultat war ein fataler Kurssturz der Tesla Aktien – über 20% im Minus nach dem langen Wochenende. Den Sprung in den begehrten Index schaffen nun andere Titel, wie S&P Dow Jones Indices mitteilt: Etsy, Catalent und Teradyne.