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Wearables: smarte Ratgeber hautnah

5. Apr. 2015 | 5 Minuten
Smartwatch

Die elektronischen Minibegleiter werden unser Leben verändern, wie es einst das Smartphone tat. Ihre stärkste Dynamik entfalten sie zurzeit in der Fitness- und Gesundheitsindustrie.

Das englische Wort «wearable» bedeutet «tragbar» und so könnte man zunächst denken, bei «Wearable»-Computern handle es sich um leichte, praktische Tablets oder Smartphones. Gemeint ist aber ein ganz neuer Technologietrend, der rasanten Einzug in unser Leben hält. Winzige Computer werden als «smarte» Kleidungsstücke, Pflaster oder intelligente Accessoires – in Form von Armbändern oder Broschen – direkt am Körper getragen. So kann der Kleinstrechner zum Beispiel die Aktivität und das Wohlbefinden seines Nutzers messen und protokollieren oder seinem Träger ausrichten, wie ruhig oder unruhig er geschlafen hat. Das intelligente Gadget kann zudem an das tägliche Bewegungsziel erinnern und Empfehlungen aussprechen. Die übliche Joggingrunde in der Mittagspause? Die neue Bestzeit wird automatisch festgehalten und – falls gewünscht – den Kollegen direkt über Social Media mitgeteilt. Die zunächst rein funktionalen Geräte sind mittlerweile sogar modisch. Intelligente Armreife bestehen nicht mehr nur aus Plastik, sondern auch aus wertvolleren Materialen bis hin zu Gold. Wearables revolutionieren aber nicht nur den Sportbereich, sondern auch den Medizin-Sektor. Wegen ihrer technologischen Eigenheiten schaffen sie dort zum Beispiel völlig neue Lösungen in Bezug auf die Gesundheitsüberwachung sowie Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten.

Preis und Funktionalität am wichtigsten

Smartwatches, die derzeit wachsende Aufmerksamkeit geniessen, fallen unter die Rubrik «Wearables». Zu den von der deutschen Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im August 2014 erfragten Kaufkriterien bei Smartphone-Besitzern in fünf Ländern gehören die Erfassung von Sport-, Gesundheits- und Fitnesswerten sowie die Verwendung als klassische Uhr und die Möglichkeit zu telefonieren. Preis und Funktionalität werden als wichtig erachtet. Mit einem weltweiten Absatz von 1’200’000 Geräten (August 2014) ist Samsung der Marktführer des Segmentes (Smartwatch Group). Der Elektronik-Gigant sollte sich jedoch vorsehen, denn die Konkurrenz – sei sie noch so klein – ist nicht weit. Garmin zum Beispiel – einer der führenden Hersteller von Navigationsprodukten – hatte im gleichen Zeitraum schon 400’000 Smartwatches verkauft, dies entspricht einem Drittel des Samsung- Absatzes und 7 % Marktanteil. Tatsächlich ist der Outdoor-/Fitnessbereich zum Hauptwachstumstreiber des eigentlichen GPS Produkteherstellers geworden. Die angebotenen Ausführungen hat Garmin an die Outdoor-Aktivitäten «Joggen», «Wandern», «Radfahren», «Schwimmen» und «Golfen» angepasst und entsprechend der Kundenbedürfnisse klar voneinander getrennt. Garmins Geschäftsstrategie funktioniert: Das Unternehmen bedient zwar Nischenmärkte, jedoch sind die Produkte so positioniert, dass sie der Zielkundschaft einen hohen Mehrwert bieten (Smartwatch Group; März 2015).

Trendumkehr: zurück in die reale Welt

Wie schnell kleinere Tech-Unternehmen – oft sind es lukrative Start-Ups – dank neuer Geschäftsmodelle in die Liga der Grossen aufsteigen, veranschaulicht «The Wall Street Journal» in seinem jährlich publizierten «Eine-Milliarde-Dollar-Startup-Club». 48 Neuankömmlinge gab es letztes Jahr und 16 Mitglieder verliessen den elitären Kreis – entweder weil sie gekauft wurden oder an die Börse gingen. Bei GoPro – einem innovativen Hersteller für tragbare, montierbare «Action Sports»-Kameras (das sind Wearables) – war Letzteres der Fall (Dow Jones Venture Source, 2015).

Viele der potenziell infrage kommenden Käufer sind sich der Existenz von Wearables noch gar nicht bewusst. Dennoch: Die winzigen Wundergadgets haben bereits in ihrem frühen Marktstadium bewiesen, dass sie nicht nur technische Spielereien einer vorübergehenden Modeerscheinung sind. Das von Forschern sehr ernstgenommene Gebiet «Wearable Computing» scheint einen stabil geglaubten Trend gar umzukehren: Bislang richteten wir uns nach der virtuellen Welt und bewegten uns in ihr. Nun hat die Technologie zu uns gefunden und wendet sich unserem realen Leben zu.

Sensoren: die digitalen Sinne

Möglich machen es Sensoren, die «digitalen Sinne» eines Wearable. Online protokollieren sie Bewegungen und kombinieren oder senden zusätzliche Daten, die von uns ausgehen und/oder auf uns einwirken. Bei den Parametern kann es sich um den Puls, die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit oder die UV-Belastung handeln. In Echtzeit werden die Daten drahtlos auf ein Smartphone übertragen und visualisiert. «Wearable Technology» ist ein Bestandteil des «Internets der Dinge», einer aktuell stark boomenden Industrie, deren Konzept darauf basiert, dass Maschinen ohne unmittelbaren menschlichen Befehl miteinander kommunizieren. Konnektivität ist die Voraussetzung dafür und so dürften Unternehmen des Sensorik-Bereiches ebenfalls am anhaltenden Aufwind der Wearable-Industrie teilhaben (Grafik 1). Der prognostizierte starke Anstieg des globalen Datenaufkommens (Grafik 2) dürfte auch auf die stärker werdende Nutzung von Wearables zurückzuführen sein. Broadcom gehört zu den weltweit agierenden Unternehmen des Sensorik-Segmentes, die bereits vom aktuellen «Rummel» der Wearables profitieren. So liegt der Erlösbeitrag aus Broadcoms Geschäftsfeld «Konnektivität und Breitband» bereits bei 69 %. Das grösste Wachstum verzeichnete das mobile Segment des auf Draht- und Drahtlosnetzwerk spezialisierten US-Halbleiterherstellers; es übertraf alle Erwartungen. 2015 könnte es in Broadcoms Konnektivitäts- und Breitbandgeschäftsfeld zu einer weiteren Erlössteigerung von bis zu 5 % kommen. Interessant zu wissen: Der Internet-Titan Apple ist ein gern gesehener Kunde von Broadcom und kauft Wi-Fi- und Breitband-Chips (seekingalpha; Februar 2015).

«Das nächste grosse Ding»

Dies sagen derzeit viele Branchenkenner und meinen die neue technologische Revolution, die unser Leben in einer Form verändern wird, wie es einst das Smartphone tat. Dafür gibt es starke Argumente: Einerseits scheint der Trend nachhaltig zu sein und dürfte sich dauerhaft durchsetzen. Andererseits sind die Entwicklungen rasant: Laut Prognosen von Juniper Research wird der weltweite Marktwert aller Wearables zwischen den Jahren 2013 bis 2018 von 1.4 Milliarden auf 19 Milliarden US-Dollar steigen (Oktober 2013). Die schnelle Marktakzeptanz hat vermutlich einen schlichten Grund: Wearables oder das Bedürfniskonzept, auf das sie ausgerichtet sind, stiften Nutzen. Den Usern geben die Kleinstcomputer Antworten auf entweder unbeantwortete oder bislang nie gestellte Fragen. Es hat sich herausgestellt, dass Nutzer Informationen über sich selbst sammeln, auswerten und gegebenenfalls körperliche Leistungen verbessern wollen. Im Fokus stehen daher Wearables mit Gesundheitsfunktionen wie die digitale Schlaf- und Diätüberwachung, die Stressbewältigung und die Herzrhythmusüberwachung (Grafik 3).

«Smarte» Insulinpumpe zum Aufkleben

Unterschiedlichste medizinische Überwachungen, die Versorgung von Neu- und Frühgeborenen, Schlafdiagnostik oder die Fernbetreuung und -diagnose in Regionen mit geringer medizinischer Versorgung: All dies zeigt die neuen Einsatzmöglichkeiten von Wearables in für uns wichtigen Bereichen. Klein, praktisch und innovativ: So beschreiben zum Beispiel Pharmaexperten die von Tandem entwickelte erste intelligente Insulinpumpe mit Touchscreen namens t:slim®. Sie wird derzeit nur in den USA angeboten, könnte aber 2015 weitere Märkte erobern (diabetiker.info). Bereits 2013 verzeichnete sie ein reissendes Absatzplus von 71 % (Unternehmensbericht; Q314). Über die Pumpe, die einem Smartphone ähnelt, lassen sich alle Daten und Messwerte dank einer Insulin-App online verwalten. Der Rivale Insulet ist ebenfalls gut positioniert, denn auch seine smarte Pumpe namens mylife OmniPod ist neuartig: Ohne Schläuche wird der Pod einfach auf die Haut geklebt, der Träger erhält mehr Bewegungsfreiheit im Alltag.

Wegen der hohen Nutzenstiftung in der Sport- und Gesundheitsindustrie dürften sich Wearables in diesen Branchen am schnellsten etablieren. Das smarte T-Shirt ist ein aussichtsreiches Anwendungsbeispiel, das in beiden Industrien – Sport und Medizin – zum Einsatz kommt. Es wurde vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen entwickelt und enthält eine Messtechnik für Elektrokardiogramme (EKG) und Atmungserfassung. Weitere Einsatzbereiche des intelligenten Kleidungsstückes sind denkbar: Leicht angepasst könnte es Feuerwehrleuten bei der Brandlöschung zusätzliche Sicherheit bieten, denn es überwacht Vitalfunktionen und lokalisiert den jeweiligen Standort seines Trägers. Vielleicht könnten medizinische Wearables bald die Zahl der konventionellen, zeitaufwendigen Arztbesuche reduzieren. Bei Standard-Kontrolluntersuchungen handelt es sich ohnehin nur um Momentaufnahmen. Das T-Shirt hingegen misst Gesundheitsdaten dauerhaft, kann sie dem Arzt online senden und einen möglicherweise realistischeren Befund erstellen.

Ein T-Shirt gibt Ratschläge

Beim Sport sind es zurzeit die «smarten» Kleidungsstücke des Sportartikelherstellers Under Armour. Dessen Kompressions-Shirts oder intelligente Schuhe senden Biosignale an die Smartphone-App des Sportlers. Sie vergleichen und analysieren einzelne Trainingseinheiten und helfen ausserdem, gesetzte Leistungsziele zu erreichen. In Bezug auf seine derzeitige Markenbekanntheit belegt Under Armour derzeit Platz zwei – nach Nike. Unternehmenschef Kevin Plank war schon 2012 der dritteinflussreichste amerikanische CEO unter vierzig – vor Tesla-Kopf Elon Musk. Aktuell profitiert Under Armour von Käufen der «Millennials», einer Kundengruppe, die sich zwischen 1990 und 2010 im Teenager-Alter befand, und sich wegen ihres gesunden Lebensstils immer stärker den Gesundheits-Apps, mapmyfitness.com oder myfitnesspal.com, widmet (seekingalpha; März 2015). Auch bei (männlichen) US-Teenagern der Gegenwart ist Under Armour höchst beliebt (Grafik 4).

In Wearables investieren

Der Feldzug hat gerade erst begonnen; es dürfte sich um einen nachhaltigen Trend handeln, vielleicht um eine neue technologische Revolution. Für Anleger, die am Aufwind der Wearables teilhaben möchten, wurde der neue «Solactive Wearable Tech Performance- Index» aufgelegt. Er reflektiert die Wertentwicklungen von bis zu 15 internationalen Aktien aussichtsreicher Unternehmen, die einen massgeblichen Teil ihres Umsatzes aus dem Wearable Segment schöpfen, über ein aussichtsreiches Geschäftsmodell verfügen und wichtige quantitative Kriterien erfüllen (Infobox). Im gleichgewichteten Index enthalten sind derzeit vor allem «Pure Plays», die von der Dynamik der Fitness- und Gesundheitsbranche profitieren. Er wird zweimal im Jahr angepasst.

Anleger partizipieren mit dem VONCERT Open End auf den «Solactive Wearable Tech Performance-Index» nahezu 1 : 1 an dessen potenziellen Kurssteigerungen, aber auch an möglichen Verlusten. Das Tracker-Zertifikat (Open End) wird in verschiedenen Währungstranchen angeboten. Anleger sollten berücksichtigen, dass sich die Wearable-Branche in einem noch frühen Stadium befindet, was grosses Upside-Potenzial, aber auch entsprechende Risiken in sich birgt.

Auswahlpool des «Solactive Wearable Tech Performance-Index»

Im Auswahlpool enthalten sind bis zu 15 Aktien von Unternehmen, die am Selektionstag die folgenden Kriterien erfüllen:

  • Signifikante Geschäftstätigkeit im Wearable-Sektor
  • Listing an einer anerkannten und regulierten Börse
  • Marktkapitalisierung mind. USD 5000 Mio.
  • Tägliches Handelsvolumen im Schnitt und in den letzten 6 Monaten von mind. USD 15 Mio.
  • Keine Verkaufsbeschränkungen; frei handelbar

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